Website-Icon News4teachers

Löhrmann: 1,7 Prozent des Unterrichts fallen in NRW aus – Eltern zweifeln

Anzeige

DÜSSELDORF. Wie viel Unterricht für die Schüler in NRW unter den Tisch fällt, war längere Zeit Spekulation. Jetzt gibt eine Stichprobe Hinweise. Pro Klasse fällt laut Ministerium alle zwei Wochen ein Stunde aus. Die Landeselternkonferenz (LEK) hat allerdings Zweifel am Ergebnis der Stichproben-Erhebung geäußert.

Hat eine Stichproben-Erhebung zum Unterrichtsausfall in Auftrag gegeben: NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Foto: Alex Büttner

An nordrhein-westfälischen Schulen fallen laut Landesschulministerium 1,7 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus. Das ist umgerechnet alle zwei Wochen eine Schulstunde pro Klasse, wie aus einer Stichproben-Erhebung für das laufende Schuljahr und die rund 5700 öffentlichen Schulen im Land hervorgeht. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) betonte bei der Vorstellung der Untersuchung am Mittwoch, die letzte Stichprobe vor fünf Jahren habe noch einen Ausfall von durchschnittlich 2,4 Prozent ermittelt. Der Eindruck, Unterrichtsausfälle hätten in den vergangenen Jahren massiv zugenommen, sei damit widerlegt, sagte Löhrmann.

Allerdings hat aktuell der Vertretungsunterricht auf 7,5 Prozent zugenommen. Dazu rechnet die Erhebung auch Ersatzunterricht in einem anderen Fach als laut Stundenplan vorgesehen oder das «eigenverantwortliche Lernen» der Schüler. Ebenfalls zugelegt hat der sogenannte Unterricht in besonderer Form, der auch etwa Projekttage, Schulfeste oder Klassenfahrten umfasst. Besondere Ausreißer unter den sieben Schulformen habe es nicht gegeben, sagte die Ministerin. In absoluten Zahlen fallen laut Stichprobe 1,8 Millionen Unterrichtsstunden im Schuljahr 2014/2015 aus.

Anzeige

Im September 2014 waren 770 von 5700 öffentlichen Schulen nach Zufallsprinzip ausgewählt und ohne Vorwarnung befragt worden. Am meisten Unterricht fiel in Realschulen und in der Sekundarstufe I der Gesamtschulen weg – mit je 2,9 Prozent. Besonders gut sah es an Grundschulen, Förderschulen oder auch dem Gymnasium in der Sekundarstufe II aus. Es zeige sich, dass viele Schulen über gute Konzepte zur Vermeidung von Unterrichtsausfall verfügten.

Die Zahlen seien viel zu niedrig und stimmten nicht mit Wahrnehmung und Erfahrung der Eltern im Land überein, sagte der LEK-Vorsitzende Eberhard Kwiatkowski. Die Ausfälle hätten negative Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts und den Bildungserfolg der Schüler.

Die Gewerkschaft GEW forderte zusätzliches Personal und nannte einen Stellenzuschlag von sieben Prozent als Ziel. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält eine Stellenreserve von acht Prozent für das Minimum. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann sagte, als Ausfall müsse jede Unterrichtsstunde gewertet werden, die nicht laut Stundenplan erteilt werde. Ein Fach durch ein beliebiges anderes zu ersetzen oder Lerngruppen zu übergroßen Kursen zusammenzulegen, nutze Schülern bei den Prüfungen wenig. Die FDP forderte erneut eine Ausfallstatistik für jede einzelne Schule. Laut CDU gibt es keinen Anlass zur Entwarnung.

Löhrmann zufolge sind im rot-grünen Haushalt für 2015 gut 52 Millionen Euro flexible Mittel für den Vertretungsunterricht eingeplant. Vor allem, um bei längerfristigen Erkrankungen Ersatzkräfte zu finanzieren. Es gebe auch eine große Zahl von Vertretungsreserven, allein 900 Stellen für die Grundschulen. dpa

Zum Bericht: „Verdeckter Unterrichtsausfall“ – Verband kritisiert schöngerechnete Statistiken

Anzeige
Die mobile Version verlassen