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Nürnberg öffnet Kitas und Grundschulen – und schließt sie gleich wieder

BERLIN. In viele Grundschulen und Kitas in Deutschland ist am Montag ein bisschen Leben zurückgekehrt. Nach rund zwei Monaten Schließung, Notbetreuung oder nur sehr eingeschränktem Betrieb wurden die Jüngsten wieder in der Schule unterrichtet und mehr Kinder in den Kitas betreut. Der Schritt war sowohl von Zustimmung als auch von Skepsis begleitet. In Nürnberg schlossen Kitas und Grundschulen umgehend nach der Öffnung gleich wieder.

Das Coronavirus wirbelt das Schuljahr durcheinander. Foto: Shutterstock

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnte am Morgen vor der Gefahr einer dritten Pandemiewelle, hält die weiteren Schulöffnungen aber dennoch für richtig. «Nein, es ist kein Fehler», sagte der CSU-Chef am Montag vor einer Sitzung des Parteivorstands in München. Die Schüler brauchten eine Perspektive. Zur Erinnerung: Bayern geht mit der Öffnung ab diesem Montag schneller voran, als es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Konferenz von Bund und Ländern vertreten hatte. Sie hatte Öffnungen vor dem 1. März abgelehnt.

«Wir haben jetzt Wechsel-Unterricht, wir haben eine Inzidenz-Abhängigkeit, wir haben Maske, wir haben Testkonzepte, also viel mehr an Sicherheitsfragen, das geht fast nicht», betonte Söder. In den kommenden zehn Tagen werde sich zeigen, wie sich die Öffnungen auf die Ausbreitung des Virus auswirkten. Der Sprecher von Merkel, Steffen Seibert, sagte am Montag in Berlin: «Es ist ganz wichtig, dass man sich dann auch ganz genau anschaut, ob und wenn in welchem Umfang das wiederum Veränderungen im Infektionsgeschehen bringt.»

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Gesundheitsminister: Erzieher und Lehrer können schon vom heutigen Montag an Impftermine vereinbaren

Die Gesundheitsminister der Länder berieten am Montag außerdem über frühere Impfungen für Lehrkräfte und Kita-Personal. Durch eine Änderung der Corona-Impfverordnung werden sie voraussichtlich in der Impfreihenfolge eine Gruppe nach vorn rücken. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die Verordnung ändern müsste, hatte sich bereits dafür ausgesprochen. Er rechnet damit, dass der Prozess bis zu eine Woche dauert. In den Ländern gibt es bereits konkrete Pläne: So erklärte der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) für den Südwesten, Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte könnten bereits von diesem Montag an Termine für eine Corona-Impfung vereinbaren.

Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, sagte am Montag bei «Welt», dieses erste Zeichen der Öffnungen sei lange ersehnt worden, dennoch gebe es auf der anderen Seite «ein bisschen dieses Bauchschmerzengefühl» und Unsicherheit mit Blick auf den Infektionsschutz. Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbände hatten bereits vor der Öffnung vor Gesundheitsrisiken gewarnt. Hintergrund sind die aktuelle Entwicklung bei den Corona-Zahlen und die Befürchtungen über einen schnellen Wiederanstieg wegen der Ausbreitung neuer Virusvarianten. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen war am Wochenende gestiegen, sank dann am Montag wieder ganz leicht.

Viele Eltern wollen Schulschließungen, andere nicht mal die Maskenpflicht im Unterricht

Bei den Eltern gehen die Ansichten oft auseinander: «Es gibt die Eltern, die finden es gut, dass es losgeht», sagte der Berliner Landeselternausschuss-Vorsitzende Norman Heise. «Die anderen sagen, arbeiten gehen kann ich trotzdem immer noch nicht – mein Chef denkt, die Schulen sind offen, und erwartet jetzt, dass ich wieder Vollzeit zur Verfügung stehe.» Die Polarisierung setzt sich nach Heises Beobachtung bei der Einschätzung der Infektionsrisiken fort. Die einen kritisierten, es sei zu wenig passiert, während andere schon monierten, dass Kinder in der Schule Maske tragen müssen. Allerdings hätten nur wenige Eltern ihre Kinder am Montag zu Hause gelassen, sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung. In Berlin und einigen anderen Bundesländern wurde die Schulbesuchspflicht ausgesetzt.

In insgesamt zehn Bundesländern öffneten zum Wochenbeginn Kindertagesstätten und Grundschulen oder weiteten ihren Betrieb aus. Niedersachsen und Sachsen waren bereits im Januar und in der vergangenen Woche vorangegangen. Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt starten später. Unterricht gibt es entweder im sogenannten Wechselbetrieb mit halben Klassen, die abwechselnd zur Schule kommen, oder im Vollbetrieb mit festen Gruppen, die sich möglichst nicht begegnen. In den Kitas werden wieder mehr oder alle Kinder betreut. Ältere Schüler – mit Ausnahme von Abschlussklassen – müssen weiterhin zu Hause bleiben. Die Einzelheiten regelt jedes Bundesland für sich. Je nach Corona-Lage – abhängig von den Inzidenzzahlen – bleiben in bestimmten Landkreisen und Städten die Einrichtungen auch weiterhin zu.

Am Montag zeigte sich dann auch gleich, wie wenig Planungssicherheit Familien und Beschäftigte in Schulen und Kitas weiterhin haben: Nach nur einem Tag erfuhren etwa die meisten Schülerinnen und Schüler in Nürnberg, dass sie ab Dienstag wieder von zu Hause aus lernen müssen, weil die Corona-Zahlen zu hoch sind. Auch die Kitas kehren zur Notbetreuung zurück. Die nächtliche Ausgangssperre gilt wieder, erklärte Oberbürgermeister Marcus König (CSU). Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Nürnberg am Montag bei 101,5. Nur wenn die Inzidenz in einer Region stabil unter 100 liegt, gibt es in Bayern sicher wieder Präsenzunterricht an den Grundschulen und für die Abschlussjahrgänge etwa von Real-, Mittel- und Wirtschaftsschulen sowie eingeschränkten Normalbetrieb in den Kitas.

GEW-Landeschef Erdmann: “Die steigenden Infektionszahlen erfüllen uns alle mit Sorge”

In Thüringen liegt der Inzidenzwert im Landesschnitt bei 126 – Kitas und Schulen öffneten trotzdem in den meisten Landkreisen des Freistaats. Die GEW forderte klare Richtwerte. Wenn die Corona-Fallzahlen weiter stabil blieben, sei eine behutsame Öffnung der Schulen durchaus gerechtfertigt, sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Montag. «Die steigenden Infektionszahlen erfüllen uns alle jedoch mit Sorge. Was passiert, wenn wir Ende der Woche wieder bei 100 sind?», fragte Erdmann mit Blick auf die Bundeshauptstadt (Inzidenz aktuell: 57). Das Fehlen von klaren Richtwerten führe zur Verunsicherung bei den Lehrkräften. Erdmann forderte, auch über andere Faktoren als die Sieben-Tage-Inzidenz nachzudenken. News4teachers / mit Material der dpa

Intensivmediziner: „Kaum vorstellbar, dass wir das Schuljahr vernünftig beenden“

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