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Schon wieder Ärger um das Mathe-Abitur: Zu schwer – trotz Corona?

DRESDEN. Wochenlange Schulausfälle, Selbststudien, Kontakt zum Lehrer per Internet: Das Abitur ist in Zeiten der Corona-Pandemie etwas besonderes. Besonders schwierig, beschweren sich nun viele Abiturienten in Sachsen nach dem Mathe-Abitur.

Das Mathe-Abitur gab vielen Schülern Rätsel auf. Illustration: Shutterstock

Der Landesschülerrat hat das sächsische Kultusministerium aufgefordert, die Aufgaben des Mathe-Abiturs zu überprüfen. Es müsse zwingend geprüft werden, ob die Zeitaufteilung im Leistungskurs gerecht und ob der B-Teil zu schwierig beziehungsweise zu textlastig war, sagte die Landesschülersprecherin Joanna Kesicka. Viele Schülerinnen und Schüler hätten diese Kritik geäußert.

Zudem hatten mehr als 1300 Menschen eine Schüler-Petitionen im Internet unterzeichnet. Darin wird gefordert, dass der gesamte Bewertungsmaßstab für das Matheabitur den Umständen entsprechend angepasst wird. Wochenlang waren durch die coronabedingten Einschränkungen die Schulen geschlossen, die Prüfungsvorbereitung erfolgte vor allem im Selbststudium, über Video-Konsultationen oder Aufgaben per Internet.

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«Dementsprechend wäre es auch eine logische Entscheidung gewesen, die Ansprüche der diesjährigen Aufgaben im Angesicht der besonderen Umstände zu überarbeiten», heißt es in der Petition. Schließlich habe Kultusminister Christian Piwarz (CDU) in einem Brief den Schülerinnen und Schülern zugesagt, dass ihnen keine Nachteile entstehen sollten.

Einen generellen “Corona-Bonus” bei den Noten gibt es nicht

Das Kultusministerium warb für Gelassenheit. «Die Emotionen sind gerade nach der Mathe-Prüfung immer sehr hoch. Die Schülerinnen und Schüler sollten zunächst mal die Ergebnisse abwarten», sagte Ministeriumssprecherin Susanne Meerheim. Einen generellen «Coronoa-Bonus» auf die Benotung werde es aber nicht geben.

Die Sprecherin betonte, dass es durchaus Anpassung gegeben habe. So wird anders als sonst auch die Zweitkorrektur in der Schule erfolgen. Da die Lehrer wüssten, welcher Stoff nicht behandelt wurde, sei eine individuelle Beurteilung der Leistungen möglich.

In den Kommentaren zu der Petition hieß es unter anderem, dass die Prüfung unangemessen gewesen sei, weil sie die Anforderungen des Lehrplans überstiegen hätte. Eine Abiturientin unterstützte die Petition, «weil wir uns, trotz der jetzigen Situation, überdurchschnittlich gut vorbereitet haben und dann doch mit Aufgaben überrascht wurden, die jenseits der Möglichkeiten des Selbstunterrichten liegen». Eine andere Schülerin schrieb, dass ein Selbststudium nicht die Kompetenz der Lehrer ersetze. «Ansonsten benötigt man zukünftig keine Lehrer mehr für die Wissensvermittlung.»

Ärger ums Mathe-Abitur gab es auch schon im Vorjahr

Auch im Vorjahr hatte es direkt nach dem Mathe-Abi in Sachsen und in anderen Bundesländern eine Welle der Kritik wegen angeblich zu schweren Aufgaben gegeben. Die Aufgaben stammen auch in diesem Jahr wieder aus dem Pool des zuständigen Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, IQB, aus dem sich die meisten Bundesländer für ihre zentralen Prüfungen bedienen. Die Aufgaben werden aber zum Teil dann länderspezifisch abgewandelt oder in ihren Bewertungsvorgaben geändert. dpa

Im Wortlaut

In der Petition nehmen die Schüler bezug auf das Versprechen von Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU), dass Schülern durch die Coronakrise kein Nachteil entstehen soll. Wörtlich heißt es: 

“Entgegen diesem Versprechen mussten wir Schüler*innen des Leistungskurses bereits im A-Teil feststellen, dass dort die zusätzliche Aufgabe, die aufgrund der neuen Punkteverteilung hinzugefügt werden musste, nicht mit dem nur geringfügig erhöhten Zeitbudget vereinbar war und wir nur kurz vor Beginn der Prüfung darüber informiert wurden. Im B1-Teil lag der Fokus überproportional auf der Integralrechnung und es wurde die Deutung eines Terms im Sachzusammenhang gefordert, also etwas, das so nicht Teil des Unterrichts war.

Des Weiteren traten sowohl im A- als auch in den B-Teilen gehäuft sehr ungewohnte Aufgabenstellungen auf, wie z.B. das Skizzieren von parameterbehafteten Funktionen und Funktionen ohne gegebener oder ermittelbarer Funktionsgleichung. Außerdem wurde sich bei vielen Aufgabenstellungen stark auf Begründungen und Beweise konzentriert, was von den Schüler*innen ungewöhnlich viel Textarbeit abverlangte. All dies wurde ebenfalls nicht im Unterricht gelehrt. Zusätzlich waren die Aufgaben in ihrer Gesamtheit nicht im vorgegebenen Zeitraum zu lösen.”

Hier geht es zur Petition.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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