BERLIN. Es heißt immer: Deutschland sei ein rohstoffarmes Land – und deshalb besonders auf Bildung angewiesen. Wenn das stimmt, muss den Deutschen vor der Zukunft nicht bange sein. Immer mehr Menschen haben einen hohen Bildungsabschluss – und der Trend hält an. Mancherorts steigt die Studierneigung sogar explosionsartig.

Die Zahl der jungen Menschen in Deutschland, die ein Studium oder eine vergleichbare höhere Ausbildung absolvieren, steigt weiter an. Das ist in allen Bundesländern der Fall, allerdings unterscheiden sich die Zahlen regional sehr, wie eine Auswertung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder zeigt, die am Mittwoch in Berlin vorgelegt wurde. Analysiert wurden dafür die Daten der am Dienstag veröffentlichten OECD-Studie «Bildung auf einen Blick 2019».
„In Deutschland beginnen immer mehr Menschen hoch qualifizierende Bildungsgänge“, stellt Georg Thiel, der Präsident des Statistischen Bundesamts, fest. Im Jahr 2017 nahmen demnach sechs von zehn Menschen eines Jahrgangs ein Hochschulstudium oder ein hochqualifizierendes berufsorientiertes Bildungsprogramm wie eine Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung auf. 2006 lag die Quote noch bei 43 Prozent. Ganz vorn liegen die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg, wo besonders viele junge Menschen eine höhere Ausbildung in Angriff nehmen.
Berlin ist das Zentrum der Hochgebildeten
Überraschend: Berlin, das in anderen Bildungsvergleichen oft schlecht abschneidet, scheint das Zentrum der Hochausgebildeten zu sein. Die Berliner Bevölkerung hat im bundesweiten Vergleich den größten Anteil hoch qualifizierter Einwohner: 42 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben studiert, eine Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung absolviert oder haben einen Doktortitel.
Und der Drang an die Universität setzt sich fort – in den Stadtstaaten sogar mit gewaltigen Sprüngen, wie die “Welt” berichtet: In Berlin hätten zuletzt nicht weniger als 92 Prozent der jungen Menschen ein Studium aufgenommen (vor zehn Jahren waren das nur 52 Prozent). In Bremen begännen aktuell 82 Prozent ein Hochschulstudium oder ein „hoch qualifizierendes berufsorientiertes Bildungsprogramm“, wie es in der Sprache der Statistiker heiße, in Hamburg 80 Prozent.
Bundesweit hat inzwischen fast jeder Dritte (29 Prozent) einen höheren Abschluss im sogenannten Tertiärbereich – dazu zählen Hochschulen, Fachschulen oder berufsorientierte Bildungsprogramme an Akademien. Die heute 25- bis 64-Jährigen haben dabei besonders oft Abschlüsse in den Bereichen Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, sowie Wirtschaft, Verwaltung und Recht in der Tasche. Von einem “Akademisierungswahn” kann dabei zumindest derzeit keine Rede sein: Die Arbeitslosenquote unter Akademikern in Deutschland ist mit 1,9 Prozent überaus niedrig. Geringqualifizierte haben ein viereinhalbmal so hohes Risiko, ohne Job dazustehen.
Die Frauen liegen bei den Abschlüssen vorn
Die Frauen haben die Männer inzwischen überholt: Bei den 25- bis 34-Jährigen war in fast allen Bundesländern der Anteil der Frauen mit Abschluss im Tertiärbereich höher als der Männeranteil. Bei den Gehältern gibt es dennoch weiter große Unterschiede zu Gunsten der Männer, hatten die jüngsten OECD-Daten für Deutschland am Dienstag gezeigt.
Erfreulich: Bundesweit haben sich aktuell 39 Prozent der angehenden Akademiker für einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge entschieden, die für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes als besonders wichtig gelten. Keiner der 36 OECD-Staaten hat einen höheren Anteil an Studierenden, die sich für ein MINT-Fach entscheiden, hieß es.
Eine weitere Erkenntnis aus dem Ländervergleich: Die Lehrer sind in Deutschland älter als im OECD-Durchschnitt, aber auch hier gibt es Unterschiede. So ist zum Beispiel an Grundschulen im Saarland nur jeder vierte Lehrer über 50, in Mecklenburg-Vorpommern ist es mehr als jeder zweite. News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.


