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Philologen klagen an: Gymnasiallehrer werden in den Kollegien von Gemeinschaftsschulen gemobbt – viele wollen weg

STUTTGART. Im Streit um die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg legt der Philologenverband nach. Nicht nur die pädagogische Qualität der Schulform sei schwach. Auch das Klima in den Kollegien sei schlecht. Gymnasiallehrer würden dort gemobbt, Versetzungsanträge von Betroffenen abgelehnt. Die Folge: Selbst verbeamtete Lehrkräfte würden den Schuldienst quittieren – Hauptsache weg von der Gemeinschaftsschule.

Werden Gymnasiallehrer an Geneinschaftsschulen gemobbt? Der Philologenverband behauptet das. (Symbolbild) Foto: Shutterstock

Mit einer vollen Breitseite ist der Philologenverband Baden-Württemberg in dieser Woche auf die noch junge Gemeinschaftsschule in dem Bundesland losgegangen (News4teachers berichtete). Die darin üblichen Berichtszeugnisse seien unverständlich, Kinder mit Gymnasialempfehlung würden nicht ausreichend gefördert, es herrschten massive Disziplinprobleme – und: Ergebnisse von Lernstandserhebungen würden geschönt.

Bei der Vielzahl der Vorwürfe ist in der Berichterstattung eine Perspektive bislang weitgehend unbeachtet geblieben – die der Gymnasiallehrer an Gemeinschaftsschulen nämlich. Dabei fahren die Philologen auch aus dieser Sicht schwere Geschütze auf. „Von Seiten des Kollegiums gibt es an einzelnen GMS massives Mobbing gegen die aufgrund ihres Universitätsstudiums besser bezahlten gymnasialen Kolleginnen und Kollegen“, so heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands.

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Versetzungsanträge von Gymnasiallehrern werden abgelehnt

Auch deshalb wollten viele Betroffene weg, wollten an ein Gymnasium wechseln – würden aber von den Schulbehörden zurückgehalten. „Wegversetzungen von gymnasialen Lehrkräften von Gemeinschaftsschulen an Gymnasien werden auch nach fünf, sechs Jahren aufreibender Tätigkeit generell ‚aus dienstlichen Gründen‘ abgelehnt. Einmal gymnasiale Lehrkraft an einer GMS bedeutet anscheinend ‚lebenslänglich GMS‘“, so schreiben die Philologen.

Ist das so? Eine Gymnasiallehrerin, die an einer Gemeinschaftsschule arbeitet, bestätigt gegenüber den „Badischen Neuesten Nachrichten“ die Vorwürfe. Ihre Stimme bebe, wenn sie über ihren Berufsalltag berichte, so heißt es. Ihr Einsatzort – eine Gemeinschaftsschule eben – reibe sie nervlich auf. „Nur ein aktuelles Beispiel: Ich lese in einer Klasse gerade zwei Bücher, ein komplexes Jugendbuch mit vielen Seiten und ein kurzes, einfach geschriebenes Buch“, berichtet die Lehrerin gegenüber dem Blatt. „Ich habe zwei Räume, aber keine zweite Lehrkraft. Also laufe ich zwischen den Räumen hin und her. Und die meisten Kinder können eben nicht selbstorganisiert lernen. Die Schwächsten können das nicht.“

Gemeinschaftsschule – “eine Sackgasse”

Und was ist mit den Stärkeren? „Wenn ein einziger Schüler mit Gymnasialempfehlung in der Klasse sitzt – da glaubt doch niemand ernsthaft, dass dieser einzelne Schüler alle anderen mitzieht? Wie soll der arme Kerl das denn machen?“, so fragt sie zurück. Die Lehrerin hat dem Bericht zufolge ihre Versetzung beantragt – vergeblich. Sie fühle sich fehl am Platz. “Das ist eine komplette Sackgasse – und man lässt uns da nicht raus“, so zitiert sie die Zeitung.

Der Philologenverband hat Berichte von 15 Gymnasiallehrern an Gemeinschaftsschulen (GMS) gesammelt und teilweise veröffentlicht. Auszüge:

Die Unzufriedenheit von Gymnasiallehrern an Gemeinschaftsschulen sei so groß, dass Lehrkräfte „mittlerweile lieber ihr Beamtenverhältnis gekündigt haben als weiter an einer GMS zu unterrichten“, so erklärt Philologen-Landeschef Ralf Scholl. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Frontalangriff: Philologen fordern Kultusministerin auf, den Gemeinschaftsschulen Mittel zu streichen – und sie Gymnasien zu übertragen

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