MAGDEBURG. Diskriminierung, Rassismus und Intoleranz sind seit 2013 in sechs Fällen an Schulen in Sachsen-Anhalt registriert worden. Das teilte das Innenministerium in Magdeburg auf Anfrage mit. Doch die Dunkelziffer wird deutlich höher eingeschätzt. Projekte vom Land und Vereinen sollen Schüler und Lehrkräfte sensibilisieren.
Jeweils drei Straftaten habe es in den Jahren 2013 und 2014 gegeben. Bei ihnen handele es sich nicht um Gewaltdelikte, sagte Ministeriumssprecherin Anke Reppin. Die Angaben wurden aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität unter dem Themenfeld Rassismus ausgewertet.
„Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Die Vorfälle mit rassistischen Motiven, bei denen Kinder mit Migrationshintergrund leicht verletzt oder beschimpft wurden, haben in den letzten Jahren zugenommen“, berichtete die Jugendbildungsreferentin des Vereins Miteinander, Ricarda Milke. Der Verein setzt sich für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt ein. Auch der Geschäftsführer des Vereins, Pascal Begrich, bestätigte, rechtsradikale Themen seien zum ständigen Begleiter der Schüler geworden, da sie nur einen Klick weit im Internet entfernt lägen. „Ein Blick in die Jungen-Toilette verrät oft viel über die Subkultur in einer Schule.“ Aufklärung und pädagogische Maßnahmen seien Mittel, um weiteren Vorfällen vorzubeugen. „Projekttage oder andere Aktionen sollten dabei nah an der Lebenswelt der Schüler orientiert sein.“
Die Landeszentrale für politische Bildung in Magdeburg will im kommenden Jahr mit speziellen Angeboten zum Thema Flüchtlinge an die Schüler herantreten. Außerdem hält sie weiter am Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gegen Intoleranz und Diskriminierung an Schulen fest. „An den 112 Schulen, die wir für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit solchen Themen gewinnen konnten, sehe ich eine gute Resonanz und auch eine positive Gesamtentwicklung“, sagte die Landeskoordinatorin des Projekts, Cornelia Habisch. Der Landtag wolle das Projekt weiterhin auch 2016 mit 100.000 Euro fördern. Denn Anlass zur Entwarnung gibt es auch Habisch zufolge nicht: „Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen wie die derzeitige Asyl-Debatte oder die islamfeindliche Pegida-Bewegung führen immer wieder zu Rückschlägen und neuem Handlungsbedarf.“ dpa
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Titelbild: Bernd Schwabe in Hannover / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

