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Meidinger fordert besondere Förderung für “abgehängte Schüler” – ein Viertel betroffen?

BERLIN. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dringt auf gezielte Bemühungen, die durch Schulschließungen in der Corona-Krise entstandenen Lernlücken zu schließen. «Ich fürchte, dass bis zu ein Viertel aller Schüler in den vergangenen Wochen von jenen, die andere Voraussetzungen hatten, abgehängt wurde», sagte Meidinger der «Welt». Eine aktuelle Studie bestätigt seine Befürchtungen.

Warnt davor, den Bildungserfolg einer ganzen Schülergeneration zu gefährden: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (und selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Philologenverband

«Dieses Viertel dürfte keine oder nur eine sehr eingeschränkte Beschulung erhalten haben. Die Schere ist in den letzten Wochen zweifelsohne weiter auseinander gegangen.» Es gehe etwa um Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen, aus schwierigen sozialen Verhältnissen und ohne ausreichende technische Ausstattung.

Bildungsrückstand für rund drei Millionen Schülerinnen und Schüler

Meidinger warnte, der Bildungsrückstand für diese rund drei Millionen Mädchen und Jungen wiege immer schwerer, je länger das Homeschooling andauere. Um diese Gruppe müsse man sich verstärkt kümmern. Es sei eine der dringlichsten Aufgaben der Bildungspolitik zu verhindern, «dass die Schulschließungen dazu führen, dass wir eine ganze Generation bekommen, deren Schullaufbahn dauerhaft gefährdet ist». Meidinger schlug vor: «Eine Möglichkeit wäre, diese Gruppe bei Öffnung der Schulen vorrangig zu behandeln. Bevor also alle Schüler wieder unterrichtet werden, könnte man mit ihnen zunächst Versäumtes nacharbeiten.»

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Tatsächlich ergab unlängst eine Studie, das aktuelle “Schul-Barometer” vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz, dass die  Coronakrise gdie Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit an den Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefährdet (News4teachers berichtete). «Die Schere geht weit auseinander», sagte Instituts- und Studienleiter Prof. Stephan Huber.

Wird ein Drittel der Schüler abgehängt?

Die Befragung von über 7000 Menschen aus dem Schulbetrieb – darunter 655 Schulleitern – zeige, dass sich die Qualität von Schulen in Krisensituationen deutlicher auswirke. «Bereits vorhandene Unterschiede vergrößern sich. Bessere Schulen kommen mit der Krise besser zurecht.» Wo es nicht gut laufe, müsse es nach der Wiedereröffnung der Schulen intensive Kompensationsbemühungen geben. «Sonst drohen Teile der Schülerschaft abgehängt zu werden.

»Die Untersuchung ergab, dass die Kinder und Jugendlichen nach der Schließung der Schulen deutlich weniger Zeit mit schulischen Belangen verbringen als unter normalen Umständen. Nur knapp ein Drittel arbeitet demnach 25 Stunden und länger pro Woche für die Schule. Ein Drittel beschäftige sich dagegen nur 15 Stunden und weniger mit den Schulthemen. «Diese Gruppe macht uns Sorgen, insbesondere die 18 Prozent mit weniger als neun Stunden Lern- und Arbeitszeit in der Woche», sagte Huber. News4teachers / mit Material der dpa

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