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“Förderunterricht als Zugabe, Inklusion als Versuch” – Grundschulen sind mangelhaft ausgestattet

MAINZ. Zu wenig Inklusionspädagogen,  zu wenig Schulleitungen, zu wenig Förderstunden: Der Verband Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz (VBE RP)  hat eine Umfrage zur Austattung der Grundschulen durchgeführt.Vor diesem Hintergrund fordert die Gewerkschaft jetzt unter anderem eine Lehrerversorgung von 110 Prozent.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  1. Schulleitung – verbreitet N.N.
    An mehr als jeder zehnten Grundschule ist die Schulleitungsstelle nicht besetzt. Eine gute Schulentwicklung ist ohne engagierte Schulleitung nicht realisierbar.
  2.  Ausstattungen – stabile Möbel, alte Computer, Sekretärinnen „auf Besuch“
    Eine Analyse der Ausstattungen ergeben ein durchwachsenes Bild. Bei den Grundelementen (Gebäude, Mobiliar etc.) ist von einem überwiegend guten Zustand auszugehen, ein Zeichen für das Engagement der Schulträger. Prekär ist die Situation dagegen bei den modernen Medien und Lernmitteln sowie insbesondere in den Schulsekretariaten, die völlig unterbesetzt sind.
  3. Inklusion – mehr als ein Versuch?
    Über die Hälfte der Schwerpunkt-Grundschulen gibt an, nicht angemessen mit Förderlehrerwochenstunden versorgt zu werden. Noch mehr Schulen bemängeln, weder räumlich noch sachlich entsprechend der Behinderungen der Kinder ausgestattet zu sein; integrierte Förderung kann nicht in einem ausreichenden zeitlichen Umfang stattfinden. Die Inklusion befindet sich durch diese Mängel in einem reinen Versuchsstadium.
  4. Integration von Kindern mit Migrationshintergrund – noch nicht angekommen
    Flüchtlingskinder erhalten zu über 50 Prozent nicht die angekündigten Sprachintensivkurse. Über 90 Prozent der Grundschulen geben an, dass sie keinerlei externe Unterstützung beim Umgang mit traumatisierten Kindern erhalten.
  5. Entgegen der regierungsamtlichen Sichtweise ist der Grundschulalltag durch häufige Unterrichtsausfälle gekennzeichnet. Zudem ist eine ungleiche Verteilung der Unterrichtsversorgung festzustellen. „Feuerwehrlehrkräfte“ sind faktisch nicht einsatzbereit, weil sie für längerfristige Vertretungen verplant sind.
  6. Förderunterricht – Luxus für wenige
    Individuelle Förderung im Sinne von fördern & fordern ist der pädagogische Kern der Grundschule. Defizite in der Unterrichtsversorgung führen zuallererst zum Abbau der Fördermöglichkeiten. 75 Prozent der Schulen sind nicht ausreichend mit Ressourcen für einen regelgerechten Förderunterricht versorgt. In der Konsequenz heißt das: Förderunterricht an Grundschulen bleibt ein Luxus in pädagogischen Schönwetterlagen.
  7. Zeitarbeit an Grundschulen – pädagogisches Engagement ohne Perspektiven
    An jeder zweiten Grundschule werden Lehrkräfte zeitlich befristet eingesetzt – ohne längere berufliche Perspektive. Dies schlägt zwangsläufig auf den Unterricht durch.
  8. Absenkung der Klassengröße – kein Allheilmittel
    Die Absenkung der Klassengröße auf maximal 24 Schüler hat sich insgesamt positiv ausgewirkt. Sie kann aber nicht alle Entwicklungen kompensieren, mit denen Grundschulen fertig werden müssen.
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    Die Grundbildung ist immer noch das Stiefkind der Bildungspolitik, kritisiert die Gewerkschaft. Foto: &DC / Flickr (CC BY 2.0)

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse fordert der VBE RP von der Landesregierung:

Zur Umfrage: Der VBE RP hatte im Dezember 2015 969 Grundschulen angeschrieben, von denen haben 410 Schulen geantwortet. Die Umfrage ist Teil der 2016er Grundschulkampagne des VBE, die unter dem Motto steht „ … ein guter GRUND SCHULE zu stärken“. nin

Weitere Informationen unter VBE RP

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