Website-Icon News4teachers

Weniger Klassenarbeiten: Bayern nimmt Druck von Schülern und Lehrern

MÜNCHEN. Quarantäne, Wechselunterricht, Hybrid-Unterricht: Die Pandemie stellt Schüler und Lehrer vor große Probleme. Mit weniger Leistungsnachweisen will das bayerische Kultusministerium sie nun entlasten. Das hatte zuvor die GEW gefordert – bundesweit. In anderen Bundesländern tut sich diesbezüglich bislang aber noch wenig.

Schüler haben es in diesem Schuljahr nicht leicht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

“Seit Beginn des Schuljahrs arbeiten die Schüler mit Masken, was ein normales Miteinander verhindert und die Konzentrationsfähigkeit einschränkt. Außerdem drohen spätestens seit Oktober immer wieder Schulschließungen oder Teilungen von Klassen, wie sich jetzt bestätigt hat. Dies macht einen verlässlichen und planbaren Unterricht kaum möglich”, so erklärte die GEW Bayern in der vergangenen Woche.

Wie sollen Schüler, die von Quarantäne betroffen sind, normale Leistungen erbringen können?

Ruth Brenner, Mitglied im Hauptpersonalrat und selbst Lehrerin, stellte fest: „Daher kann es nicht sein, dass von den Kindern und Jugendlichen Leistungsnachweise und Abschlussprüfungen in derselben Form wie die Jahre zuvor verlangt werden. Leistungserhebungen belasten Kinder wie Jugendliche erheblich mehr als in normalen Jahren, da sie durch die unsichere Lage ohnehin unter Stress stehen. Es muss sich jetzt endlich was ändern.“ Ein weiteres Problem gestalte sich für die Schüler, die in Quarantäne sind oder waren. Bei einer Abwesenheit von mehreren Wochen könne von Chancengleichheit nicht mehr gesprochen werden, so stellt die Gewerkschaft fest.

Anzeige

Das bayerische Kultusministerium hat nun reagiert. Wegen der noch immer nicht absehbaren Folgen der Corona-Krise für das laufende Schuljahr kann an Bayerns Realschulen und Gymnasien die Zahl der Prüfungen reduziert werden. «Mir ist vor allem sehr wichtig, dass wir eine Ballung von Leistungsnachweisen verhindern. Deswegen schaffen wir faire und flexible Regelungen zur Reduzierung von Leistungsnachweisen», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag in München.

Es dürfe nicht sein, dass die Schüler wegen längerer Phasen von Wechsel- oder Distanzunterricht unter Druck geraten. Piazolo weiter: «Wir werden abhängig davon, wie es nach den Weihnachtsferien weitergeht, auch die Termine für die Abschlussprüfungen der anderen Schularten anpassen und bei Bedarf auch bei Leistungsnachweisen schulartbezogen flexibel nachjustieren.»

Konkret sieht die Neuregelung für Gymnasien und Realschulen vor, dass die Lehrer an den Schulen für sich entscheiden können, ob und wie sie die vorgeschriebene Zahl an sogenannten großen Leistungsnachweisen senken. «Die konkrete Entscheidung trifft das Lehrkräfteteam unter genauer Abwägung der Situation in der einzelnen Klasse», teilte das Ministerium mit. Bei den Leistungsnachweisen könne die Ausgangslage auch an einer Schule von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich sein. Die abiturrelevanten Klausuren – auch an den Fach- und Berufsoberschulen – können die Schulen zudem ins zweite Halbjahr verschieben und den Zeugnistermin entsprechend verlegen.

An den Mittel- und Wirtschaftsschulen besteht den Angaben zufolge ohnehin größere Flexibilität. Es solle «insgesamt sichergestellt sein», dass am Ende des Schuljahres ohne Zeitdruck eine valide und aussagekräftige Zeugnisnote gebildet werden könne, hieß es. Auch die Förderschulen, die nach den Lehrplänen der allgemeinen Schulen unterrichten, sollten sich an den für sie entsprechenden Vorgaben orientieren. Zudem soll die Wiederholung der Corona-Schuljahre 2019/20 und 2020/21 nicht auf die Höchstausbildungsdauer angerechnet werden. Hierzu läuft dem Ministerium zufolge derzeit eine entsprechende Verbändeanhörung zur Änderung der Schulordnung.

“Kultusministerien müssen sich von ihrer Fixierung auf Prüfungen und Tests sowie dem Festhalten an Stoffplänen lösen”

In anderen Bundesländern halten die Kultusminister weiterhin an den bisherigen Vorgaben fest. Ein Unding – meint die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe. Sie betont: „Viele Schulen arbeiten bereits jetzt am Limit. Deshalb müssten sich die Kultusministerien von ihrer Fixierung auf Prüfungen und Tests sowie dem Festhalten an Stoffplänen lösen. Für Abschlussklassen müssen die Anforderungen neu definiert werden. Der Druck, der auf den Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrkräften lastet, muss reduziert werden.“ News4teachers / mit Material der dpa

Die mobile Version verlassen