BERLIN. Deutschlands Lehrer und Erzieher sollen nicht früher gegen Corona geimpft werden als bisher vorgesehen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dafür um Verständnis geworben – und damit Forderungen des Städtetags, von Lehrerverbänden sowie von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) eine Absage erteilt.
Auch auch nach der am Montag in Kraft getretenen veränderten Corona-Impfverordnung zählen Lehrkräfte und Kita-Beschäftigte erst zu Gruppe drei – zusammen mit den Über-60-Jährigen, wie aus der Verordnung hervorgeht. «Diese Entscheidung, so schwierig sie auch ist, werden wir die nächsten Wochen immer wieder treffen müssen», sagte Spahn. Für jeden Vorgezogenen gebe es jemanden vorerst ohne Impfung. Bei den Schulen gehe es um die Frage: «Sind Schulen Drehscheiben für das Virus?» Wenn dies wegen des Aufeinandertreffens von Menschen aus vielen Haushalten der Fall sei, müssten eigentlich auch Eltern geimpft werden. «Das erfordert Impfdosen in einer Zahl, wie wir sie jetzt im Februar noch nicht haben.»
Vor Mai können Lehrkräfte und Erzieher nicht mit einer Impfung rechnen
Die neugefasste Verordnung regelt vor allem die Impfungen für das ab dieser Woche eingesetzte Präparat von Astrazeneca. Diesen dritten zugelassenen Impfstoff bekommen vorerst nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren, weil Daten zur Wirkung bei Älteren fehlen. Deshalb erhalten Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig den Astrazeneca-Impfstoff. Bis Ende März sollen laut Spahns Aussage von Freitag nun die Impfungen der Hochbetagten und Menschen in Pflegeheimen von Gruppe eins abgeschlossen sein. Ab April kommt Gruppe zwei: Unter anderem Menschen zwischen 70 und 80 sowie mit schweren Vorerkrankungen. Sie haben das höchste Covid-19-Todesrisiko. Lehrkräfte und Erzieher kommen danach.
Der Deutsche Städtetag hatte zuvor dafür plädiert, Lehrer und Erzieher früher als bisher geplant zu impfen. Sobald das Infektionsgeschehen es zulasse, müssten Kitas und Schulen stufenweise wieder geöffnet werden, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Weil es hier viele Kontakte gibt, auch sehr enge, sollten dem dort tätigen Personal rasch Impfungen angeboten werden.» Dedy sagte, dass das Infektionsrisiko in Schulen und Kitas sinke, sobald Lehrkräfte und Erzieher geimpft seien. «Das Personal erwartet hier zu Recht eine klare Entscheidung der Politik, um sich dann wieder voll auf Bildung und Betreuung der jungen Menschen konzentrieren zu können», sagte er.
«Eine weitere Öffnung der Schulen kann erst erfolgen, wenn dem Personal ein Impfangebot unterbreitet wurde»
Udo Beckmann, Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), erklärte dazu: «Wer Lockerungen im Bildungsbereich priorisiert, muss auch den Gesundheitsschutz für die dort Beschäftigten priorisieren. In der aktuellen Lage bedeutet das, Lehrkräften und dem Personal in Kindertagesstätten schnellstmöglich ein Impfangebot zu unterbreiten.» Das heiße im Klartext: «Eine weitere Öffnung der Schulen kann erst erfolgen, wenn dem Personal ein Impfangebot unterbreitet wurde.»
Zuvor hatte sich bereits Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) dafür ausgesprochen, Lehrer und Erzieher priorisiert zu impfen. Da nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca nur an Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden soll, könnte dieses Vakzin «schon bald für Lehrerinnen und Lehrern und Erzieherinnen und Erzieher angeboten werden», sagte Karliczek den Zeitungen der Funke Mediengruppe. News4teachers / mit Material der dpa