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Gymnasial-Direktoren regen Streckung der Schulzeit an, um Corona-Folgen aufzuarbeiten

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MÜNCHEN. Die Bundesdirektorenkonferenz der Gymnasien (BDK) regt wegen der Corona-Krise an, über eine Verlängerung des Schuljahrs oder gar der Schulzeit nachzudenken. «Was Kinder und Jugendliche durch die lange Dauer der Schulschließungen versäumen, lässt sich nicht so nebenbei nachholen», erklärte der Konferenzvorsitzende Dieter Brückner in einer Erklärung. «Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnlich Lösungen.»

Soll die Schulzeit einfach gestreckt werden? Foto: Shutterstock

Die BDK kritisiert das Vorgehen der Kultusministerkonferenz (KMK) in der Krise scharf. Brückner bezeichnete die in dieser Woche getroffenen Aussagen der KMK als «Offenbarungseid» (hier berichtet News4teachers ausführlich über die aktuellen Absprachen der Kultusminister).

„Außer Plattitüden kann oder will die KMK zur Frage, wie denn Schule in Zeiten von Corona bis zu den Sommerferien und danach funktionieren soll, offensichtlich nichts sagen. Die Botschaft, dass unsere Schülerinnen und Schüler bis zu den Sommerferien irgendwann, in irgendeiner Art und Weise und für irgendeinen Zeitraum wieder einmal  – und dann selbstverständlich in jedem Bundesland höchst individuell – in ihre Schulen kommen sollen, zeigt in geradezu naiv anmutender Weise, dass sie nicht nur ‚auf Sicht fährt, sondern mit der langen Stange im Nebel stochert“, so heißt es. Die Gesellschaft habe aber einen Anspruch darauf, dass die KMK konkrete Szenarien entwickelt und darstellt, was unter welchen Voraussetzungen realistischerweise wünsch- und machbar ist.

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“Das Schuljahr wird bei den Schülern tiefe Spuren hinterlassen”

„Eines müsste unterdessen jedem für Bildung und Schule Verantwortlichen klar sein: Das Schuljahr 2019/2020 wird bei unseren Schülerinnen und Schülern tiefe und nachhaltige Spuren hinterlassen“, so meint Brückner. „‘Lernen zuhause!‘ kann Kinder und Jugendliche, selbst wenn es optimal gelingt, allenfalls „auf Betriebstemperatur“ halten. Und wenn es funktioniert, so ist das kein Verdienst der Kultusbehörden und schon gar nicht der KMK, die das Thema Digitalisierung viel zu lang verschlafen haben, sondern das Verdienst der Schulen und ihrer Lehrkräfte, die die immense neue Aufgabe überwiegend aus ‚Bordmitteln‘ gestemmt haben.“

Die Schere zwischen Schülerinnen und Schülern, die die Schule mühelos absolvieren, und denen, die Hilfe und Unterstützung brauchen – „von menschlicher Wärme und direkter Zuwendung ganz zu schweigen! – habe sich bereits bedenklich geöffnet und sie werde noch weiter aufgehen. Der BDK-Bundesvorsitzende erklärt: „Vor schwächeren Schülerinnen und Schülern türmen sich die Probleme schon jetzt berghoch auf. Die Erfahrung zeigt: Vor allem in Kernfächern wie Mathematik, den Fremdsprachen und in den Naturwissenschaften wird dies für die kommenden Jahre eine schwere Hypothek sein, die die Kinder und Jugendlichen nicht zu verantworten, aber zu verarbeiten haben.“

Schulen benötigen vor allem eins: Zeit

Er fragt: «Wäre es zum Beispiel denkbar, dass die Schuljahre für einen Übergangszeitraum auch einmal länger dauern als bislang zwölf Monate? Wäre es nicht besser, für den Lernstoff mehr Zeit (vielleicht sogar ein zusätzliches Schuljahr?) zur Verfügung zu stellen, statt ihn zu kürzen?»

Brückner weiter: „Was Kinder und Jugendliche durch die lange Dauer der Schulschließungen versäumen, lässt sich nicht so nebenbei nachholen. Durch die jetzt schon angekündigten Kürzungen der Lehrpläne würde dieses Nachholen zudem teuer erkauft: Kürzungen reißen, wie die Erfahrung lehrt, eher neue Lücken, als verlässlich dazu beitragen, alte Lücken zu schließen. Und auch jedes denkbare Modell eines künftigen ‚Schicht-Unterrichts‘ und eines Wechsels von Lernen zuhause und Lernen in der Schule wird zusätzlich Zeit kosten.“ Seine Schlussfolgerung: „Was Schulen brauchen werden, ist vor allem Zeit. Denn: Sie haben schon unentbehrliche Lehr- und Lernzeit verloren.“ News4teachers

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