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GEW: „Wir werden ein ganzes Schuljahr in Ausnahmesituation erleben“ – Lehrer und Eltern fordern deshalb: Schulzeit verlängern

SCHWERIN. Die GEW hält es angesichts des coronabedingt eingeschränkten Unterrichts für nahezu ausgeschlossen, lehrplangerecht zu unterrichten. Sie bringt deshalb eine Ausdehnung der Schulzeit ins Gespräch. Den Abschlussklassen zehn und zwölf fehlten wegen der Schulschließungen im Frühjahr Kenntnisse und Noten. Und auch im neuen Schuljahr gebe es vielfach nur verkürzten Unterricht. Ähnlich argumentieren Elterninitiativen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen: Sie fordern G9 – sofort und für alle Jahrgänge.

Geht das ganze Schuljahr flöten? Foto: Shutterstock

«Wenn man die Lernzeit nicht verlängern will, indem man die Schulen auch am Samstag öffnet, dann wären ein 11. und 13. Schuljahr eine Option», sagte Mecklenburg-Vorpommerns GEW-Landeschef Maik Walm in Schwerin. Alternativ könne auch eine Reform der Bildungsziele helfen: «Mehr Kompetenzen vermitteln, dafür weniger Inhalte», so Walm. Das müsse dann aber Auswirkungen auf die Prüfungen haben.

Mecklenburg-Vorpommern war Anfang August als erstes Bundesland ins neue Schuljahr gestartet. Wegen der fortwährenden Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gelten besondere Hygienebestimmungen, die auch Einfluss auf Gestaltung und Dauer des Unterrichts haben. So werden an Grundschulen täglich mindestens vier, an weiterführenden Schulen fünf Stunden garantiert. Nach Angaben des Bildungsministeriums übersteigt der Präsenzunterricht an vielen Schulen aber die Mindestvorgaben.

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Normalität an den Schulen? “Lügen uns in die Taschen”

«Wir lügen uns in die Taschen, wenn wir von Normalität an den Schulen sprechen», sagte Walm. Schon vor der Corona-Pandemie hätten Lehrermangel, Schulen in schlechtem baulichen Zustand, fehlende IT-Ausstattung und eine unzureichende Internetanbindung die Schulbildung behindert. Mit der Corona-Krise seien die personellen und technischen Defizite nur noch deutlicher zutage getreten und ein Ende der Pandemie sei nicht in Sicht.  «Wir werden ein ganzes Schuljahr in einer Ausnahmesituation erleben» sagte Walm und forderte ein «Rettungspaket für die Bildung».

Ähnlich argumentieren zwei Elterninitiativen in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. „Niemand weiß, ab wann ein geregelter Schulbetrieb in Deutschland wieder möglich sein wird“, so heißt es auf der Seite von NRW-Eltern. „Unsere Kinder haben in den letzten Wochen durch die Coronabedingten Schulschließungen eine Menge Schulstoff verpasst. Das ‚Homeschooling‘ und das große Engagement der Lehrer/-innen haben unsere Kinder in dieser Zeit nur auf ‚Betriebstemperatur‘ halten können – Weit entfernt davon, nach Regel-Lehrplan zu lernen.“ Gerade bei Schülern, die unter G8 nur acht Schuljahre bis zum Abitur haben – das sind in NRW die Siebtklässler aufwärts (für die folgenden Jahrgänge gilt bereits G9) –, fehle nun zusätzlich ein weiteres Schul-Halbjahr, um sich darauf vorzubereiten. In Baden-Württemberg gilt weiterhin grundsätzlich G8.

Eltern: Schere zwischen starken und schwachen Schülern geht auseinander

Die Eltern betonen: „Die Schere zwischen Schülerinnen und Schülern, die die Schule mühelos absolvieren, und denen, die Hilfe und Unterstützung brauchen, immer weiter auseinander. Vor diesen Schülern türmen sich die Probleme schon jetzt berghoch auf. Es wird eine große Herausforderung für die Schüler-/innen sein, das Versäumte mal ebenso nebenbei nachzuholen –  und wer weiß, wie oft Covid 19 uns in der kommenden Zeit noch in Atem hält und es vielleicht zu weiteren, vorübergehenden Klassen- oder sogar Schulschließungen kommen wird.“ News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur Petition der Eltern in Nordrhein-Westfalen.

Hier geht es zur Petition der Eltern in Baden-Württemberg.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

GEW fordert fürs nächste Schuljahr Kleingruppen, Projekt-Unterricht, dünnere Lehrpläne

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