DÜSSELDORF. Die Digitalisierung ist einer der größten Veränderungsprozesse der Geschichte, der alle gesellschaftlichen Bereiche in rasanter Geschwindigkeit erfasst. Vor gerade einmal elf Jahren wurde das iPhone erfunden – und schon heute zählen appbasierte Digitalunternehmen wie Instagram, Uber oder Snapchat zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Aber auch in der Medizin, Politik oder Infrastruktur verändern digitale Innovationen unsere bisherige Lebensweise fundamental. Es ist an der Zeit, dass wir unseren Schülern die Grundlagen der Digitalisierung beibringen und auch die entsprechende Mentalität dazu – meint unsere Gastautorin Stefanie Mrozek, die ein junges Unternehmen vertritt, das Kinder spielerisch an das Thema Programmieren (auf neudeutsch: Coding) führt.
Digitalisierung ist jetzt – starten wir endlich mit Coding an Schulen!
Vier Gedanken, warum wir endlich Coding an Schulen anbieten sollten – und warum wir in Deutschland auf die Initiative individueller Lehrer & Schulen setzen müssen.
#1 Digitale Bildung heißt: Die digitale Welt aktiv gestalten, nicht nur passiv konsumieren.
Snapchat, YouTube und Instagram sind feste Bestandteile der digitalen Welt von Schülern – das wird sich auch so schnell nicht ändern. Die digitale Welt bietet aber weit mehr als nur den passiven Konsum. Software, Algorithmen und Künstliche Intelligenz – alles große Worte, aber die Grundlage all dieser Begriffe sind immer Einsen und Nullen, Bits & Bytes: Programmier-Code. Um diese digitale Welt also vollumfänglich zu verstehen, selbst gestalten zu können und nicht nur passiv als Konsument wahrzunehmen, müssen Schüler die Grundlagen von Programmierung erlernen.
Und wo können Schüler das am besten? Natürlich in der Schule. Der Sinn der Schule ist es, Interesse zu wecken, Begabung zu fördern und die Schüler auf die Zukunft vorzubereiten. In einer zunehmend digitalen Welt müssen Programmiersprachen in der Schule daher eine viel größere Rolle einnehmen.
#2 Vermittlung von Programmiersprachen an Schulen muss alle mitnehmen & Spaß machen
Niemand erwartet, dass wir plötzlich all unsere Schüler zu Software-Entwicklern, Backend-Designern oder Datenbank-Spezialisten ausbilden. Genauso wie niemand erwartet, dass jeder Schüler einen Marathon-Lauf beenden kann. Aber einen 100-Meter Lauf, den sollte jeder bestreiten können. Genauso verhält es sich auch mit der Programmierung: Ein grundlegendes Verständnis von Variablen, Schleifen und Algorithmen sollte jedoch jeder Schüler haben.
Glücklicherweise eignet sich dieses Themengebiet hervorragend, um Wissen ganz praktisch zu vermitteln – plus: es lässt sich ideal mit den Inhalten der MINT-Fächer kombinieren. In vielen Grundschulen wird bereits Calliope eingesetzt, ein Kleinstcomputer mit dem Schüler bis zur 6. Klasse Einblick in die Digitalkunde bekommen. Eine logische Weiterentwicklung für Schüler ab der 7. Klasse bieten zum Beispiel die Programmier-Baukästen von „Codino“ mit einem projektbasierten Ansatz. Beide Angebote holen den Programmiercode in die reale Welt und ermöglichen so einen praktischen und zugleich kreativen Lernansatz. So gelingt der Einstieg in die Welt der Programmierung spielerisch – und begeistert so Schüler & Lehrer gleichermaßen!
#3 Von anderen Ländern lernen – folgen wir digitalen Pionieren!
Im internationalen Vergleich gehen Länder wie Finnland, Estland oder auch Großbritannien hier bereits voraus. Wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen, haben diese Länder die Bedeutung der Digitalisierung und der Programmiersprachen als ABC des 21. Jahrhunderts längst erkannt. Und so vermitteln sie zum Beispiel in Großbritannien bereits Erstklässlern die Grundlagen des Programmierens. Solange Programmiersprachen in Deutschland noch immer nicht in den Bildungsplänen verankert sind, müssen wir auf die Initiative der Lehrer setzen.
Erfreulicherweise passiert genau das in Deutschland bereits! Wir sehen schon heute, dass engagierte Lehrer die Initiative ergreifen und Programmier-Workshops oder Technik AGs gründen. Es sind genau diese engagierten Lehrer, die digitale Bildung in Deutschland, oft aus persönlichem Interesse, besonders vorantreiben. Das ist bewundernswert und vorbildhaft zugleich – gleichzeitig ist es bedauerlich, dass die Politik auf Landesebene in einigen Bundesländern nicht schneller agiert.
#4 Es geht um eine positive Einstellung – wir brauchen digitale Optimisten!
Man muss nicht alles an der Digitalisierung gut finden, und es gibt durchaus Herausforderungen: Cyber-Mobbing, kurze Aufmerksamkeitsspannen und mehr. Diesen Begleiterscheinungen und Risiken müssen wir proaktiv begegnen, aber deshalb sollten wir nicht die gesamte Entwicklung verdammen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen sie als große Chance für unsere Schüler verstehen und mit umfassenden Bildungsangeboten unterstützen. Zu welchem anderen Zeitpunkt in der Geschichte war es für einen 17-jährigen möglich, eine Online-Plattform für Hausaufgaben zu gründen? Oder für einen 13-jährigen, eine weltweit verwendete App zu programmieren?
Ein chinesisches Sprichwort sagt: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen einige Mauern und andere Windmühlen. Wir sollten Windmühlen bauen.
Stefanie Mrozek ist Head of Marketing & Sales bei Codino. Sie hat ihr BWL-Studium mit Informatik als Nebenfach an der Universität Mannheim absolviert. Nach ihrem Studium hat sie zuerst bei einer Unternehmensberatung, und zuletzt als Brand Lead bei einem amerikanischen Konzern gearbeitet. Zusammen mit Stephan Hillekamps und ihrem Ehemann, Dr. Alexander Mrozek, hat sie die Baukästen „Codino“ entwickelt, mit denen sich „digitale Tüftler“ auf spielerische Art das Programmieren erschließen können. www.codino.de
Das Thema wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.
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