TÜBINGEN. Viele Schulen in Deutschland bieten mittlerweile drei und mehr unterschiedliche Religionsunterrichte. Angesichts der Veränderungen der Gesellschaft wäre eine stärkere Kooperation notwendig, findet der Tübinger Theologe Reinhold Boschki. Auch die Rolle der Religionslehrers müsse sich wandeln.
Verschiedene Religionen und Konfessionen sollten aus Sicht des Tübinger Experten Reinhold Boschki im Schulunterricht stärker kooperieren. «Wir können nicht mehr nur Unterricht für uns alleine machen», sagte der Professor für Religionspädagogik an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Zwar bräuchten Kinder Identitätsangebote und das erfordere unter anderem, dass die Gruppen auch unter sich blieben. «Aber das heißt nicht, dass man nicht auf vielfältige Weise kooperieren kann», sagte Boschki. So könne man beispielsweise einzelne Einheiten des Unterrichts gemeinsam gestalten und sich über Themen wie etwa den Gottesbegriff oder Nächstenliebe miteinander austauschen.
Auch die Rolle der Religionslehrer habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagte Boschki weiter. Grund dafür seien auch Veränderungen in der Gesellschaft, die unter anderem zunehmend von Digitalisierung und Individualisierung geprägt seien. Es gehe im Religionsunterricht daher nicht darum, den Schülern etwas überzustülpen. Der Religionslehrer biete vielmehr an, zum Thema Religion und Religiosität ins Gespräch zu kommen und Wissen darüber zu vermitteln. «Es geht darum, den Glauben vorzuschlagen», sagte Boschki. Auf dieser Basis sollten sich die jungen Menschen dann selbst entscheiden können. (dpa)