STUTTGART. Haupt- und Werkrealschullehrer müssen aus Sicht der Gewerkschaft GEW besser bezahlt werden. «Gleiche und gleichwertige Arbeit muss gleich bezahlt werden», sagte die baden-württembergische GEW-Landeschefin Doro Moritz mit Blick auf die schulformspezifischen Unterschiede in den Bezügen. Hauptschullehrer hätten in der Sekundarstufe I die schwierigste Klientel und müssten Ganztagsbetrieb, Berufsorientierung und Inklusion schultern.
Wegen der rückläufigen Zahl der Hauptschulen kommen deren Lehrer nach und nach an Real- und Gemeinschaftsschulen, wo ihre Kollegen deutlich besser bezahlt werden. Wenn Pädagogen im selben Kollegium unterschiedliche Besoldung erhalten, vergiftet dies Moritz zufolge das Schulklima. «Nur weil diese Pädagogen nicht laut schreien, dürfen sie nicht länger vertröstet werden», sagte sie. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) werde ihnen eine Stimme geben, auch mit Blick auf die Haushaltsberatungen der grün-schwarzen Landesregierung von Baden-Württemberg im Herbst.
Es handelt sich je nach Familienstand und Alter um Unterschiede von 400 und 500 Euro zwischen der Besoldungsstufe A12 (Hauptschullehrer) und A13 (Realschullehrer). Eine Änderung werde umso dringlicher, da in Baden-Württemberg kommendes Jahr nach dem reformierten Lehramt bezahlte Junglehrer auf die Hauptschulen kämen und damit mehr verdienten als erfahrene Kollegen.
Die zusätzlichen Kosten, um alle Hauptschullehrer nach A13 zu befördern, beziffert Moritz auf 80 Millionen Euro für das Bundesland im Jahr. «Das ist nicht wenig, aber absolut notwendig.»
Die von Ex-Kultusminister Andreas Stoch (SPD) konzipierte Beförderungsqualifizierung für Haupt- und Werkrealschullehrer in Baden-Württemberg werde im Herbst gestartet, allerdings auf niedrigerem Niveau als erwartet: Aus Haushaltsresten des Kultusministeriums würden 200.000 Euro zusammengekratzt, um rund 200 Lehrer auf neue Aufgaben an der Realschule vorzubereiten. Die Zahl der Lehrer, die landesweit in absehbarer Zeit ihren Arbeitsplatz ändern müssen, beziffert Moritz auf etwa 10.000.
Ursprünglich waren 400 000 Euro für den Einstieg in die Fortbildung vorgesehen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) tue sich aber schwer, bei Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) Geld locker zu machen, sagte Moritz. «Dass unter maßgeblicher Beteiligung der Grünen bei der Aufstiegsqualifizierung der Rotstift angesetzt wurde, macht mich stinkesauer.» Sie fügte hinzu: «Ich glaube, dass die CDU in Bezug auf die notwendigen Verbesserungen für Beamte wohlwollender ist als die Grünen. Das muss sie jetzt unter Beweis stellen.” dpa
Zum Bericht: Offener Brief von Beckmann an Löhrmann: Vergessen Sie die Hauptschule nicht!