HAMBURG. Der ehemalige Bundesbildungsmininister und Hamburger Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi sowie Jörg Dräger, ehemaliger Hamburger Wissenschaftssenator, haben sich bei einer „Zeit“-Matinee für eine bessere Lehrerausbildung und den Bildungsförderalismus ausgesprochen.
Dräger, der mittlerweile Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung ist und mit dem „Deutschen Lernatlas 2011“ gerade eine große Bildungsstudie vorgestellt hat, fordert mehr Stabilität im deutschen Bildungssystem. Vor allem im Norden Deutschlands gebe es zu viele Veränderungen, sagte Dräger im Gespräch mit Klaus von Dohnanyi und „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. Dräger sieht darin einen wichtigen Grund, dass die südlichen Bundesländer in Bildungsfragen erfolgreicher seien.
Von Dohnanyi sprach sich auf der Veranstaltung für den Bildungsföderalismus aus. Er, von Dohnanyi, sei nicht dafür, alles zu standardisieren. Die Länder müssten verantwortlich sein, möglichst auf kommunaler Ebene. Die Verantwortung müsse dort liegen, wo die Schule tatsächlich stattfindet, sagte der ehemalige Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Er halte aber eine “zentrale Qualitätsüberprüfung” für notwendig.
Sowohl von Dohnanyi als auch Dräger plädieren für eine bessere Lehrerausbildung, die die Motivation und Eignung von Lehramtsstudenten überprüfe. Dräger betonte, dass sich Lehramtsstudenten selbstkritisch damit beschäftigen müssten, ob sie für den Lehrerberuf überhaupt geeignet seien. Es gebe viel zu viele Lehrer, die überfordert seien.
Von Dohnanyi sagte, dass sich zu viele Abiturienten nicht aus “Zuneigung zur Pädagogik” für den Lehrerberuf entschieden, sondern etwa wegen der flexiblen Arbeitszeiten. Er forderte zudem eine neue Lehrerbesoldungsstruktur, mit der mehr Lehrer eingestellt werden könnten – sprich: niedrigere Gehälter. (kö)