BERLIN. Der SPD-Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach hat die Kultusminister der Länder mit scharfen Worten darauf gedrängt, den Umstieg in einen Schichtunterricht vorzubereiten. „Die Lage in Schulen ist leider ausserhalb jeder Kontrolle“, so schreibt er aktuell auf Twitter. „Was wir in Restaurants und Kneipen gewinnen verlieren wir in den Schulen.“ Lüften allein werde in den Schulen nicht reichen, um Infektionen zu vermeiden. Nur mit kleineren Lerngruppen werde sich der Schulbetrieb über den Winter aufrecht erhalten lassen.
Lauterbach, selbst Mediziner und Epidemiologe von Beruf, schreibt zudem: „Es fehlt an Strategie und Zuständigkeit. Viele Schulen unterrichten bei voller Klasse ohne Masken nur mit Lüften. Diese Kombi ist unverantwortbar.“ In einem Interview mit dem SWR forderte Lauterbach, alle Schulklassen zu halbieren, um die Abstandsregel in den Klassenräumen zu ermöglichen. In Dänemark und anderen Ländern habe sich das bewährt. Es sei durchaus möglich, so Lauterbach, dass es in den nächsten Monaten dazu komme, dass Infektionsketten auch über die Schulen weitergegeben würden und dann beim nächsten Shutdown die Schulen nicht mehr ausgenommen werden könnten. Auch Kinder hätten einen Anteil an der Epidemie, selbst, wenn sie keine Treiber seien.
Die Lage in Schulen ist leider ausserhalb jeder Kontrolle. Was wir in Restaurants und Kneipen gewinnen verlieren wir in den Schulen. Es fehlt an Strategie und Zuständigkeit. Viele Schulen unterrichten bei voller Klasse ohne Masken nur mit Lüften. Diese Kombi ist unverantwortbar https://t.co/Rp5tXSfm7U
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) November 13, 2020
“Die Zahl der infizierten Schüler nimmt ständig zu – wir haben auch eine hohe Dunkelziffer”
„Wir haben die Situation, das die Zahl der infizierten Schüler ständig zunimmt, wir haben auch eine hohe Dunkelziffer, wir sind also am Anfang eines langen Winters. Ich glaube schon, dass man sich Sorgen machen muss, dass wir in den Schulen nicht gut vorbereitet sind. Jetzt wo es richtig kalt wird, kann man das Risiko mit Lüften nur unzureichend in den Griff bekommen“, sagte Lauterbach. Schulen offenhalten zu wollen, sei nach wie vor das richtige Ziel. „Aber Schulen offenzuhalten, bedeutet nicht, dass man mit voller Klassenstärke in den Winter hineingeht und es allein mit Lüften versucht, in den Griff zu bekommen. Da muss man mehr machen.“
Es sei nicht sinnvoll, den Unterricht auf „die paar Stunden am Morgen“ zu konzentrieren, und die Gesundheit der Lehrer, aber auch die der Kinder und ihrer Eltern zu riskieren. „Wir wissen, dass in Schulen Infektionsketten auftreten. Kinder haben einen Anteil an der Pandemie, das ist unstrittig“, sagte Lauterbach.
“Sicherheit geht vor, wir müssen den geteilten Unterricht vorbereiten”
Bei der Wellenbrecher-Lockdown-Entscheidung von Bund und Ländern sei einkalkuliert worden, dass 25 Prozent der Kontakte nicht eingeschränkt werden sollen – „das sind die Kontakte in den Schulen, in den Betrieben, in den Geschäften, aber dort gibt es auch Infektionen natürlich“, sagte Lauterbach. Im Schulbetrieb stelle sich die Frage, wie sicher der gestaltet werden könne. „Ich plädiere dafür, dass wir uns ehrlich machen“, sagte Lauterbach. Und das bedeute: „Sicherheit geht vor, wir müssen den geteilten Unterricht aus meiner Sicht vorbereiten.“ News4teachers