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Lehrer stärken – damit sie Kraft für besonders herausfordernde Schüler haben

MAINZ. Kraft und Know-how für besondere pädagogische Herausforderungen verspricht ein Schulentwicklungsprogramm, an dem nun in zwei Staffeln 52 Schulen aus Rheinland-Pfalz teilnehmen. sie bekommen ein zusätzliches Budget und gezielte Beratung, um zu lernen, mit besonderen pädagogischen Herausforderungen umzugehen. Der Bedarf wächst laut Landesbildungsministerin und KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD). «Schule hat sich verändert», sagt sie. «Lehrkräfte stehen jeden Tag vor Herausforderungen, die eher größer als kleiner werden.»

“Herausforderungen werden eher größer als kleiner”: die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig. Foto: Georg Banek / Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz

Wenn Kinder ohne Basiskompetenzen in die erste Klasse kommen und Eltern kein Deutsch können, müssen Lehrer neue Konzepte entwickeln. «Wir haben Kinder mit extrem geringer Merkfähigkeit», sagt die Leiterin der Goethe-Grundschule in Mainz, Gabriele Erlenwein. Und daheim erhielten sie keine oder kaum häusliche Förderung. Für Schulen wie die Goethe-Grundschule hat Rheinland-Pfalz nun ein neues Schulentwicklungsprogramm gestartet: In zwei Runden werden jeweils 26 Schulen mit zusätzlicher Fortbildung, Beratung und Vernetzung unterstützt.

“Schule hat sich verändert”

«Wir möchten, dass wir auf neue Herausforderungen auch neue Antworten finden», sagte Bildungsministerin Hubig am Freitag in Mainz. Das Programm «S hoch vier: Schule stärken, starke Schule!» hat das Ministerium zusammen mit der Wübben-Stiftung in Düsseldorf, dem Pädagogischen Landesinstitut und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) entwickelt. Rheinland-Pfalz, so Hubig, sei in vergleichenden Untersuchungen das Land, in dem soziale Herkunft am wenigsten ausschlaggebend für den Bildungserfolg sei. «Wir möchten, dass das so bleibt.»

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In einer Analyse von Daten der Schulstatistik wurden 46 Schulen ausgewählt, die aus Sicht des Ministeriums vor besonderen Herausforderungen stehen. Dabei wurde auch der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund berücksichtigt. Für den ersten Durchgang wurden 26 Schulen ausgewählt – 15 Grundschulen unter anderem in Mainz, Ludwigshafen, Kaiserslautern, Koblenz und Worms, neun Realschulen plus und zwei Integrierte Gesamtschulen. Für den zweiten Durchgang, der zum 1. Februar 2021 startet, sind noch sechs Plätze frei.

Die an «S hoch vier» teilnehmenden Schulen erhalten drei Jahre lang zusätzliche Fortbildungsmaßnahmen, individuelle Beratung der Schulleiter und ein gesondertes Budget von durchschnittlich 10.000 Euro pro Jahr. Davon kann zusätzliches Unterrichtsmaterial angeschafft werden oder auch die Zusammenarbeit mit Partnern finanziert werden. In neun Akademien über drei Jahre sollen die Teilnehmer einen «geschützten Raum für Persönlichkeitsentwicklung, zum Nachjustieren, Absichern und Auftanken» erhalten.

Das Ministerium unterstützt das Programm mit vier Millionen Euro. «Wir wollen auch Erkenntnisse sammeln, was an Maßnahmen gut funktioniert und diese dann anderen Schulen zugänglich machen», sagte Hubig. Das Programm beruht auf einem Konzept der Wübben-Stiftung mit Sitz in Düsseldorf, das bisher schon in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein umgesetzt wurde.

GEW: Programm auf mehr Schulen ausweiten

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz begrüßte das Programm. Schulleitungen von hoch belasteten Schulen in schwierigen Situationen erhielten so eine wichtige und sinnvolle Unterstützung. Der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer sprach sich dafür aus, das Programm nach der Pilotphase auf deutlich mehr Schulen auszuweiten. Die GEW plädiert auch für eine erhöhte Zuweisung von Lehrkräften, mehr Zeit für Konzeptentwicklung im Team sowie den Einsatz von multiprofessionellen Teams, etwa verbunden mit einem verstärkten Einsatz von Schulkrankenschwestern und Schulsozialarbeitern. dpa

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