KIEL. Grundschullehrer werden schlechter bezahlt als Lehrer an weiterbildenden Schulen. Die Lehrergewerkschaft GEW will das ändern. Dafür protestierten jetzt Grundschullehrer in Kiel. Das schleswig-holsteinische Kultusministerium erteilte ihnen jedoch eine Abfuhr.
Auf ihren Plakaten war unter anderem zu lesen: «Wir haben auch 100% studiert – A13 für alle». Für bessere Bezahlung sind am Dienstagabend nach Gewerkschaftsangaben rund 1.000 Grundschullehrer vor das schleswig-holsteinische Bildungsministerium gezogen. Sie forderten, künftig so vergütet zu werden wie ihre Kollegen an den weiterführenden Schulen.
«Der Gesetzentwurf der Landesregierung ist zutiefst ungerecht», sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Matthias Heidn, bei der Abschlusskundgebung. Durch die Pläne der Koalition aus SPD, Grünen und SSW würden die Grundschullehrer «für die kommenden Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, bei der Besoldung abhängt». Bildungsstaatssekretär Dirk Loßack lud nach der Kundgebung eine kleine Gewerkschafts-Delegation zu Gesprächen ins Ministerium.
Schleswig-Holstein will künftig alle neuen Lehrer an weiterführenden Schulen gleich bezahlen – unabhängig davon, ob sie an Gymnasien oder an Gemeinschaftsschulen unterrichten. Sie sollen als Einstiegsgehalt A13 bekommen. Die früheren Grund- und Hauptschullehrer, die an diesen Schulen unterrichten, müssen zuvor allerdings Fortbildungen absolvieren. Für die Grundschullehrer soll sich hingegen nichts ändern.
«Wir wollen die Besoldungs-Ungerechtigkeit an weiterführenden Schulen beseitigen», erklärte Loßack auf Anfrage. Das Studium der Grundschullehrer sei genauso fundiert wie das der anderen Lehrkräfte. «Die Einstufung ist also keineswegs eine Geringschätzung der Grundschullehrkräfte, sondern beschreibt, dass sie ein anderes Aufgabenfeld als Lehrkräfte weiterführender Schulen haben.» Gehaltsunterschiede seien «im Landesdienst bei verschiedenen Aufgaben normal».
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte bei der Einbringung ihres Gesetzentwurfs in den Landtag im Oktober erklärt, Grundschullehrer würden in allen Bundesländern nach A12 besoldet. Es sei nicht vertretbar, dass in dieser Frage ausgerechnet das finanzschwache nördlichste Bundesland vorpresche. Sie beziffert die Mehrkosten für die Angleichung der Besoldung an den weiterführenden Schulen auf 11 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der Vorsorge koste das Reformpaket 30 Millionen Euro. Das Besoldungsgesetz will der Landtag voraussichtlich im Januar verabschieden.
GEW-Landeschef Heidn appellierte an die Ministerin, den Gesetzentwurf zu überdenken. «Es ist höchste Zeit, dass die SPD-geführte Landesregierung das sozialdemokratische Motto “Gleicher Lohn für gleiche Arbeit” im Bildungsbereich umsetzt». Anders zu handeln, sei politisch unglaubwürdig. dpa