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Aufenthalt mit Menschengruppen in geschlossenen Räumen vermeiden! Forscher warnen vor Übertragung des Coronavirus’ über Aerosole

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BERLIN. Die britische Virologin Muge Cevik von der University of St. Andrews hat internationale Studien ausgewertet, die Situationen beschreiben, in denen sich Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Dies berichtet „Spiegel online“. Schulen und Kitas tauchen in ihrem Bericht nicht auf. Das Ergebnis könnte diese trotzdem betreffen: Demnach bergen vor allem andauernde, enge Kontakte mit Infizierten und das – in Schulen und Kitas unvermeidliche – Zusammentreffen in geschlossenen Räumen ein hohes Ansteckungsrisiko. Auch andere Studien legen nahe, dass die Verbreitung über sogenannte Aerosole eine große Rolle beim Infektionsgeschehen spielen dürfte.

Copronaviren können offenbar durch kleinen Tröpfchen übertragen werden, die minutenlang in der Luft schweben. Illustration: Shutterstock

Wie „Spiegel online“ berichtet, hat Cecik sogenannte Kontakt-Verfolgungs-Studien, die bis zum 4. Mai veröffentlicht wurden, gesichtet und ausgewertet. „Eines haben all diese Ereignisse gemein: Immer handelt es sich um Zusammentreffen vieler Menschen auf engem Raum. Das deckt sich mit aktuellen Untersuchungen, nach denen kleine Schwebeteilchen in der Luft, sogenannte Aerosole, eine wichtige Rolle bei der Übertragung des Virus spielen könnten“, so heißt es.

Aerosole gelangen auch beim Atmen und Sprechen in die Luft

Und weiter: „Sie gelangen nicht nur beim Niesen und Husten, sondern auch beim Atmen und Sprechen in die Luft. Ist ein Infizierter in einem geschlossenen Raum ohne Luftzirkulation und Austausch, können sich virushaltige Tröpfchen ansammeln, bis die Konzentration für eine Infektion ausreicht. Abstandhalten böte in solch einem Fall nur bedingt Schutz. Mund-Nasen-Masken vermindern die Zahl der Partikel, die in die Luft gelangen.“ Cevik schreibt in einem Fazit auf Twitter: „Vermeiden Sie engen, anhaltenden Kontakt in Innenräumen und im öffentlichen Verkehr.“ Die Virologin stellt allerdings auch fest, dass Kinder offenbar weniger anfällig für Infektionen sind.

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Der ORF berichtet von einer Studie von Forschern um den US-amerikanischen Wissenschaftler Valentyn Stadnytskyi, die ebenfalls Aerosole als mögliche Infektionsquellen beschreibt. Die Forscher ließen laut Beericht eine Testperson in einem geschlossenen Raum 25 Sekunden lang laut den Satz „Stay healthy“ (bleib gesund) wiederholen. Ein in den Raum projizierter Laser habe die Tröpfchen beleuchtet, wodurch sie sichtbar gemacht und gezählt werden konnten. Im Durchschnitt seien die Tröpfchen zwölf Minuten lang in der Luft, schreiben die Forscher in ihrer Studie.  Sie gingen davon aus, dass jede Minute lauten Sprechens mehr als 1.000 virusbelastete Tröpfchen produzieren könne, die acht Minuten oder länger in einem geschlossenen Raum in der Luft hängen bleiben.

Prof. Christian Drosten, Virologe von der Berliner Charité, hatte unlängst im Zusammenhang mit den seit kurzem wieder erlaubten Restaurantbesuchen auf die Gefahr durch Aerosole hingewiesen. Während „normale“ Tröpfchen, die größer als fünf Mikrometer sind, durch ihr Gewicht rund 1,5 Meter nach der Ausscheidung zu Boden fallen, schweben Aerosole noch sehr lange in der Luft. In den Aerosol-Partikeln könnten sich infektiöse Viren „tatsächlich für mehrere Stunden“ halten, so berichtete der Virologe. Aus diesem Grund zweifelt er die Sinnhaftigkeit der aktuellen Abstandsregel von 1,5 Metern in Restaurants an. Die gilt auch für Schulen.

Auch Prof. Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Universitätsmedizin Rostock, rät in der Debatte um die Öffnung von Restaurants den Gästen, sich möglichst nach draußen zu setzen. «Da kommt es praktisch nicht zu Infektionen. Das Coronavirus wird ganz maßgeblich über die Luft übertragen.» Dagegen schütze draußen der Luftzug.

Für Schulen gilt lediglich der Hinweis: viel lüften! «Besonders wichtig ist das regelmäßige und richtige Lüften, da dadurch die Innenraumluft ausgetauscht wird. Mehrmals täglich, mindestens in jeder Pause, ist eine Querlüftung bzw. Stoßlüftung bei vollständig geöffneten Fenstern, ggf. auch Türe über mehrere Minuten vorzunehmen», so heißt es beispielsweisen in den Hygienehinweisen des Kultusministeriums Baden-Württemberg für Schulen .

“Es sind die Aerosole im Klassenraum”

Der SPD-Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach, selbst Mediziner und Epidemiologe von Beruf, hatte sich bereits vor zweieinhalb Wochen bei Twitter kritisch zur aktuellen Öffnungsrunde bei Kitas und Schulen geäußert. Mit Bezug auf jüngst veröffentliche Studien zur Rolle von Kindern in der Pandemie schrieb er: „Praktisch bedeuten die Kinderstudien folgendes: Regulärer Unterricht fällt für mindestens 1 Jahr aus. Das kann jetzt als epidemiologisch sicher gelten. Daran ändern weder Apps noch Masken etwas. Es ist die Übertragung durch Aerosole und Kontakte im Klassenraum.“

Lauterbach bezog sich dabei auch auf eine Studie von Drosten und weiteren Charité-Wissenschaftlern, nach der Kinder das Coronavirus vermutlich genauso wie Erwachsene verbreiten (News4teachers berichtet ausführlich darüber – und zwar hier). „Kinder könnten genauso infektiös sein wie Erwachsene“, so heißt es in der Arbeit. Und: „Was die unbegrenzte Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten angeht, müssen wir in der gegenwärtigen Situation, in der immer noch ein Großteil der Bevölkerung nicht immun ist und die Übertragung allein durch nicht-pharmakologische Maßnahmen niedrig gehalten werden muss, äußerste Vorsicht walten lassen.“

Schüler haben deutlich mehr Sozialkontakte als Erwachsene

Einer vor drei Wochen bekannt gewordenen internationalen Studie zufolge, die chinesische, italienische und US-amerikanische Wissenschaftler jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift Science veröffentlicht haben, stecken sich zwar Klein- und Schulkinder bis 15 Jahre deutlich seltener mit dem neuen Sars-Virus an als ältere Menschen. Ihr Corona-Risiko beträgt demnach nur ein Drittel gegenüber dem von anderen Altersgruppen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Andererseits zeigt die Studie auch: Schüler haben unter normalen Bedingungen bis zu zehnmal mehr Kontakte mit anderen Menschen als Erwachsene. Wenn Kinder also infiziert sind, stecken sie womöglich deutlich mehr Menschen an. Die Schlussfolgerung: Schulschließungen „haben einen großen Einfluss auf die Dynamik des Ausbruchs“. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Ärzte fordern, Kitas und Schulen schnell komplett wieder zu öffnen – weder Abstandsregeln noch Schichtunterricht seien nötig

 

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