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IQB-Bildungstrend: Bildungsforscherin identifiziert drei Handlungsfelder

DORTMUND. Mehr individuelle Förderung, mehr Bildungsgerechtigkeit oder grundsätzlich mehr Konsequenzen auf Basis wissenschaftlicher Daten – das sind einige der Forderungen, mit denen Bildungsgewerkschaften und -verbände auf die Ergebnisse des aktuellen IQB-Bildungstrends reagiert haben (News4teachers berichtete). Auch die Kultusministerkonferenz sieht den Sinn und Zweck der Studie darin, „länderspezifische Handlungsbedarfe zu identifizieren und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können“, um die Qualität der Bildung zu sichern und weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund hat sich auch das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Technischen Universität Dortmund mit den Studienergebnissen befasst und verweist auf drei Handlungsfelder.

In Mathematik schneiden Neuntklässlerinnen laut IQB-Bildungstrend immer noch schlechter ab als Neuntklässler. Foto: Robert Couse-Baker / flickr (CC BY 2.0)

Der IQB-Bildungstrend 2018 hat zum zweiten Mal das Erreichen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik in der Sekundarstufe I überprüft. An der Studie nahmen 44.941 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse aus allen sechzehn Bundesländern teil. Damit konnte erstmals ein Entwicklungstrend festgestellt werden – und dieser regt zum Nachdenken an, da sich einige ungünstige und wenige positive Entwicklungen zeigen. Bildungsforscherin Prof. Dr. Nele McElvany, Geschäftsführende Direktorin des IFS, nennt drei mögliche Gründe:

1. Gender und Wertschätzung von Mathematik und Naturwissenschaften

Bei dem Thema Gender berichtet der IQB-Bildungstrend wichtige Befunde: Mädchen erreichen im Mittel nach wie vor schwächere Mathematikkompetenzen als Jungen, Jungen zeigen hingegen schwächere Leistungen als Mädchen in Biologie, Chemie und mit Blick auf den Erkenntnisgewinn in Physik. Jungen fallen auch häufiger hinter den Ergebnissen aus 2012 zurück.

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Gleichzeitig gelingt es offensichtlich nicht, junge Menschen ausreichend für Mathematik, Chemie und Physik zu interessieren. „Es ist erschreckend, wenn zum Beispiel 62 Prozent der Mädchen in der 9. Klasse ein niedriges fachliches Interesse an Physik berichten“, bedauert IfS-Geschäftsführerin Nele McElvany. Auch mit Blick auf spätere Studienfächer sei eine verstärkte Förderung von Kompetenzen und Interesse im schulischen Unterricht nötig. „Wenn nur 44,9 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler (mindestens) den Regelstandard in Mathematik erreichen, hat dies auch Auswirkungen auf ihre Studierfähigkeit“, so die Dortmunder Bildungsforscherin.

Betont die fächerübergreifende Bedeutung der Lese- und Sprachförderung: Bildungsforscherin Nele McElvany. Foto: IFS

2. Mangelnde Lese- und Sprachkompetenzen

Ein wichtiger und oftmals unterschätzter Aspekt, sobald die Bildungsstandards in MINT-Fächern betroffen sind: die Lese- und Sprachkompetenzen. „Lesen ist einer der grundlegenden Schlüssel zum Bildungserfolg und sollte daher auch noch in der Sekundarstufe I als Querschnittsaufgabe aller Schulfächer verstanden werden“, mahnt Nele McElvany. Denn wie könnten richtige Ergebnisse erzielt werden, wenn bereits das Verstehen der Aufgabenstellung Probleme bereitet?

3. Frühere Erhebungen wiesen auf mögliche Probleme hin

Die TIMSS-Erhebung 2015 des Instituts für Schulentwicklungsforschung, bei der die Leistungen von Schülerinnen und Schülern im Fach Mathematik und in den Naturwissenschaften gemessen wurden, zeigte, dass rund 23 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler in Mathematik nicht die Leistungsstufe III erreichten. Die Autoren prognostizierten damals, dass diese Kinder mit Schwierigkeiten auf ihrem weiteren Lernweg in der Sekundarstufe I zu rechnen hätten. Dies scheint sich nun in manchen Ländern zu bestätigen und verdeutlicht, dass Verbesserungen nur gelingen können, wenn der Grundschulunterricht mitgedacht wird. Agentur für Bildungsjournalismus

Hintergrund: Das IfS
Das interdisziplinäre Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund ist als Forschungseinrichtung an der Schnittstelle von Wissenschaft, schulischer Praxis und Politik angesiedelt. Die durch vier Professuren und rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalteten Forschungsbereiche des Instituts arbeiten zu aktuellen Themen im Bereich der Empirischen Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Das IFS trägt mit seiner Arbeit wesentlich den Profilbereich Bildung, Schule und Inklusion der TU Dortmund mit.

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