KREFELD. Die Maskenpflicht im Unterricht gilt in Nordrhein-Westfalen nur für die höheren Jahrgänge. Jetzt sollen in Krefeld auch die Grundschüler nachziehen. Noch handelt es sich um eine Empfehlung, doch die Stadt will «schnellstmöglich» eine Pflicht daraus machen – und stellt sich damit gegen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Die hatte erst in der vergangenen Woche eine Kommune zurückgepfiffen, die angesichts hoher Infektionszahlen ihre Schulen in den Wechselunterricht hatte nehmen wollen.
Um die Corona-Pandemie einzudämmen, sollen an den Grundschulen der Stadt Krefeld die Schülerinnen und Schüler ab sofort auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Diese «dringliche Empfehlung» hat der Krisenstab der Stadt ausgesprochen, wie am Sonntag aus einer Mitteilung im Internet hervorging. Ob aus der Empfehlung in den nächsten Tagen in Krefeld eine Pflicht wird, will die Stadt zunächst juristisch prüfen. Die Empfehlung soll an den Schulen durch Beschlüsse der jeweiligen Schulkonferenz umgesetzt werden. In Krefeld gibt es 29 Grundschulen.
“Die Kinder besser zu schützen, muss das klare Handlungsziel sein”
Oberstes Ziel sei es, den Kernunterricht vor Ort aufrecht zu erhalten, sagte der Leiter des Fachbereichs Schule, Jürgen Maas, laut der Mitteilung. «Da schon mehr als ein Drittel der Krefelder Grundschulen von Corona-Fällen betroffen ist, steht für uns der Gesundheitsschutz im Vordergrund. Die Kinder besser zu schützen, muss das klare Handlungsziel sein», so Maas. Die Maßnahme solle helfen, bei Infektionen in Grundschulen die Zahl der Quarantäne-Anordnungen zu senken. In der Vergangenheit seien bereits ganze Klassen in Quarantäne geschickt worden, sagte Maas am Sonntag auf Anfrage. Auch sei bereits eine ganze Schule geschlossen worden, nachdem im Lehrerkollegium ein positiver Fall aufgetreten war.
Die Möglichkeit einer freiwilligen Übereinkunft an Grundschulen sehen Verhaltensempfehlungen des Schulministeriums ausdrücklich vor: «Schulen können sich im Einvernehmen mit der Schulgemeinde darauf verständigen, freiwillig auch weiterhin im Unterricht eine MNB (Mund-Nasen-Bedeckung) zu tragen», heißt es dort wörtlich. Allerdings hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) stets darauf hingewiesen, dass kein Schüler zum Maskentragen gezwungen werden könne – sie hatte die Schulen sogar in einer Schulmail davor gewarnt, Druck auf Kinder auszuüben.
Stadt Solingen hatte auf Wechselunterricht umstellen wollen – die Landesregierung verbot dies
Der Vorschlag sei bei einem Krefelder «Schulgipfel» in der vergangenen Woche von den Vertretern der Grundschulen gekommen, so Maas. Von der bei der Bezirksregierung angesiedelten Schulaufsicht werde das Vorhaben «in vollem Umfang» akzeptiert. Maas betonte, dass es sich bei der Empfehlung nur um einen ersten Schritt handle. Die Stadt beabsichtige, schnellstmöglich eine entsprechende Festsetzung zu treffen und prüfe derzeit die dafür notwendigen juristischen Schritte. Dies wolle man nach Möglichkeit im Einvernehmen mit dem Land tun.
In Nordrhein-Westfalen sind derzeit bis auf Grundschüler alle Schüler verpflichtet, auf dem Schulgelände und im Unterricht durchgehend eine Maske zu tragen, außer beim Essen und Trinken. Nur Grundschüler dürfen im Klassenraum ihre Maske abnehmen. Lehrer dürfen ohne Maske unterrichten, solange sie einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten können.
Die Stadt Solingen hatte angekündigt, angesichts anhaltend hoher Corona-Neuinfektionen die Klassenstärken zu halbieren und je 50 Prozent der Schüler digital zu unterrichten. Konkret sollte bis Ende November wechselweise die Hälfte einer Klasse im Präsenz-, die andere Hälfte daheim im Distanzunterricht lernen. Das wurde von der Landesregierung per Erlass gestoppt (News4teachers berichtete ausführlich über den Streit um den Unterricht in Schichten). Krefeld hatte zuvor erwogen, das Modell – das sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Schulen orientiert – zu übernehmen.
Robert-Koch-Institut empfiehlt Maskenpflicht im Unterricht der Grundschulen ab einem Inzidenzwert von 50
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets eine generelle Maskenpflicht im Unterricht (also auch in Grundschulen) sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb). Die Landesregierung hält sich nicht an die Empfehlungen. Der Inzidenzwert von Krefeld hatte vergangene Woche die Marke von 200 überschritten. News4teachers / mit Material der dpa
Protest! Schulleiter teilt die Klassen trotz Gebauers Verbot (für einen Tag)