DÜSSELDORF. Das Infektionsgeschehen wirbelt immer mehr Schulen durcheinander. Allein in Nordrhein-Westfalen mussten mittlerweile Dutzende von Schulen ihren Betrieb ganz oder teilweise einstellen – darunter die Siegerschule des Deutschen Schulpreises 2006, die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund, die bis Donnerstag nächster Woche komplett geschlossen wurde. Auch andere Bundesländer, in denen das neue Schuljahr ohne Abstandsregel im Unterricht begonnen hat, sind von immer mehr Infektionen unter Schülern und Lehrern betroffen.
Mit Stand vom Freitag hatte das Schulministerium Kenntnis darüber, dass zwei der rund 5.500 Schulen in NRW in Viersen und Dorsten vorübergehend geschlossen wurden, weil große Teile der jeweiligen Lehrerkollegien nach dem Positiv-Test einer Lehrkraft von den örtlichen Gesundheitsbehörden unter Quarantäne gestellt wurden. Darüber hinaus waren dem Ministerium vor dem Wochenende landesweit insgesamt zehn Teilschließungen für einzelne Klassen oder Lerngruppen bekannt.
Das Infektionsgeschehen beschleunigt sich in den NRW-Schulen
Doch offenbar gewinnt das Infektionsgeschehen in den NRW-Schulen rasant an Dynamik. Immer mehr Meldungen über komplette oder teilweise Schulschließungen werden von regionalen Medien verbreitet. Beispiele von Montag und Dienstag – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Der Schulbetrieb an der Havensteinschule in Oberhausen-Borbeck sei eingestellt worden, so meldet heute die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“. Eine Lehrerin wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
- In Dortmund wurden drei Schulen ganz oder teilweise schon wieder geschlossen, wie Radio 91,2 berichtet. In Absprache mit dem Gesundheitsamt sei die Grundschule Kleine Kielstraße – die 2006 als beste Schule Deutschlands mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde – bis zum 27. August komplett geschlossen worden, um mögliche Infektionsketten zu durchbrechen, wie auf der Internetseite der Schule mitgeteilt wird. Auch an zwei weiteren Schulen, einer Grundschule und einer Sekundarschule, gebe es betroffene Kinder. Dort müssten deshalb einzelne Klassen oder auch ganze Jahrgänge zu Hause bleiben, habe die Stadt mitgeteilt.
- Für die Klasse 3a der Bodelschwinghschule in Essen-Altendorf sei der Schulstart erst mal wieder vorbei., so meldete Radio Essen gestern. Die ganze Klasse müsse in Quarantäne, weil es einen Corona-Fall gebe. Auch an der Dürerschule in Borbeck gebe es einen Corona-Fall. „Da ist allerdings nur eine Person aus dem offenen Ganztag betroffen, sagt die Stadt. Außerdem ist am Robert-Schmidt-Berufskolleg in Huttrop ein Schüler krank. In der Klasse wurden die ganze Zeit Masken getragen, sagt die Stadt. Deshalb seien keine weiteren Maßnahmen notwendig“, so berichtet der Sender. Damit gibt es dem Bericht zufolge schon wenige Tage nach dem Schulstart jetzt an fünf Essener Schulen Corona-Fälle.
- An zwei Schulen im niederrheinischen Kleve gibt es Coronafälle. Bei beiden handele es sich um Geschwister, die sich bei ihrer Mutter angesteckt haben sollen. Wie die betroffene Realschule mit der Situation umging, schildert die „Rheinische Post“: „Der infizierte Schüler hat dem kommissarischen Leiter der Schule zufolge am Mittwoch vier Stunden lang den Unterricht besucht und ist dann auch zur Nachmittagsbetreuung gegangen. Der Unterricht sei im Klassenverband gelaufen, so dass es zu keiner Durchmischung von Kursen gekommen sei. In der Nachmittagsbetreuung habe der betroffene Schüler Kontakt zu drei weiteren Schülern und zu einer Pädagogin gehabt. Die komplette Schulklasse, die Klassenlehrerin, ein Referendar, der ebenfalls in der Klasse war, die drei Kinder aus der Nachmittagsbetreuung und die Betreuerin werden sich nun eine 14-tägigen Quarantäne begeben. In dessen Verlauf werden sie auch zwei Mal auf Corona getestet. Bis einschließlich 26. August wird es keine Nachmittagsbetreuung an der Realschule geben.“
- Aktuell gebe es Corona-Fälle an drei weiteren Kölner Schulen, so berichtet der „Kölner Stadt Anzeiger“. Damit verzeichnet die Stadt seit der Schulöffnung in der vergangenen Woche bereits 14 Coronafälle bei Schülern und Lehrern, bei denen das Gesundheitsamt Kontakte ermitteln musste.
