Website-Icon News4teachers

Grundschulverband: “Bildungsqualität braucht Entlastung der Lehrer”

BERLIN. Wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an vielen Grundschulen in Deutschland fordert der Grundschulverband, die Bildung der Jüngsten besonders in den Blick zu nehmen. In einer Mitteilung appellierte der Verband am Mittwoch an die Kultusministerien der Länder, sie sollten dafür sorgen, dass die Bildungsqualität im Elementar- und Primarbereich vorrangig gesichert werde. «Denn hier wird das Fundament für den Bildungsweg aller Kinder gelegt. Das besondere Entwicklungsfenster des Kindergarten- und Grundschulalters darf nicht ungenutzt verstreichen.»

Lehrkräfte sind so im Schulbetrieb belastet, dass die Unterrichtsqualität leiden könnte – fürchtet der Grundschulverband. Foto: Shutterstock

Am kommenden Montag nehmen nach derzeitigen Planungen die meisten Bundesländer nach rund zweimonatiger Unterbrechung wegen Corona-Maßnahmen den Unterricht in den Gebäuden der Grundschulen wieder auf. In Sachsen und Niedersachsen gibt es bereits wieder Präsenzunterricht.

«Bildungsqualität braucht Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer, damit sie sich auf ihre eigentlichen pädagogischen Aufgaben einlassen können», hieß in der Mitteilung weiter. Jetzt sei die Zeit, an der Verbesserung der Bedingungen zu arbeiten. «Wechselnde Handlungsbedingungen und Vorgaben durch die Bildungsbehörden haben Lehrerinnen und Lehrer, pädagogische Fach-kräfte und Schulleitungen überlastet. Die Grundschule benötigt andere Bedingungen, um das von ihr Leistbare zeigen zu können.» Der Verband fordert personelle Unterstützung an den Grundschulen zum Beispiel durch Werkstudenten, um Lehrkräften «Zeitfenster für Lernbegleitung und Förderung von Kindern zu ermöglichen» sowie Coaching-Angebote für das pädagogische Personal und die Schulleitung.

Anzeige

Weiter heißt es: «Bildungsqualität betrifft die Nutzung der Lernzeit für alle Lernbereiche, die Aufgabenqualität und die Lernbegleitung. Eine Dominanz reproduktiven Arbeitens ist unbedingt zu vermeiden. Dazu gehört auch das Kooperieren miteinander –gegebenenfalls in Settings, die keine körperliche Nähe erfordern. Kinder brauchen hierbei vielfältige Möglichkeiten ihre Arbeiten zu präsentieren. Sie haben ein Anrecht auf wertschätzende Anerkennung ihrer Leistung.» News4teachers / mit Material der dpa

Forderungskatalog

Der Grundschulverband hat einen Forderungskatalog vorgelegt, der drei Bereiche umfasst – erstens, ein organisatorisches Umsteuern:

  • Klare Rahmensetzungen bei Möglichkeit der Entscheidung für die Gestaltung vor Ort
  • Für bildungsbenachteiligte Kinder so viel Präsenzzeiten wie möglich
  • Zusatzpersonal (z. B. Werkstudierende), um Lehrkräften Zeitfenster für Lernbegleitung und Förderung von Kindern zu ermöglichen
  • Personal für zusätzliche administrative Aufgaben der Lehrpersonen und der Schulleitung
  • Verzicht auf Zensuren und Proben, Zentrierung auf die Qualität des Lernangebots.

Zweitens fordert der Grundschulverband Unterstützung der Unterrichtsqualität durch:

  • Beispiele für qualitätsvollen Unterricht (Wechselmodell, Präsenzlernen, digitaleMedien)
  • Beratung durch Unterrichts- und Schulentwicklungsberater
  • Unterstützung der Kooperation mit den Eltern in der Phase der Öffnung
  • Coaching-Angebote für das pädagogische Personal und die Schulleitung
  • Konzepte zur Aufarbeitung von Pandemie-Erfahrungen
  • Berücksichtigung der demokratischen Mitbestimmungsstrukturen

Drittens fordert der Grundschulverband für die sukzessive Rückkehr in den Regelbetrieb:

  • Jetzt einen Plan für den Schülertransport bei Öffnungvorlegen
  • Jetzt die räumliche Ausstattung für den Regelbetrieb sichern (AHAL)
  • Erhöhte Planungszeit für die Vorbereitung des Wiederbeginns im Deputat vorsehen
  • Fördermöglichkeiten (auch Hilfenetzwerk) in multiprofessionellen Teams vorausplanen
  • In der Phase der Wiederöffnung sensibel auf Bedürfnisse der Kinder eingehen
  • Selbstlernprozesse und Selbstwirksamkeitserfahrungen stützen statt “Lückenfüllen“
  • Realisierung eines kindergerechten Lern- und Leistungskonzepts
  • Zusätzliche Kooperationszeit für die nun verzögerte Anbahnung der Übergänge

Im ersten Bundesland sind Kitas und Grundschulen wieder weit geöffnet – ohne Abstandsregel, ohne Maskenpflicht in den Räumen

Die mobile Version verlassen