Coronavirus: Eltern fordern Notfallpläne für das anstehende Abitur

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BERLIN. Die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland – mittlerweile haben fast alle Bundesländer Infektionen gemeldet – stört zunehmend den Schulbetrieb. Dabei ist der Höhepunkt der Welle noch längst nicht erreicht. „Mit weiteren Fällen, Infektionsketten und auch Ausbrüchen in Deutschland muss gerechnet werden“, heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Was bedeutet das für die bevorstehenden zentralen Prüfungen der Klasse 10 sowie fürs nahende Abitur? Elternvertreter zeigen sich zunehmend nervös.

Unter welchen Bedingungen müssen die Abiturienten in diesem Jahr ihre Prüfungen ablegen? Foto: Shutterstock

„Sorry, we’re closed“: Mit diesem Hinweis informierte das Rhein-Gymnasium in Köln heute Vormittag Eltern und Schüler, dass die Schule an diesem Mittwoch geschlossen bleibt. Bei einer Praktikantin sei die Infektion mit dem Coronavirus festgestellt worden, teilte die Schulleitung mit. „Das Gesundheitsamt wird an diesem Mittwoch klären, wer wann Kontakt mit dieser Lehrkraft hatte.“ Mittlerweile hat die Schule angekündigt, dass der Unterricht morgen wieder normal laufen kann. Drei Lehrerinnen, die mit der Praktikantin zu tun hatten, bleiben in Quarantäne. Aber: Die eigentlich heute anstehenden Vorabitur-Klausuren – die Generalprobe fürs eigentliche Abitur also – mussten verschoben werden. Kein guter Start also für die Abiturienten.

Auch das Albert-Einstein-Gymnasium im rheinischen Kaarst blieb einem Bericht der „Westdeutschen Zeitung“ zufolge geschlossen. Ein Lehrer der Schule hatte Kontakt zu einer infizierten Person und weist Krankheitssymptome auf. Am Freitag soll der Unterricht wieder starten. Aber auch hier sollten eigentlich die Abitur-Vorprüfungen im dritten Fach geschrieben werden. Diese müssen nun wiederholt werden. „Wir versuchen, die Prüfungen nächste Woche nachzuholen. Dieser Zeitraum ist für die Schüler noch zu verschmerzen, auch wenn sie sich auf den heutigen Tag vorbereitet haben“, sagt der Schulleiter laut Bericht.

Zusätzliche Prüfungsaufgaben werden vorbereitet

Immer mehr Schulen in Deutschland müssen ihren Betrieb unterbrechen – ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Vorbereitungen für das Abitur und die zentralen Prüfungen der Klasse 10 auf Hochtouren laufen. Für den Fall, dass das Virus sich länger hält, beschäftigt sich die Berliner Bildungsverwaltung bereits damit, „zusätzliche Aufgaben für die Prüfungen bereitstellen zu können“, wie der „Tagesspiegel“ berichtet. In Nordrhein-Westfalen startet das Abitur am 21. April. Und die zentralen Prüfungen der Klasse 10 beginnen Anfang Mai. Und auch in NRW wächst die Sorge, dass die Prüfungstermine wegen Schulschließungen an vielen Schulen nicht gehalten werden können.

So auch an einem Gymnasium im westfälischen Herne. Sollte die Schule zu den Abiturterminen schließen müssen, dann „müssten im Grunde genommen neue Klausuren gestellt werden“, so sagt die Leiterin gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). Denn sobald eine Klausur einmal eingesetzt wurde, sei diese verbrannt. „Schlimmstenfalls müssten Kolleginnen und Kollegen kurzfristig wieder selbst Aufgaben stellen“, meint die Direktorin, sagt aber auch: „Wir möchten Ruhe bewahren, sich verrückt machen hilft nichts.“ Über einen Plan, was im Fall einer Corona-Infektion im Prüfungszeitraum geschieht, verfügt die Schule nicht. Wie auch? In Nordrhein-Westfalen ist (wie in den meisten anderen Bundesländern) das Abitur zentral geregelt; eine Vorgabe müsste also vom Ministerium kommen.

„Schulen werden mit der Situation allein gelassen“

Die Elternverbände zeigen sich zunehmend nervös angesichts der Situation. „Wir haben den Eindruck, dass die Schulen mit der Situation allein gelassen werden“, sagt etwa Ralf Radke, Vorsitzender der Landeselternschaft der integrierten Schulen, laut einem weiteren WAZ-Bericht. „Uns ist wichtig, dass alle Prüfungen ordnungsmäßig ablaufen und für alle Schülerinnen und Schüler faire Prüfungsbedingungen vorliegen“, so Radke.

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Auch die Landeselternschaft der Gymnasien erwartet vom NRW-Schulministerium dem Bericht zufolge „klare Regelungen“, wie im Falle von Schulschließungen und Quarantänen in der Prüfungszeit umzugehen sei. Gefordert wird eine Art „Notfallplan“ für die kritischen Prüfungsphase und möglichst frühzeitige Informationen über anstehende Maßnahmen. Das Problem: Sollten mehrere Gymnasien zeitlich versetzt wegen Corona-Infektionen schließen müssen, könnte der Aufgabenpool für das Zentralabitur schnell erschöpft sein. In dem Fall müssten tatsächlich weitere, schuleigene Aufgaben erstellt werden. Dadurch würde allerdings die Vergleichbarkeit des Zentralabiturs geschmälert.

Pläne für eine Verschiebung des Abiturs gibt es noch nicht

Ein möglicher Ausweg: eine komplette Verschiebung der Klausuren. Die Nachschreibtermine für Schüler, die aufgrund von Krankheit nicht an Abiturprüfungen teilnehmen können, finden im Mai statt. Diese Termine könnten notfalls „auch für einen ganzen Jahrgang genutzt werden“, so meint Dieter Cohnen, Vorstandsmitglied der Landeselternschaft, dem Bericht zufolge. Was passiert dann allerdings mit erkrankten Abiturienten? Für sie gibt es ja dann keine Nachschreibtermine mehr.

Auch in Berlin hat die Diskussion um das Abitur sowie den Mittleren Schulabschluss begonnen. Die Vorbereitungen liefen wie geplant, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus auch in der Hauptstadt. „Wir wissen ja nicht, wie die weiteren Entwicklungen sind und können auch nicht in die Glaskugel schauen“, merkte die Senatorin an. „Natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wenn so eine Situation eintreffen würde, wie wir dann mit dem MSA umgehen.“

Planungen für eine Verschiebung der Abiturprüfungen gebe es noch nicht. Dies werde zunächst auf Staatssekretärsebene besprochen und sicher auch ein Thema für die Kultusministerkonferenz sein, erklärte die Senatorin. „Aber ich habe noch von keinem Kollegen gehört, dass Abiturprüfungen verschoben werden.“ News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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