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Kröte schlucken? Die CDU gerät unter Druck, die Gemeinschaftsschule einzuführen

DRESDEN. Die Grünen fordern die sächsische CDU auf, Kröten zu schlucken – genauer: ihnen und der SPD substanziell entgegenzukommen. Damit Gespräche über eine Koalition ohne Regierungsbeteiligung der AfD zu einem „guten Ergebnis“ kämen, werde die CDU „einige Aussagen kassieren“ und Lehren aus dem Wahlergebnis ziehen müssen, erklärte der Parteivorsitzende Robert Habeck in Berlin. Der „Mitteldeutsche Rundfunk“ (MDR) spekuliert bereits darüber, dass die bisherige Ablehnung der Gemeinschaftsschule ein Punkt sein könnte, den die Christdemokraten kaum werden halten können.

Die Gemeinschaftsschule ist für die CDU ein wenig attraktives Modell. Foto: Shutterstock

 

Beide potenzielle Koalitionspartner, SPD und Grüne, stehen der Einführung der Gemeinschaftsschule im Freistaat als integrierte Schulform neben dem bisherigen zweigliedrigen System offen gegenüber. Und sie haben ein gewichtiges Argument: Das Bündnis „Gemeinschaftsschule in Sachsen“ – dem auch die Lehrergewerkschaft GEW angehört – hat die Hürde auf dem Weg zum Volksantrag genommen. Mehr als 40.000 Bürger haben unterschrieben und damit das erforderliche Quorum erfüllt (News4teachers berichtete). Jetzt ist der Landtag am Zug. Er muss den Volksantrag innerhalb von sechs Monaten beraten. Wenn er ihn ablehnt, kann ein Volksbegehren in Gang gesetzt werden, das im Erfolgsfall (450.000 Unterschriften) in einem Volksentscheid mündet, bei dem dann die einfache Mehrheit entscheidet.

Gemeinsames Lernen von der ersten bis zur zwölften Klasse

Ziel des breiten Bündnisses ist das gemeinsame Lernen von der ersten bis zwölften Klasse. Mit dem Volksantrag soll eine Änderung des sächsischen Schulgesetzes sowie des Gesetzes über die Schulen in freier Trägerschaft erreicht werden. Die Gemeinschaftsschule soll als zusätzliche Schulart in Sachsen ermöglicht werden. „Wir ergänzen das System, wir stellen es nicht grundsätzlich in Frage“, so heißt es. Während SPD, Linke und Grüne die Pläne unterstützen (Sachsens SPD-Chef Martin Dulig: „Die Entscheidung für eine Schullaufbahn im Alter von zehn Jahren treffen zu müssen, ist einfach viel zu ‎früh“),  hat die CDU eine Gemeinschaftsschule vehement abgelehnt – bisher.

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Der Sächsische Lehrerverband (SLV) appelliert an CDU-Landeschef Michael Kretschmer, standfest zu bleiben und nicht zuzulassen, dass „das sächsische Schulsystem zum Spielball parteipolitischer Profilierung“ werde. Bei einer Analyse des Wahlergebnisses gibt es keinen Wählerauftrag für Experimente am Schulsystem. Die Parteien, die den Volksantrag zur Einführung von Gemeinschaftsschulen in Sachsen unterstützten, haben in der Summe Wählerstimmen verloren“, so rechnet SLV-Vorsitzender Jens Weichelt vor. „Sachsen braucht keine Gemeinschaftsschule, weil eine Gemeinschaftsschule nichts bietet, was eine Oberschule nicht leisten kann oder könnte.“ Das stimmt nicht ganz: Abitur lässt sich an der Oberschule, die den Hauptschulabschluss sowie den mittleren Abschluss anbietet, eben nicht machen.

GEW: Die Gemeinschaftsschule ist eine Chance

Die GEW kann die Aufregung der Gemeinschaftsschul-Gegner nicht nachvollziehen.    „Darüber nachzudenken, ob die Gemeinschaftsschule nicht auch eine Chance wäre, dass die Kinder gemeinsam zusammenbleiben, dass sie nicht weit fahren müssen, dass man sich zwischen mehreren Orten entscheiden kann, eine Gemeinschaftsschule zu gründen, wo die Kinder bis zum Abitur auch zusammenbleiben können, wäre einfach nur eine vernünftige Möglichkeit“, sagt Landeschefin Ursula Kruse gegenüber dem MDR. „Keiner ist gezwungen, das zu machen, aber die Option sollte es geben.“ News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

„Kampf gegen Gleichmacherei“: Der Volksantrag zur Einführung der Gemeinschaftsschule in Sachsen wird zum bundesweiten Politikum

 

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