- In Bielefeld befinden sich nach einem Bericht des „Westfalen-Blatts“ vom gestrigen Montag derzeit schon 75 Schüler und sieben Lehrer sowie weitere rund 20 Kontaktpersonen der Infizierten in Quarantäne. Sie durften am Montag bereits nicht zur Schule erscheinen.
Andere Bundesländer sind ebenfalls von sich ausweitenden Corona-Infektionen betroffen – etwa Hamburg: Seit Ende der Ferien haben sich in der Hansestadt 55 Schülerinnen und Schüler mit dem Coronavirus angesteckt, wie das “Hamburger Abendblatt” gestern meldete. In 38 Schulen wurden Infektionen festgestellt, elf Klassen in Quarantäne. Die Bildungsbehörde nenne die Zahlen allerdings „wenig besorgniserregend“.
Die Bildungssenatorin sprach am Freitag noch von “Einzelfällen” in Schulen
Auch in Berlin weitet sich das Infektionsgeschehen rasant aus, so meldet die „Berliner Morgenpost“ aktuell. Bis Montag hätten in der Hauptstadt schon 23 Schulen positive Fälle von Corona gemeldet. Allein im Bezirk Reinickendorf seien sieben Einrichtungen betroffen. Am Freitag hatte Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) noch von neun „Einzelfällen“ gesprochen.
Im brandenburgischen Frankfurt (Oder) wurde heute auf Anweisung des Gesundheitsamtes ein Gymnasium geschlossen. Das teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Alle 860 Schüler seien am Dienstagmorgen nach Hause geschickt worden, bestätigte Schulleiter Torsten Kleefeld. Eine Quarantäneanordnung des Gesundheitsamtes gebe es zunächst nicht. Das Gymnasium soll laut Kleefeld für eine Woche geschlossen bleiben. Bereits seit Freitag ist eine Klasse der Schule für 14 Tage in Quarantäne. Eine Schülerin der Klasse war positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Auch in Hessen, wo erst gestern das Schuljahr begonnen hat, gibt es bereits den ersten Coronafall an einer Schule. Bei einem Schüler in Bad Nauheim sei das Virus nachgewiesen worden, folglich müssten seine Klasse und zwei Lehrer bis Ende des Monats in Quarantäne, teilte der Wetteraukreis am Dienstag in Friedberg mit. Die Betroffenen sollen nun auch getestet werden. Der Schüler war nach Angaben des Kreises in der vergangenen Woche aus dem Urlaub zurückgekehrt und hatte am Donnerstag in einer Hausarztpraxis einen Abstrich machen lassen. Das Ergebnis des Virus-Tests sei «wegen der Überlastung der Labore» erst am Montagvormittag, am ersten Tag des neuen Schuljahres, gekommen. Gegen 13.15 Uhr sei dann die Schule informiert worden.
«Es ist fahrlässig, die Ergebnisse eines Corona-Tests nicht abzuwarten, sondern gleich in die Schule zu gehen», sagte Kreis-Gesundheitsdezernentin Stephanie Becker-Bösch laut Mitteilung. Sie appellierte an die Eltern, «hier mehr Verantwortung zu zeigen». News4teachers
Hier geht es zu einer Karte, auf der von Infektionen betroffene Kitas und Schulen, über die in Medien berichtet wurde, markiert sind – bundesweit derzeit 222 (18.8., 20 Uhr).
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