BERLIN. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig (SPD), hat Beratungen mit ihren Amtskollegen vor dem nächsten Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Anfang Januar angekündigt. Davon, den Corona-Schutz für Schüler und Lehrer zu verbessern, ist nach wie vor keine Rede – im Gegenteil: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will die Schulen so schnell wie möglich wieder öffnen.
«Die Kultusministerkonferenz wird sich im Vorfeld der Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin zum weiteren Verlauf des Schuljahrs 2020/2021 beraten und abstimmen», sagte Hubig der «Rheinischen Post».
«Maßgeblich ist jetzt, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten, die Pandemie wieder einzudämmen, damit möglichst bald unsere Schulen wieder an den Start gehen können», betonte sie. Die Schulen hätten sich in diesem Jahr auf alle möglichen Szenarien vorbereitet: Fernunterricht, Wechselunterricht und Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen. «Das war ein immenser Kraftakt, den sie hervorragend umgesetzt haben», sagte die KMK-Präsidentin.
Bis zum Lockdown und der damit verbundenen Aufhebung der Präsenzpflicht in den Schulen hatten sich die Bundesländer geweigert, die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Wechselunterricht in kleinen Lerngruppen umzusetzen – in Nordrhein-Westfalen verbot Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) der Stadt Solingen den Wechselunterricht sogar.
Davon, dass die Kultusminister endlich die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Schulen annehmen, ist keine Rede
Die nächste Ministerpräsidentenkonferenz ist für den 5. Januar geplant. Davon, dass die Kultusminister einen Schwellenwert für zusätzliche Schutzmaßnahmen in Schulen festlegen – wie es die Nationalakademie Leopoldina fordert – und die seit Anfang Oktober vorliegenden Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb endlich annehmen (das eine Beschränkung des Präsenzunterricht und eine generelle Maskenpflicht im Unterricht ab einem Inzidenzwert von 50 empfiehlt), ist keine Rede.
Im Gegenteil: Nach wie vor ist der Druck groß, die Schulen nach dem bundesweit auf den 10. Januar verlegten Ende der Weihnachtsferien umgehend wieder weit zu öffnen. Hubig hatte bereits unmittelbar vor dem Beschluss, den Präsenzunterricht heruntergefahren, gefordert, sollte es zu Schulschließungen kommen, müssten diese so schnell wie möglich beendet werden.
Laschet stellt sich demonstrativ vor Schulministerin Gebauer – weil die für Bildungsgerechtigkeit gekämpft habe
Auch die nordrhein-westfälische Landesregierung hat augenscheinlich kein Interesse daran, den Corona-Schutz in Schulen nachvollziehbar am Infektionsgeschehen auszurichten. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stellte sich im Landtag demonstrativ vor Gebauer, die wegen ihrer Krisen-Politik unter Dauerbeschuss der Opposition steht. Die FDP-Ministerin sei bundesweit die Stimme gewesen, Schulen so lange wie möglich offen zu halten, um Bildungsgerechtigkeit für alle zu wahren. „Von ganzem Herzen“ dankte Laschet Gebauer für ihren Kampf für den Präsenzunterricht. Laschet betonte: „Wenn die Infektionszahlen es zulassen, werden die Schulen die ersten sein, die wieder vollständig öffnen.“
Der Bundeselternrat forderte derweil mit Blick auf eine mögliche Verlängerung des Lockdowns über den 10. Januar hinaus Konzepte für eine möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht – unter verschärften Schutzmaßnahmen. «Es ist vermutlich damit zu rechnen, dass der momentane Shutdown über den 10. Januar andauern wird», sagte die Vizechefin des Bundeselternrates, Sabrina Wetzel, der «Rheinischen Post». Die Schulen müssten sich verstärkt darauf einstellen, etwa an Grundschulen Unterricht in kleinen Gruppen und digitalen Unterricht für die älteren Schülerinnen und Schüler anzubieten. Viele Schulen hätten schon gute Lösungen für sicheren Unterricht umgesetzt, diese sollten weitergeführt und weitergedacht werden.
„Es wäre jetzt auch noch die Möglichkeit, Lüftungsgeräte anzuschaffen und zu installieren, um einen sicheren Präsenzunterricht zu ermöglichen“, sagte Wetzel. „Vorteilhaft wäre eine Staffelung der Unterrichtszeiten, um die Problematik der teilweise überfüllten Busse und Bahnen zu entschärfen“, so Wetzel weiter. News4teachers / mit Material der dpa
