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Lehrkräfte haben gerade aufgestockt – als Dankeschön: Söder will Lehrer-Teilzeit kürzen

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MÜNCHEN. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will den öffentlichen Dienst drastisch verkleinern: Bis 2040 sollen rund 10.000 Stellen entfallen – doppelt so viele, wie bisher angekündigt. Welche Bereiche genau betroffen sein werden, ist noch offen. Fest steht aber: Auch im Bildungsbereich denkt Söder laut über Einschnitte nach – insbesondere bei der Teilzeit von Lehrkräften. Dabei hatten nach Appellen gerade erst viele ihre Arbeitszeit aufgestockt. Lehrerverbände schlagen Alarm und warnen vor fatalen Folgen. 

Mag’s lustig: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), hier bei einem Auftritt im Fasching 2025. Foto: Stefan Brending, Wikimedika Commons, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de

Im Gespräch mit dem Münchner Merkur begründete Söder seinen Sparkurs mit den hohen Personalkosten: „Wir müssen als Staat entschlacken. 40 Prozent unseres Etats gehen in den öffentlichen Dienst. Daher brauchen wir eine Stellenbremse und langfristig eine Reduzierung.“ Dies solle durch verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Bürokratieabbau gelingen. „Mein Ziel: Bis 2040 10.000 Stellen abzubauen, also doppelt so viele als bisher geplant.“

Ob Schulen unmittelbar von den geplanten Kürzungen betroffen sein werden, ließ Söder offen. Klar äußerte er sich jedoch zur Arbeitszeit von Lehrkräften: „Es macht wenig Sinn, Quereinsteiger im Bildungsbereich zu beschäftigen, wenn gleichzeitig bis zu 50 Prozent der ausgebildeten Lehrkräfte in Teilzeit sind.“ Damit stellte er eine Einschränkung der Teilzeitoptionen in Aussicht – ein Vorhaben, das auf scharfe Kritik stößt.

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BLLV: „Wir brauchen mehr – nicht weniger!“

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) reagierte mit einer deutlichen Absage an die Pläne. Präsidentin Simone Fleischmann betonte: „Alle Lehrerinnen und Lehrer geben ihr Bestes für die Kinder und Jugendlichen und für die Bildung in Bayern. (…) Wir müssen aber auch ganz klar sagen: Das ist nicht der Weg und das geht auch nicht immer so weiter. Wir brauchen mehr Lehrkräfte und mehr Unterstützungskräfte und mehr Wertschätzung für die Kinder und alle Kolleginnen und Kollegen in Bayern – nicht weniger. Ein bisschen weniger Teilzeit kann den Bedarf nicht decken.“

Ihr Vizepräsident Gerd Nitschke verwies auf die gesundheitliche Dimension:
„Wir müssen die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit aller Kolleginnen und Kollegen an den Schulen im Blick haben. (…) Was aber nicht sein darf, sind erneute Zwangsmaßnahmen, wie beim so genannten ‚Piazolo-Paket‘, das die Teilzeitmöglichkeiten an den Grundschulen bereits eingeschränkt hat und die Lehrkräfte zur Mehrarbeit verpflichtet hat. Das hatten wir also schon und es hat nichts gebracht außer noch mehr Probleme.“

Nitschke machte deutlich, dass die Belastungsgrenzen längst überschritten seien: „Schon jetzt verlieren wir über 500 Vollzeitkapazitäten durch begrenzte Dienstfähigkeit. 1.800 Kolleginnen und Kollegen an Grund- und Mittelschulen sind krank und nur noch begrenzt dienstfähig. (…) Dann müssen wir Kürzungen und Einschränkungen im Sinne der ganzen Gesellschaft eine dringende Absage erteilen!“

Gymnasiale Schulfamilie: „Schlag ins Gesicht“ für Teilzeit-Lehrkräfte

Auch die Vertreter der gymnasialen Schulfamilie zeigen sich entsetzt. Günter Manhardt (Direktorenvereinigung) und Michael Schwägerl (Bayerischer Philologenverband) erklärten:
„Diese Überlegungen sind Gift für einen bereits jetzt unter massivem Druck stehenden Bildungsbereich! Sie wirken demotivierend und darüber hinaus zerstören sie gerade in der gymnasialen Schulfamilie das Vertrauen in die Staatsregierung, nachdem in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Personalmangelsituation dieses Schuljahres bewältigt werden konnte. Für die Teilzeit-Lehrkräfte, die gerade erst aufgestockt haben, wirkt es wie ein Schlag ins Gesicht, wenn nun Zwangs-Teilzeiteinschränkungen in Aussicht gestellt werden.“

Der Hintergrund: Erst vor wenigen Wochen hatten zahlreiche Teilzeitkräfte an den Gymnasien freiwillig zusätzliche Stunden übernommen, um den akuten Lehrermangel abzufedern – nach einem gemeinsamen Appell der Schulleitungen und des Philologenverbands. Wie der Philologenverband mitteilte, gelang es dadurch, Engpässe zum Schuljahresstart zu bewältigen (News4teachers berichtete). Dass nun Einschränkungen der Teilzeit angedroht werden, empfinden die Verbände deshalb als eine Brüskierung der Lehrkräfte, die gerade erst Entlastung ermöglicht haben.

Die Verbände kritisierten außerdem die Abwertung von Quereinsteigern: „Wer Quereinsteiger abwertet, muss wissen, dass sie in Bayern alle ein Referendariat mit zweitem Staatsexamen absolviert haben.“

Familienpolitische Gründe seien der wichtigste Faktor für Teilzeit, betonten die Gymnasialvertreter: „Hier sollte der Staat ansetzen und seinen Aufgaben nachkommen: Wenn mehr Kinderbetreuungs- und Pflegeplätze zur Verfügung stehen würden, wären auch weniger Teilzeiten notwendig.“

Skeptisch sehen sie auch Söders Vertrauen in Technik: „Mit Bürokratieabbau alleine und Einsatz von KI lösen wir die Probleme im Bildungsbereich nicht. (…) Menschen brauchen Menschen, als Gegenüber und im Miteinander. Das gilt in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche.“ News4teachers / mit Material der dpa

BLLV stellt Söders Schulpolitik ein (Berichts-)Zeugnis aus: Viele Baustellen, wenig Fortschritt

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