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Spahn: Lehrer und Erzieher sollen sich selbst testen – nach Schulung

BERLIN. Lehrer und Erzieher sollen sich in Zukunft nach einer entsprechenden Schulung selbst auf das Coronavirus testen dürfen. «Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können von Freitag an eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Lehrerinnen und Lehrer werden sich regelmäßig selbst testen dürfen.» Antigen-Schnelltests könnten dabei helfen, Lehrer und Erzieher und damit auch Kinder besser zu schützen. Bislang dürfen Antigen-Schnelltests nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden.

Sorgt mit einem Vorstoß für Debatten in Kitas und Schulen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Foto: Bundesgesundheitsministerium

Mit einer neuen Verordnung, die an diesem Freitag in Kraft tritt, will Spahn einerseits regeln, dass Pädagogen nach vorheriger Schulung selbst testen dürfen. Daneben sollen auch die Schulträger bei Bedarf mit geschultem Personal Tests vor Ort durchführen dürfen. «Das ist eine weitere alltagstaugliche Option, um Kindern auch in Pandemiezeiten den Kita- oder Schulbesuch zu ermöglichen», sagte Spahn den Zeitungen.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, begrüßte den Vorstoß Spahns. Man unterstütze das Vorhaben des Ministers, sagte Meidinger. «Allerdings mit zwei Einschränkungen: nur für Selbsttests, kein Einsatz von Lehrkräften bei Schnelltestungen von Schülern und zweitens bei Beachtung des Freiwilligkeitsprinzips.»

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GEW: Tests schützen nicht vor Infektionen – Gewerkschaft fordert, RKI-Empfehlungen für Schulen einzuhalten

Die GEW betrachtet die Debatte über eigenständige Corona-Schnelltests an Schulen und Kitas mit gemischten Gefühlen. Die Vorschläge von Spahn könnten helfen, die Corona-Testung zu vereinfachen, sagten die für Schule und Kita zuständigen GEW-Vorstandsmitglieder Ilka Hoffmann und Björn Köhler. «Der freie Zugang zu den Tests ist aber kein Ersatz für die Hygiene- und Gesundheitsschutzregeln, die das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt», fügten sie hinzu. Tests schützten nicht vor Infektionen.

Die Gewerkschaft fordert seit langem, dass an den Schulen RKI-Empfehlungen befolgt werden, wonach bei einer sogenannten 7-Tage-Inzidenz von 50 – also bei 50 und mehr nachgewiesenen Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche in einer Region auf geteilte Klassen und Wechselunterricht umgestellt wird. Die Bundesländer sehen das nach einem gemeinsamen Beschluss von Ende November erst ab einer Inzidenz von 200 als Möglichkeit vor.

VBE: “Schnelltests werden nicht ab morgen an den Schulen flächendeckend zur Verfügung stehen”

Der VBE zeigte sich skeptisch. „Eines vorweg: Die Schnelltests werden nicht ab morgen flächendeckend zur Verfügung stehen. Die Kommunikation hierzu ist schon wieder ein Paradebeispiel dafür, wie Politik Erwartungen weckt, die von den Schulen nicht eingelöst werden können, weil die notwendigen Ressourcen schlicht nicht vorhanden sind“, erklärte Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Die Beschaffung bei den Schulen selbst anzusiedeln sei nicht hinnehmbar, so Beckmann: „So wird nur eine weitere Aufgabe für Schulleitungen geschaffen, die so schon alle Hände voll zu tun haben.“

Es gebe bisher keine Aussagen dazu, ob geplant sei, dass Lehrkräfte Kinder testen sollten. Der VBE lehnt dies ab. Beckmann: „Die Schnelltests freiwillig bei sich selbst durchzuführen, ist das eine. Etwas ganz anderes ist es, diese Tests von den Schülerinnen und Schülern zu nehmen. Das darf keine Aufgabe von Lehrkräften werden! Das wird auf unseren massiven Widerstand stoßen.“

Robert-Koch-Institut hat dem Gesundheitsministerium bislang 636 Ausbrüche an Schulen übermittelt

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dem Robert Koch-Institut seit Beginn der Pandemie 636 Corona-Ausbrüche in Schulen übermittelt, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten. In den letzten vier Wochen habe es demnach rund 64 Ausbrüche pro Woche gegeben. 18 Prozent dieser Ausbrüche hätten 6-10-Jährige, 26 Prozent 11-14-Jährige, 31 Prozent 15-20-Jährige und 25 Prozent Personen über 21 Jahren betroffen. Bei 53 Ausbrüchen (8 Prozent) seien nur erwachsene Personen betroffen gewesen. Den Daten zufolge liegt der Anteil der nachgewiesenen Infektionsfälle an Schulen an allen Corona-Ausbrüchen bei etwa zwei Prozent.

Das Gesundheitsministerium stellte klar: Corona-Schnelltests von Kita- und Schulpersonal werden zwar erleichtert, allerdings gilt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums weiterhin, dass sie von geschultem Personal durchgeführt werden müssen. Ein Ministeriumssprecher wies auf Nachfrage darauf hin, dass mit dem kürzlich beschlossenen sogenannten Dritten Bevölkerungsschutzgesetz, das unter anderem Änderungen des Infektionsschutzgesetzes enthielt, der Arztvorbehalt für die Schnelltests entfallen sei. Damit könne grundsätzlich jeder diese Tests anwenden, allerdings müssten sie durch entsprechend geschultes Personal erfolgen. News4teachers / mit Material der dpa

Immer mehr Ausbrüche, auch große: Bundesweit mehr als 7.000 Kitas und Schulen von Corona-Fällen betroffen – allein im November

 

 

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