„Verbrannte Erde, wohin man schaut. Bald werden sich die widerlichen #Opportunisten gegen sie wenden! Diesmal sollten wir die #Mitläufer nicht wieder laufen lassen!“, so hatte in dieser Woche der rheinland-pfälzische AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Uwe Junge mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel getwittert – und damit offenbar die Phantasien seiner Parteifreunde beflügelt.
„Mit Merkel zusammen müssen auch etwa 870.000 Kollaborateure aus den Ministerien, Fernsehstudios, Lehrkörpern, Sozialämtern und Gewerkschaften entsorgt werden. Endlich wird in Deutschland aufgeräumt!“, heißt es in einem Facebook-Beitrag, der namentlich und mit passendem Profilbild dem AfD-Bundestagskandidaten Dubravko Mandic zuzuordnen ist. Ein “Kollaborateur” ist laut Duden “jemand, der mit dem Kriegsgegner, der Besatzungsmacht gegen die Interessen des eigenen Landes zusammenarbeitet”.
Der Post ist mittlerweile gelöscht, die „Frankfurter Rundschau“ berichtet aber darüber, auch News4teachers liegt ein Screenshot vor. Was das geforderte „Entsorgen“ konkret für die angesprochen Lehrkräfte bedeuten soll, lässt der Autor des Posts offen – etwas deutlicher wird er in einem ergänzenden Kommentar nur mit Blick auf parteikritische Polizisten: „Führungskräfte der Bundespolizei dürfen nur insoweit verschont werden als sie gegen die Grenzöffnung remonstriert haben“, so heißt es. Bizarr: Mandic, der unlängst erst wegen Beleidigung von Politikern verurteilt wurde, ist von Beruf Rechtsanwalt – und gibt als Arbeitsschwerpunkt „Ausländer- und Asylrecht“ an.
Zuspruch kommt von einem Facebook-Konto, das dem nordrhein-westfälischen AfD-Bundestagskandidaten Stefan Zuehlke zuzuordnen ist: „Eine grosse Aufgabe, dennoch müssen wir sie erledigen, restlos!“ (Rechtschreibfehler im Original). Nicht die einzige Äußerung des AfD-Politikers, die eine Affinität zu Gewalt nahelegt: Auf seiner Seite (O-Ton: „Die gesamte Bundesregierung ist eine einzige verbrecherische Organisation!“) teilt er ein (philippinisches) Video, auf dem Männer in einem Schaukampf mit Stöcken aufeinander einschlagen. „Wenn Du Dir vorstellst, das seien Macheten, siehst Du die Treffer“, so begeistert sich Zuehlke öffentlich. Sein Profilbild ist eine Karikatur, die das Ende des Märchens „Hänsel und Gretel“ illustriert – und den Tod der Hexe zeigt, die von Gretel in den Ofen (sic!) gestoßen wird. „Je suis Gretel“ , so heißt es dazu. Eine Anspielung auf die Krematorien in den Konzentrationslagern?
Der Fall fügt sich in eine augenscheinlich bundesweite Strategie, mit der die AfD versucht, Druck auf Lehrkräfte auszuüben. Gegen einen Schulleiter, der im Fernsehen die Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust betont hatte („Wir haben rechtsextreme Abgeordnete im deutschen Bundestag wieder sitzen seit der letzten Bundestagswahl.“) reichte die Partei Dienstaufsichtsbeschwerde ein. Die Bremer AfD erstattete Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer der Hansestadt, dem die Partei vorwirft, „die Schüler für seine politische Agenda einzuspannen“, wie die AfD auf ihrer Facebook-Seite schrieb. Unlängst hat die Hamburger AfD angekündigt, eine Internet-Plattform einrichten zu wollen, auf dem Schüler und Eltern AfD-kritische Lehrer melden sollen – und stellte, nachdem die GEW ihr daraufhin „Nazi-Methoden“ vorwarf, ein Foto von angeblichen „GEW-Aktivisten“ auf ihre Homepage. Es zeigt, gut erkennbar, Lehrer auf einer Demonstration im Rahmen einer Tarifauseinandersetzung. News4teachers
Wie die AfD Druck auf kritische Lehrer ausübt – neuester Fall: Kampagne gegen einen Schulleiter

