Endlich! Die GroKo ist eingetütet – und mit ihr das durchaus ambitionierte Bildungsprogramm, auf das sich Union und SPD im Koalitionsvertrag geeinigt haben. Dazu gehört das Fünf-Milliarden-Euro-Paket für die Digitalisierung der Schulen, das eigentlich schon von Noch-Bundesbildungsministerin Johanna Wanka versprochen worden war, nun aber von ihrer Nachfolgerin – wie heißt sie noch gleich? – auf die Schiene gebracht werden muss. Wer die Posse um Frau Wankas Abtauchen, nachdem sie den Ländern das Geld versprochen hatte, nochmal nachlesen möchte, kann das hier tun. Wer die neue Bundesbildungsministerin („Anja wer?“) kennenlernen möchte, die immerhin schon mal Elternsprecherin war, wird hier bedient.
Mit im Paket der GroKo: ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule. Klingt erst mal gut. Wer allerdings unsere Analyse liest, nach der die Schülerleistungen in Deutschland seit der großflächigen Einführung der offenen Ganztagsschule auf breiter Front gesunken sind, ist sich da womöglich nicht mehr ganz so sicher. Ich als Autor des kritischen Beitrags bin im dazugehörigen Leserforum verdächtigt worden, Frauen wieder zurück an den Herd treiben zu wollen. An dieser Stelle sei nochmals betont: Das will ich natürlich keineswegs! (An meine Frau: Ehrlich nicht, Schatzi! Würde ich nie tun …) Ich sähe den Rechtanspruch aber gerne erweitert: nämlich auf einen guten Ganztagsplatz, der nicht nur Aufsicht, sondern auch schulische Förderung garantiert. Der real existierende offene Ganztag fällt hier leider aus. Wie auch nicht – bei nur zwei Betreuerinnen auf 25 Kinder?
Dauerbrenner “Tyrannenkinder”
Weiteres Großthema in dieser Woche: der Dauerbrenner „Tyrannenkinder“. Wieder kapituliert ein Kollegium vor Schülern, die außer Rand und Band zu sein scheinen. Die Meldung, die Schule – es handelt sich um eine Berliner Grundschule – habe einen Sicherheitsdienst mit der Pausenaufsicht beauftragt, hatte schon hellhörig gemacht. Jetzt wurde bekannt: Seit Monaten herrscht Ausnahmezustand in der Bildungseinrichtung. Von ausufernder Schülergewalt ist die Rede. Die Schulleitung hat Hilferufe an Behörden und Bildungsverwaltung geschickt – sie blieben ungehört. Berlin hat also wieder eine „Rütli-Schule“, und der VBE zeigt sich angesichts wachsender Erziehungsprobleme alarmiert.
Apropos Probleme: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, holt ein Thema zurück auf die Tagesordnung, das in der täglichen Flut von Katastrophenmeldungen aus der Welt der Bildung fast schon unterzugehen drohte – die Inklusion. War da was? Ja, durchaus. Obwohl der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Schülern mangels angemessener Personalausstattung nach wie vor nicht rund läuft, ist es zuletzt still in der Debatte geworden. Zu still, wie Meidinger meint. Und schlägt deshalb Krach: Wenn dabei nicht endlich Qualität vor Quantität gehe, dann fahre das „große gesellschaftliche Projekt“ vor die Wand. Keine Widerrede von hier aus.
Gewichtige Themen bedürfen großformatiger Veranstaltungen, um sie in einen würdigen Rahmen zu setzen. Und was wäre ein gewichtigeres Bildungsthema als der „Unterricht der Zukunft“? Entsprechend glamourös war das Meeting, auf dem das diskutiert wurde (und dabei ging es bei weitem nicht nur ums Digitale): der Deutsche Schulleiterkongress, zu dem in dieser Woche mehr als 2.500 Schulleiter aus ganz Deutschland im Düsseldorfer Kongresszentrum in edlem Ambiente und viel Prominenz (wie Nordpolforscher Arved Fuchs, Weltschiedsrichter Urs Maier oder NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer) zusammenkamen.
Klar, dass sich dort auch die Crème de la Crème der Bildungswissenschaft blicken ließ. Prominentester Vertreter: Professor Andreas Helmke, der renommierteste deutsche Unterrichtsforscher. Er kam eigens aus Vietnam angereist (wo er das dortige Bildungsministerium berät), um den versammelten Schulleitern die fünf Geheimnisse des guten Unterrichts zu verraten. Psssst! Unseren Lesern hat er sie auch verraten – und zwar hier!
Diskutiert wurde auch eine repräsentative Umfrage unter Schulleitungen in Deutschland, die der VBE eigens zum Kongress in Auftrag gegeben hatte. Die meisten Ergebnisse überraschen nicht – belastet fühlen sich die Rektoren und Direktoren durch Lehrermangel, Bürokratie und wachsende Aufgabenflut. Deshalb würde jeder vierte den Job auch “auf keinen Fall” weiterempfehlen. Und trotzdem: 95 Prozent von ihnen geben an, jeden Morgen gerne zur Arbeit zu fahren. Dieses positive Denken überrascht dann schon – und gibt Hoffnung. Die stirbt bekanntlich zuletzt. Agentur für Bildungsjournalismus