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Britta Ernst zwingt Grundschullehrer zum Unterricht mit der Fibel – Andere Methoden werden verboten!

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POTSDAM. Alle Brandenburger Grundschüler lernen vom kommenden Schuljahr an wieder nach der Fibel-Methode lesen und schreiben. Andere Methoden wie das umstrittene «Lesen durch Schreiben» oder die «Rechtschreibwerkstatt» werden dann nicht mehr angewandt, kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch in Potsdam an. Das Ministerium werde die Umsetzung kontrollieren. Aus der Wissenschaft kam Widerspruch. „Es ist falsch, die Frage, wie Grundschüler am besten Lesen und Schreiben lernen, auf die Methode zu reduzieren. Es gibt noch nicht genug empirische Beweise, die für oder gegen den Einsatz bestimmter Methoden sprechen”, erkärte Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln.

Hält von der Methodenfreiheit der Lehrkräfte offenbar nicht so viel: Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Foto: Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg / flickr (CC BY 2.0)

 

Kürzlich war eine Studie bekannt geworden, wonach Grundschüler deutlich besser abschnitten, wenn sie mit der Fibel lernen (News4teachers berichtete). Obwohl die Studienergebnisse im Detail noch gar nicht vorliegen, hat Bildungsministerin Ernst, die vor einem Jahr ihr Amt antrat, nun reagiert: Sie stellte einen Fünf-Punkte-Plan vor, um Kindern richtiges Lesen und Schreiben gleich vom ersten Schultag an zu lehren und damit deren Kompetenzen zu stärken. In allen Schulen sollen künftig verbindliche Lernzeiten organisiert werden, wo das Lesen und Schreiben geübt werden. Bei der Fibelmethode werden Buchstaben und Wörter schrittweise und nach festen Vorgaben zunächst einfach eingeführt und komplexer erläutert.

Ernst will erreichen, dass die Leistungen in Orthografie, Grammatik und Zeichensetzung auch in anderen Fächern prinzipiell korrigiert werden. «Wenn das in den Arbeiten nicht Ordnung ist, kann die Note bis zu zwei Punkte abgewertet werden», sagte sie. Wichtig sei für die Jüngsten auch, sich bis zur 4. Klasse einen Grundwortschatz von etwa 700 Wörtern anzueignen. Den müssten sie auch schreiben können, sagte die Ministerin. «Die neuen Maßnahmen sind an den Schulen verbindlich», stellte die Ministerin klar. Mit den Schulämtern werde ab der kommenden Woche die Durchsetzung verabredet. Überwiegend werden im Land bereits die Fibeln nach ihrer Kenntnis bereits genutzt, sagte sie. Genaue Untersuchungen liegen nach den Angaben aber nicht vor. Nach einer älteren Erhebung seien es etwa 5 Prozent der Schulen im Land, die die beiden anderen Methoden nutzen.

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Nach dem 2017 veröffentlichten Bildungstrend 2016 liegen die Leistungen der märkischen Grundschüler im Mittelfeld. Doch 12,5 Prozent  der Mädchen und Jungen der 4. Klasse liegen mit ihren Leistungen unterhalb des Mindeststandards im Lesen, 23,2 Prozent unterhalb des Mindeststandards in der Rechtschreibung.

“Methoden auf die Schüler abstimmen”

“Die politische Diskussion sollte sich auf die Qualität der Aus- und Fortbildung und die Entwicklung guten Unterrichts richten und sich nicht darauf beschränken, einzelne Methoden zu verbieten”, erklärte heute der renommierte Deutsch-Didaktiker Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek. Viel wichtiger sei es, dass Lehrkräfte die Methoden auf ihre Schüler abstimmen.

Becker Mrotzek: “Leistungsstarke Kinder lernen Lesen und Schreiben selbständig und unabhängig von der Methode. Schwächere Schüler benötigen mehr Struktur und Unterstützung. Gerade im ersten Schuljahr ist es sinnvoll, den Schülern einen leichten Zugang zur Schrift zu ermöglichen, indem sie die Laute schreiben, die sie hören. Die korrekte Rechtschreibung muss darauf aufbauend vermittelt werden.” Lesen- und Schreibenlernen bedeute, sich eine neue Welt, und zwar die der Schrift und Texte, anzueignen. “Dafür brauchen Schulen didaktische Konzepte, die Rechtschreibung und Texte gleichermaßen in den Blick nehmen. Orthographie ist kein Selbstzweck, sondern ein nützliches Mittel, um flüssig lesen und schreiben zu können. Lehrkräfte müssen dafür ausgebildet sein, die Methoden im Kollegium auszuwählen und im Unterricht adäquat anzuwenden”, so betont der Wissenschaftler. News4teachers / mit Material der dpa

Auch auf der Facebook-Seite von News4teachers wird das Thema hitzig diskutiert.

“Schwarzer Peter” heißt das Spiel: Die Debatte um “Lesen durch Schreiben” nimmt hysterische Züge an – zum Schaden der Schulen

 

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