DRESDEN. Nach wie vor zeichnet sich keine wesentliche Besserung bei der Anzahl an Corona-Neuinfektionen in Sachsen ab. Deshalb hält die GEW Sachsen die Teilöffnung der Schulen für Abschluss- und Vorabschlussklassen ab kommenden Montag für verantwortungslos und fordert, die Schulen komplett bis zu den Winterferien geschlossen zu halten. Das Kultusministerium hält jedoch an den Plänen fest. Mehr als 50.000 Schüler drücken dann wieder die Schulbank.
„Andere Bundesländer mit deutlich niedrigeren Infektionszahlen, wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen, halten ihre Schulen bis Ende Januar geschlossen. Warum ausgerechnet in Sachsen tausende Schülerinnen und Schüler sowie zahlreiche Lehrkräfte ab kommender Woche zurück in die Schulen müssen, ist mir vollkommen schleierhaft“, sagt Sachsens GEW-Vorsitzende Uschi Kruse. „Dies wird erneut zu Infektionen und Quarantänemaßnahmen an Schulen führen. Da hilft die einmalige Testung zu Beginn auch wenig. Ein Schüler mit einem negativen Test am Montag kann dennoch am Dienstag mit einer Coronainfektion in die Schule kommen, ohne dass dies bemerkt wird. Bei der aktuellen Lage halten wir die Teilöffnung der Schulen ab 18. Januar für fahrlässig.”
Bis zum Freitagmorgen hatten sich 35 Prozent der Schüler angemeldet – das dürften noch mehr werden
Schüler und Lehrer in Sachsen können sich zur Rückkehr freiwillig mit einem Schnelltest untersuchen lassen – unter anderem an rund 100 Testschulen. Für die kostenlosen Corona-Tests sei alles vorbereitet, hieß es am Freitag vonseiten des Ministeriums. Bis zum Freitagmorgen hatten sich 35 Prozent der Schüler angemeldet. Genauere Zahlen sollen am Montag vorliegen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich manche Schüler spontan entschieden, erklärte ein Sprecher.
Angesichts der Abschlussprüfungen und des Lehrplandrucks fordert die GEW Sachsen, über verschiedene Wege nachzudenken, sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte zu entlasten. „Homeschooling ersetzt sicherlich nicht den Präsenzunterricht. Deshalb müssen bei der Erfüllung des Lehrplans Abstriche gemacht werden. Wir vermissen hier allerdings klare Vorgaben und auch Rückendeckung für die Lehrkräfte, die sonst gezwungen sind, den Lehrplan weitgehend durch zu pauken. Das ist weder realistisch noch sinnvoll für die Schülerinnen und Schüler”, sagt Kruse. Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr vor Prüfungen stehen, waren und sind mehrfach von Einschränkungen betroffen. Deshalb muss aus Sicht der GEW Sachsen über Wege nachgedacht werden, entsprechende Nachteile, bspw. durch veränderte Prüfungsverfahren, abzubauen.
Unterdessen ist in Sachsen die Zahl der Corona-Infektionen auf insgesamt mehr als 163.000 angestiegen. Allein von Donnerstag auf Freitag wurden 2117 neue Fälle registriert, wie aus den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen liegt demnach bei 274. Damit rangiert Sachsen bundesweit auf dem zweiten Platz hinter Thüringen. Deutschlandweit liegt der Inzidenzwert derzeit bei 146. Insgesamt 4794 Menschen sind bislang in Sachsen mit oder an dem Coronavirus gestorben, 211 Sterbefälle kamen innerhalb von 24 Stunden hinzu. Bei den Impfungen pro 1000 Einwohner lag das Land mit 9,7 nach Zahlen des RKI vom Freitag im bundesweiten Vergleich im hinteren Bereich.
“Man sollte damit aufhören, Termine für Schulöffnungen zu nennen – und die Öffnungen stattdessen an Inzidenzwerte knüpfen”
Zu den Plänen, nach den Winterferien ab 8. Februar in den eingeschränkten Regelbetrieb an Kitas und Wechselunterricht an Schulen überzugehen, sagt Kruse: „Derzeit ist es noch zu früh, um abzuschätzen, inwiefern eine schrittweise Öffnung im Februar erfolgen kann. Doch es mehren sich die Hinweise, dass sich die Infektionslage in Sachsen nicht so schnell entspannt. Man sollte auch damit aufhören, vorfristig Termine zu nennen und die Öffnungen stattdessen an Inzidenzwerte knüpfen. Das ermöglicht eine realistischere Planbarkeit, anstatt langfristige Termine immer verschieben zu müssen.” News4teachers
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