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GEW kündigt Demos für eine große Bildungsreform an – im Mittelpunkt: Belastungen für Lehrer senken!

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SCHWERIN. Die GEW in Mecklenburg-Vorpommern plant eine neue Offensive gegen den Lehrermangel. Im Mittelpunkt: eine Senkung der Belastung im Beruf. Die Regierung von Ministerpräsidentin Schwesig (SPD) habe das Problem mittlerweile zwar erkannt, aber ihre Maßnahmen reichen der Gewerkschaft nicht aus. Sie will Druck aufbauen. Macht die GEW-Kampagne bundesweit Schule?

Grundschullehrer werden in Deutschland in den meisten Bundesländern schlechter bezahlt als Sek-II-Lehrer. Foto: Shutterstock

Mit Demonstrationen, einer Petition und Gesprächen mit allen Landtagsabgeordneten will die Lehrergewerkschaft GEW Druck für eine Bildungsreform aufbauen. Ein bereits im Juni vorgestelltes Personalkonzept der Gewerkschaft soll den Lehrermangel in Mecklenburg-Vorpommern bekämpfen und den Beruf attraktiver machen. Dafür werde viel Geld gebraucht, hieß es bei der Vorstellung der Kampagne am Montag in Schwerin.

Derzeit tingele die GEW durchs Land und stelle ihr Konzept auf Einladung an Schulen vor, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm. Bislang sei die Gewerkschaft von 110 Schulen mit 2500 Lehrkräften eingeladen worden. Am 19. Oktober wollen Lehrer demnach in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald auf die Straße gehen. So soll die Landesregierung dazu gebracht werden, Verhandlungen mit der GEW aufzunehmen.

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Zentrale Forderung: Eine Senkung der Pflichtstunden für Lehrer

Das zentrale Kampffeld sei die Attraktivität des Berufes, sagte Walm. «Wir konkurrieren längst nicht mehr nur über Gehalt, sondern auch über Pflichtstunden, über Ausstattung, über multiprofessionelle Teamarbeit», erklärte der Landeschef. So fordern Lehrer schon lange, dass die Zahl der Pflichtstunden abgesenkt werden müsse. Auf den hohen Druck reagieren die Beschäftigten laut Walm bereits: 25 bis 33 Prozent arbeiteten nur in Teilzeit, 93 Prozent gehen schon mit 63 Jahren in Rente, was den Lehrermangel zusätzlich verschärfe. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse verbessert und ältere Lehrer stärker entlastet werden.

Um mehr Nachwuchs auszubilden, fordert die GEW unter anderem eine Reform des Lehramtsstudiums und eine Übernahmegarantie aus dem Referendariat. So soll die hohe Abbrecherquote gesenkt werden. Es brauche etwa spezielle Fachstudiengänge für die Lehrämter, weil die Studierenden bislang in die normalen Studiengänge – etwa Mathematik – miteingefädelt werden, dort aber unter die Räder kommen, weil sich die Universitäten auf Forschung konzentrieren, sagte Walm.

Nach GEW-Vorstellungen sollten Lehrämter aller Schulformen die ersten Jahre gemeinsam unterrichtet werden und am Ende eine wissenschaftliche Spezialisierung oder ein Praxissemester wählen. So ließe sich auch das Problem lösen, dass die Lehrämter für regionale Schulen im Studium mehr Didaktik- und Pädagogik-Inhalte hätten als die Lehrämter für Gymnasien, obwohl an beiden Schulformen eine ähnliche pädagogische Realität herrsche.

Bildungsministerin Martin: Kampf gegen Lehrermangel hat Prioriät

Derzeit sind laut dem Lehrer-Job-Portal 132 Lehrerstellen in Mecklenburg-Vorpommern unbesetzt. In den nächsten zehn Jahren werden nach Angaben des Bildungsministeriums 8000 von 12.000 Lehrern in den Ruhestand gehen. Kultusministerin Bettina Martin (SPD) versicherte, die Anstrengungen gegen den Personalmangel hätten für sie hohe Priorität. In den kommenden Jahren soll der Bildungsetat um 200 Millionen Euro wachsen. «Ich bin mir sicher, dass wir damit spürbare Verbesserungen erreichen werden», sagte sie, unter anderem würden Grundschullehrer mehr Geld bekommen – eine Angleichung an die Bezüge von Gymnasiallehrern ist für 2020 beschlossen (News4teachers berichtete). Walm hatte zuvor erklärt, dass die Erhöhung der Dramatik des Problems nicht gerecht werde.

Wegen der häufigen Wechsel an der Spitze des Bildungsministeriums fange man bei der Bearbeitung des Problems immer wieder von vorne an, beklagte die zweite GEW-Chefin, Annett Lindner. Anders als üblich, wolle man nicht nur an die bildungspolitischen Sprecher der Fraktionen herantreten, sondern an jeden Abgeordneten und über die Schulen in dessen Wahlkreis berichten, sagte Walm. Sollte sich die Landesregierung nicht bewegen, wolle man die Kampagne auch im Frühjahr fortsetzen. Auch eine Volksinitiative sei nicht ausgeschlossen. dpa

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