Eine „Bus-Tour gegen die übergriffige Sexualkunde“, die in Regensburg morgen startet und über Dresden, Berlin, Fulda, Köln, Wiesbaden und Stuttgart zurück nach Bayern (München) führt, soll unter dem pompösen Titel „Bus der Meinungsfreiheit“ für eine – irgendwie – konservativere Sexualaufklärung in den Schulen trommeln. Was konkret kritisiert wird? „Die Sexualerziehung gehört seit dem Beschluß der KMK 1968 zum Erziehungsauftrag der Schule und ist für alle Schüler verpflichtend. Sie muß altersgerecht und zurückhaltend erfolgen und jeden Versuch der Indoktrinierung unterlassen“, heißt es.
Und weiter: „In immer mehr Bildungs- und Lehrplänen macht sich seit einiger Zeit die ‚Sexualpädagogik der Vielfalt‘ breit. Diese aber hat eine hoch problematische Vorgeschichte, keine wissenschaftlich-pädagogische Grundlage und ist zutiefst kompromittiert. Die KMK, die u.a. die Aufgabe hat, die Qualität der Bildung in den Schulen sicher zu stellen, darf hier nicht länger wegsehen – sie muß reagieren.“
Aber worauf nur? Proteste hatte es vor Jahren in Baden-Württemberg gegen einen Bildungsplan-Entwurf gegeben, der auch unter Schülern für mehr Verständnis für Homo- und Transsexuelle sorgen sollte. Der Entwurf wurde entschärft, womit sich auch die Kirchen einverstanden erklärten. Seitdem schien das Thema erledigt zu sein. In Bayern dann sprach die CSU eine Lehrplanänderung gleich mit den Initiatoren der „Demo für alle“ ab. Die verbuchten das Ergebnis dann auch als „Erfolg“ für sich. Gegen welches Bundesland sich nun die Kampagne richtet, bleibt unklar.
“Reaktionäres Geschlechterbild”
Für die GEW Bayern ist die Zielrichtung klar: Die „Demo für alle“ wende sich seit Jahren bundesweit gegen eine fortschrittliche Sexualerziehung. Es gehe darum, den Erziehungsauftrag der Schule in Sachen Sexualaufklärung komplett zu kippen und sieht in der „Demo für alle“-Bustour rückwärtsgewandte, antifeministische und homophobe „Angriffe gegen das pädagogische Fachpersonal in Kita und Schule“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. „Daneben erkennen sie nur die heterosexuelle Ehe und Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, an.“
Die „Demo für alle“ stehe für ein „reaktionäres und menschenverachtendes Geschlechterbild“, das alle anderen Formen von Liebe und Sexualität herabwürdige. „Die GEW stellt darüber hinaus klar: Aufklärung ist nicht nur Elternrecht, sie ist auch Staatsaufgabe, wie es auch das Grundgesetz, die bayerische Verfassung und das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen vorsieht.“ bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
“Sexuelle Vielfalt” vs. “Schützt unsere Kinder”: Bei der “Demo für alle” prallen Welten aufeinander
