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Schulöffnungen – Philologen in Sorge: Reicht die Hygiene? Bleibt Zeit für Unterricht?

STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg – der rund 9.000 Gymnasiallehrer im Land vertritt – hat große Sorge geäußert, dass die notwendigen Hygienemaßnahmen in der schulischen Praxis nicht immer eingehalten werden können. „Sehr viele Gymnasien haben sich die größte Mühe gegeben, ab Montag mit dem eingeschränkten Personal, das ihnen aufgrund der Risikogruppen zur Verfügung steht, der Hygieneverordnung gerecht zu werden“, sagt Vorsitzender Ralf Scholl. Er fragt: „Aber wird das ausreichen?“

Das Coronavirus wirbelt den Schulbetrieb durcheinander. Illustration: Shutterstock

Mit Einfallsreichtum und an jede Schule angepasste Lösungen hätten die Schulleitungsteams, die Krisenteams, die Personalvertretungen vor Ort und viele weitere Kolleginnen und Kollegen unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften Konzepte für den Schulbeginn der Kursstufen am 4. Mai ausgearbeitet, so heißt es. Trotzdem bleiben Zweifel, ob die Maßnahmen ausreichen.

Der Philologenverband führt Beispiele an:

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Martina Scherer, Landesvorsitzende der Jungen Philologen Baden-Württemberg, fragt: „Wie viel Zeit wird dann eigentlich noch für den eigentlichen Unterricht übrig bleiben bei Einhaltung der Hygienestandards, parallel stattfindenden Kursen, Schülerlenkung ab der Bushaltestelle, einer geforderten Präsenz der Lehrerinnen und Lehrer in und vor den Räumen vor und nach dem Unterricht?“

„Die Kolleginnen und Kollegen werden angehalten, die Unterrichtsinhalte am besten vor der Präsenzzeit an der Schule digital an die Schülerinnen und Schüler zu geben, damit eine Lehrkraft überhaupt die auf zwei Räume verteilten Schüler betreuen kann“, so Ralf Scholl weiter. „Ich sehe da eine hohe Belastung auf die Kolleginnen und Kollegen zukommen.“ In der Schule bleibe so nur relativ wenig Zeit für Fragen oder das Einführen von neuen Inhalten.

Zu Hause muss viel gearbeitet werden – von Schülern und Lehrern

Viel Arbeit müsse weiterhin zu Hause geleistet werden, von Lehrerinnen und Lehrern, wie auch von Schülerinnen und Schülern. Und die Klassen 5 bis 10, die ohnehin noch zu Hause bleiben, müssten parallel von den gleichen Lehrkräften aus dem Home-Office betreut werden. Es werde nicht möglich sein, unter diesen Vorgaben die Anzahl der Schüler im Präsenzunterricht wesentlich über die zwei Abschluss-Jahrgänge hinaus zu erhöhen, meint Scholl. „Für die Klassen 5-10 ist momentan an den Gymnasien schlicht kein Platz vorhanden, und während der Zeit des Abiturs schon gar nicht.“

Für eine Rückkehr zu einem geregelten Schulbetrieb für alle Schüler ab Mitte Juni (nach den Pfingstferien) gebe es nur einen einzigen sicheren, zielführenden Weg: Die Abstandsgebote müssten in den kommenden sechs Wochen deutschlandweit konsequent weiter eingehalten werden, was aufgrund der gelockerten Einschränkungen nicht einfach werden wird. Gelinge es nicht, bis Mitte Juni die täglichen Neuinfektionen deutschlandweit auf weniger als 20 bis 50 zu senken, werde eine Aufnahme des Schulunterrichts mit allen Schülern in diesem Schuljahr ein Wunschtraum bleiben.

Scholl: „Es gilt jetzt, trotz der zunehmenden ökonomischen Probleme noch weitere vier bis sechs Wochen konsequent die Kontaktverbote durchzuhalten. Abrechnen kann man erst dann, wenn die Seuche unter Kontrolle ist.“ News4teachers

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