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Streit um Maskenpflicht an Grundschulen – Spahn: Ohne drohen Schulschließungen

BERLIN. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat einen Vorstoß unternommen, die Maskenpflicht im Unterricht auch der Grundschulen einzuführen – und damit einen bundesweiten Streit entfacht. «Eine allgemeine Maskenpflicht im Unterricht halte ich in einer Phase hoher Infektionszahlen selbst an Grundschulen ebenfalls für zumutbar, auch wenn das Maskentragen über den Tag natürlich lästig ist», so sagte sie. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte in Aussicht, dass es in vielen Regionen bald nur eine Alternative geben könnte: Schulen schließen.

In Bayerns Schulen gilt in den Grundschulen eine Maskenpflicht auch im Unterricht – bald auch in anderen Bundesländern? Foto: Shutterstock

Maskenpflicht in Grundschulen, flächendeckender Wechselunterricht, Lernen in Pfarrzentren – angesichts steigender Corona-Infektionszahlen in Deutschland kommen aus der Politik Vorschläge, wie Schulen besser durch die zweite Corona-Welle kommen sollen. Die Vorstöße rufen ein geteiltes Echo hervor. Stefanie Hubig, rheinland-pfälzische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), hält eine Maskenpflicht für Grundschüler im Unterricht derzeit nicht für notwendig. Kleine Kinder seien nicht die Überträger der Corona-Infektionen, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag in Mainz.

Bayerisches Gesundheitsministerium: Infizierte Kinder weisen häufig keine Symptome auf – und vertreiten das Virus weiter

Demgegenüber hatte das bayerische Gesundheitsministerium am Wochenende gewarnt – und sich vehement für die in Bayern bereits geltende Maskenplicht im Unterricht der Grundschulen eingesetzt: „Gerade in den kommenden drei Wochen gilt es, möglichst viele Maßnahmen konsequent umzusetzen, damit wir das Infektionsgeschehen eindämmen und die Zahl der Neuinfektionen senken können“, erklärte ein Sprecher und betonte: Die Maskenpflicht auch im Unterricht der Grundschulen diene der Eingrenzung eines möglichen, von den Schülern ausgehenden Infektionsgeschehens, da infizierte Kinder häufig keine Symptome aufwiesen und so unerkannt das Coronavirus verbreiten könnten.

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Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für eine Maskenpflicht im Unterricht auch in Grundschulen ausgesprochen. «Ich weiß, dass das gerade für kleinere Kinder ein anstrengendes Prozedere ist, eine Maske aufzubehalten über die Stunden», sagte sie. «Aber das ist eben ein Umgang, den man vielleicht auch lernen kann.»

«Maskenpflicht in der Grundschule ist pädagogisch sehr problematisch», warnte hingegen Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Kinder seien beim Lesen- und Schreiben-Lernen und auch aus emotionalen Gründen auf die Mimik angewiesen. Zudem vermutete Hoffmann auch, dass Masken die Konzentrationsfähigkeit der Kinder einschränken und zu Unwohlsein führen könnten. Sie betonte, Masken seien kein Ersatz für Abstand, Lüftungsmöglichkeiten und Hygiene. «Wo man versäumt hat nachzurüsten in den Sommerferien».

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) äußerte hingegen vorsichtige Zustimmung zur Maskenpflicht. In den Schulen könne der Mindestabstand momentan nicht eingehalten werden, schrieb der Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Insbesondere in Gebieten mit hohen Neuinfektionszahlen könne das Maskentragen dazu beitragen, Neuinfektionen zu verhindern.

GEW fordert wissenschaftliche Studien zum Nutzen der Masken an Schulen

In mehreren Bundesländern gilt wegen der gestiegenen Infektionszahlen derzeit eine Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen. Grundschüler sind allerdings in der Regel davon ausgenommen. Ilka Hoffmann von der GEW forderte wissenschaftliche Untersuchungen zum Nutzen und den tatsächlichen Auswirkungen der Masken an Schulen. Laut Ärzten stellt das Tragen einer Maske kein akutes Gesundheitsrisiko für Kinder dar.

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hält eine Maskenpflicht an Grundschulen derzeit nicht für notwendig. Gerade jüngere Schüler seien nicht Treiber der Pandemie, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch. «Maskenpflicht für Grundschüler wäre simpler Aktionismus und pädagogisch schädlich.» Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich demgegenüber offen dafür, die Maskenpflicht an Schulen auszuweiten. Man solle mit allen möglichen Maßnahmen dafür sorgen, Schulen und Kitas offenzuhalten, sagte er in der Sendung «Frühstart» der Fernsehsender RTL und ntv. Maskentragen im Unterricht sei nicht schön. «Die Alternative ist in vielen Regionen, Schulen schließen. Und ich bin sehr sicher, wenn die Wahl ist Maske tragen oder keine Schule, dann lieber Maske tragen.» News4teachers / mit Material der dpa

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