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Lehrer halten Nachrichten-Kompetenz ihrer Schüler für wichtig – viele wissen selbst aber gar nicht, welche Nachrichten sie glauben sollen

BERLIN. Ist das Coronavirus eine große Verschwörung, um die Rechte der Bürger zu beschneiden? Gibt es den menschengemachten Klimawandel gar nicht? Ist Deutschland kein souveräner Staat? Wer die Welt heute verstehen will, muss wissen, wo sich seriöse Informationen finden lassen – das ist umso wichtiger, je mehr Fake News gestreut werden. Medienkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation. Darüber besteht offenbar unter der Lehrerschaft ein weitgehender Konsens, wie eine aktuelle Studie nahelegt. Wo allerdings seriöse Informationen zu finden sind, darüber gehen die Meinungen auch unter Lehrern bedenklich deutlich auseinander.

Woran lassen sich seriöse Informationen von Fake News unterscheiden? Das wissen offenbar auch viele Lehrer nicht. Foto: Shutterstock

Lehrer an deutschen Schulen legen großen Wert auf die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz – immerhin. Das dokumentiert eine im Frühjahr 2020 erhobene Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) Im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse mit mehr als 500 Lehrkräften durchgeführt hat. Zugleich zeigt das Lehrpersonal allerdings selbst deutliche Defizite in der Medienkunde. Und: Es tun sich klar erkennbare Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland auf. „Ein erstaunlich großer Teil der Lehrkräfte steht Medien ablehnend oder feindselig gegenüber – oder geht implizit davon aus, dass in Deutschland keine Pressefreiheit existiert“, so fasst die „taz“ die Studienergebnisse zusammen.

“Schüler fit machen, damit sie kompetent mit Quellen umgehen können”

„Das ist ein Besorgnis erregender Befund“, erklärt Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), zugleich Mitglied der Stiftervereinigung der Presse. „Angesichts der alarmierenden Verbreitung von so genannten Fake News und Verschwörungstheorien wird es immer wichtiger, Kinder und Jugendliche so fit zu machen, dass sie kompetent mit Nachrichten und ihren Quellen umgehen können.“ Gerade in Zeiten von Corona werde gut ausgebildetes Lehrpersonal benötigt, das flexibel auf Informationsbedürfnisse reagiere. „Nachrichtenkompetenz“ werde bei Lehrenden und Lernenden damit immer stärker zu einer Schlüsselkompetenz in der demokratisch verfassten Gesellschaft.

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Dies sind die zentralen Befunde:

„Das sind Positionen, die beunruhigen müssen, weil sie übersetzt bedeuten: Viele Befragten finden, dass es hierzulande keine funktionierende freie Presse gebe. Sie offenbaren ein Verständnis von Medien als Teil der Regierung, des Staates, der Obrigkeit, wie es seit Jahren von rechts aktiv verbreitet und verfestigt wird“, so kommentiert die „taz“ die Ergebnisse.

Lehrer regelmäßig fortbilden, so lautet die Forderung

Auf Nachfrage der Zeitung, welche Forderungen aus der Studie abzuleiten sind, sagt Wolff, die Ergebnisse der Studie legten nahe, „dass das Thema Nachrichtenkompetenz – mit Betonung auf den Umgang mit und das Verstehen und Bewerten von Nachrichten und deren Quellen – einen viel größeren Raum als bisher im Unterricht einnehmen sollte“. Dazu gehöre auch eine regelmäßige Fortbildung der Lehrkräfte, „die übrigens ihrerseits laut unserer Studie die Vermittlung dieser Kompetenzen selbst als sehr wichtig einschätzen“.

An der Studie haben gut 500 Lehrkräfte an Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien teilgenommen, die in den Klassenstufen 7 bis 10 ein sozialwissenschaftliches Fach oder Deutsch unterrichten. Anlass waren wissenschaftliche Untersuchungen, die eine Vernachlässigung von Nachrichtenkompetenz in Lehrplänen, Schulbüchern und Studien- und Prüfungsordnungen von Lehramtsstudiengängen zeigen. News4teachers

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Woran erkennt man seriöse Informationen? Was Lehrer ihren Schülern beibringen sollten

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