STUTTGART. Kultusbehörden in Deutschland bereiten sich auf die Folgen von Schulschließungen wegen des Coronavirus vor. – im Abitur. «Bei uns beginnen in den nächsten sechs, acht Wochen Prüfungen. Pauschale Absagen wären ein Riesenproblem», sagte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Montag. Eventuell müsse man mehr Nachschreibe-Termine etwa fürs Abitur anbieten als bisher geplant. «Darauf bereiten wir uns tatsächlich vor.» Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht das Abitur nach derzeitiger Lage nicht in Gefahr – noch nicht.
Eisenmann sprach sich weiterhin gegen pauschale Schulschließungen aus. «Wir müssen den Einzelfall betrachten», sagte sie. «Alle Schulen oder alle Kitas zu schließen, wäre tatsächlich der Ausdruck von Panik und Unübersichtlichkeit. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich.» Es gebe knapp 5000 Schulen und knapp 9000 Kitas allein in Baden-Württemberg. «Deshalb reden wir derzeit wirklich noch von Einzelfällen.» Mehrere Schulen in Baden-Württemberg haben bereits vorübergehend den Betrieb eingestellt.
Deutsch-Französisches Gymnasium – geschlossen
Das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg beispielsweise ist nach eigenen Angaben bis zum 22. März geschlossen. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um das Ausbreiten des Virus einzugrenzen, sagte ein Sprecher. Betroffen seien etwa 800 Schüler. Sie könnten sich online über den Unterrichtsstoff informieren. Unklar sei, wie mit den anstehenden Abiturprüfungen verfahren werde. Dies werde noch entschieden. Die Schule in Freiburg wird von Schülern aus Deutschland und Frankreich besucht.
Es gebe keine Blaupause für die derzeitigen Schulschließungen, erklärte Eisenmann. «Da brauchen wir dann einen flexiblen und pragmatischen Umgang. Es darf nicht zu Lasten der Schüler gehen oder auch nicht zu einer Belastung von Lehrern werden.» Sie betonte allerdings auch: «Es ist aber eine dynamische Lage.»
Kultusminister wollen über das Abitur sprechen
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht trotz diverser Schulschließungen und zu Hause gebliebener Schüler auch im Freistaat wegen des Coronavirus die Abiturprüfungen bisher nicht in Gefahr. «Nach der jetzigen Faktenlage steht eine Verschiebung des Abiturs noch nicht zur Debatte», sagte der Minister dem «Münchner Merkur». «Aber natürlich müssen wir die Situation jeden Tag neu bewerten. Niemand kann sagen, wie sich die Lage entwickeln wird, das zeigen allein die vergangenen zwei Wochen.» Er werde die Frage auf der Kultusministerkonferenz auch mit seinen Kollegen erörtern, sagte Piazolo.
Stand 12.30 Uhr hatten die Gesundheitsämter die Schließung von 36 Schulen in Bayern angeordnet, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Insgesamt gibt es im Freistaat rund 6000 Schulen. Dass Unterricht ausfällt, sei kein Problem: «Die Lehrpläne lassen den Lehrkräften ausreichend zeitlichen Spielraum, um die Lernziele auch bei zeitweisen Unterrichtsausfällen zu erreichen», so der Sprecher.
Virtuelles Klassenzimmer statt Präsenzunterricht
Wenn Schulen wegen des Coronavirus geschlossen werden, soll vermehrt in sogenannten virtuellen Klassenzimmern unterrichtet werden. Das bayerische Kultusministerium stellt serzeit Informationen für Schulleitungen und Lehrer zusammen, um digitale Lehr- und Lernmöglichkeiten bestmöglich einsetzen zu können. Das Programm «mebis – Landesmedienzentrum Bayern» stehe allen Schulen zur Verfügung, um ortsunabhängig lernen zu können. Lehrkräfte könnten dort Unterrichtsmaterialien hinterlegen, Lernaufgaben austauschen und Schülern Feedback geben.
Die Abiturprüfungen beginnen Ende April. News4teacherss / mit Material der dpa
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