BERLIN. Die Corona-Krise wirbelt das Schuljahr durcheinander. Die Abschlussprüfungen, so hat es die KMK nun beschlossen, sollen stattfinden. Aber wann, das steht in den Sternen. VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann rechnet nicht damit, dass der Unterricht nach den Osterferien wieder für alle Schüler anlaufen kann. Er meint – sollte über Monate kein geregelter Unterricht stattfinden können -, dann müsse auch darüber nachgedacht werden, “ob man die Sommerferien verkürzt, als eine Möglichkeit, Stoff aufzuholen“. Tatsächlich mehren sich die Stimmen, die eine Änderung der Sommerferien-Termine fordern.
Die drei Wochen, die der Unterricht in den meisten Bundesländern bis zu den Osterferien ausgefallen ist, führen laut VBE-Chef Udo Beckmann nicht zu einer Bildungskatastrophe. „Aber ich gehe nicht davon aus, dass es nach Ostern flächendeckende Schulöffnungen geben wird. Bestenfalls wird es möglich sein, den Unterricht für jene zu organisieren, die vor Prüfungen stehen. Wenn nun aber die Zeit der geschlossenen Schulen weitergeht, muss die Öffentlichkeit möglichst früh informiert werden. Die Kultusministerkonferenz der Länder muss deshalb bereits vor Beginn der Osterferien in einem Szenario darstellen, was geschieht, wenn wir diese Schulschließungen weiterführen müssen, und wie wir auffangen können, was dann versäumt wird“, so erklärt er in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“.
Heißt ihm zufolge konkret: Die Länder sollten eine Verkürzung der Sommerferien ins Auge fassten, um in der gewonnenen Zeit aufzuholen. „Für die Lehrkräfte wird es ohnehin eine Riesenherausforderung werden, die Unterschiedlichkeit der Entwicklungen durch die familiäre Situation oder die technische Ausstattung wieder einzufangen“, sagt Beckmann.
“Schuljahr um drei bis vier Wochen verlängern”
Der VBE-Bundesvorsitzende ist nicht der einzige, der eine Änderung der Sommerferien-Termine ins Auge fasst. „So hart dies für uns zunächst klingen mag: Es gibt nur eine wirkliche Maßnahme: Das Schuljahr muss um drei bis vier Wochen verlängert werden. Und zwar so schnell, wie möglich“, so fordert der Berliner Bildungspolitiker Philipp Lengsfeld (CDU) in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“. „Das Schuljahr wird ab einer gewissen Schließzeitlänge nicht zu retten sein, oder im Extremfall können Schulen bis Sommer gar nicht wiedereröffnet werden. Auch für dieses ‚Worst-Case-Scenario‘ muss gerade für die Grundschulen jetzt geplant werden!“
Schon jetzt sei absehbar, so meint der ehemalige Bundestagsabgeordnete, der im Bildungsausschuss saß: „‚Normale‘ Sommerferien wird es nicht geben. Jeder der arbeiten kann, wird einen Riesenberg abzuarbeiten haben. Familienkassen sind leer und Touristik ist, wenn überhaupt etwas geht, weit von einem Normalzustand entfernt. Mehr als eine Woche Urlaub wird sich eine Durchschnittsfamilie in Berlin eh nicht leisten können! Insofern gibt neben der Pädagogik auch noch andere zwingende Gründe zur Verlängerung.“
Sommerferien verlegen – und den Frühling nachholen
Sommerferien verkürzen? Aus der Tourismuswirtschaft kommt unterdessen die Idee, die Sommerferien komplett zu verlegen – in den Herbst hinein. „Auf diese Weise lassen sich nach Empfehlung der Fachleute gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens ist die Bereitschaft der Menschen größer, für den Herbst zu buchen, als bereits jetzt eine Sommerbuchung vorzunehmen. Die Reisebranche hat dann eine erhöhte Sicherheit, dass überhaupt in diesem Jahr noch gereist wird. In jedem Fall ließen sich dann auch noch längere Urlaubsreisen nachholen“, so heißt es in einem Bericht des Brancheninformationsdienstes fvw.
Und weiter: „Zweitens kann der Sommer zu einem verlagerten Frühling werden, das heißt, abgesagte Tagungen, Kongresse und Messen ließen sich im Juli, August oder September nachholen. Tagungshotels und Kongresszentren ginge das Geschäft somit nicht völlig verloren – natürlich immer vorausgesetzt, dass sich die Corona-Situation bis dahin entspannt hat.“
Wenn der Schulbetrieb nach Ostern nicht wieder losgeht, dann…
Jürgen Böhm, Chef des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), sieht derweil keine Notwendigkeit, jetzt schon über Ferientermine zu diskutieren. „In der jetzigen Situation, in der die Verantwortlichen die Lage täglich, ja stündlich beurteilen müssen, davon zu reden, die Sommerferien zu verschieben, ist unlauter“, meint er. Und wenn – dann sollten dies die Länder “in eigener Regie bewerten und entscheiden“.
Wegen der unsicheren Lage an den Schulen bei den Prüfungsterminen kann sich der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Tilman Kuban, hingegen schon jetzt eine Verlegung der Sommerferien vorstellen. Dem «Focus» sagte Kuban: «Die Sommerferien müssen wir notfalls aufschieben, damit alle Schulabsolventen die gleichen Chancen haben.» Da man nicht damit rechnen könne, dass die Prüfungen vor dem Frühsommer stattfänden, könne ein Aufschub der Ferien für die Abiturienten und Abschlussjahrgänge in einigen Bundesländern eine logische Konsequenz sein, sagte Kuban.
Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) denkt über die Ferientermine zumindest schon mal laut nach (News4teachers berichtete). Nach seiner gegenwärtigen Einschätzung müssen die Sommerferien nicht verschoben werden – wohlgemerkt: Stand jetzt. «Sollte es zum 20. April wieder losgehen, könnten wir das Schuljahr normal weiterlaufen lassen», sagte er Anfang der Woche. Wenn die Schulschließungen verlängert werden müssten, seien jedoch weitere Maßnahmen notwendig. News4teachers
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