DÜSSELDORF. Wie viel Sinn steckt in dieser Maßnahme? Noch vor Ostern kehren alle zwei Millionen Schüler in NRW in die Klassen zurück – im Wechselmodus, auf den sich die Schulen eigens wieder einstellen müssen. Die Jüngeren und die Abschlussklassen hatten schon den Anfang gemacht. Ab 15. März kommen die anderen dazu. Zwei Wochen lang soll der Schulbetrieb so laufen. Dann sind schon wieder Osterferien. Ob die versprochenen Schnelltests für Schüler kommen, ist unklar.
In Nordrhein-Westfalen sollen alle rund 2,5 Millionen Schüler vor den Osterferien zumindest tageweise wieder in die Klassenräume zurückkehren. Nachdem jüngere Schüler und Abschlussjahrgänge am 22. Februar den Anfang gemacht hatten, holt NRW ab 15. März nun auch alle Schüler der weiterführenden Schulen im Wechselmodell vor Ostern in die Klassen zurück. Wie es nach den Osterferien ab 12. April weitergehe, hänge vom Infektionsgeschehen ab, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag. Ziel sei es, die Anteile des Präsenzunterrichts dann möglichst zu erhöhen.
“Realistisch betrachtet, läuft die jetzt angekündigte Regelung darauf hinaus, dass die Kinder ihre halbe Klasse für wenige Tage zu Gesicht bekommen”, erklärt die Landeselternschaft der Gymnasien dazu.
Die weitere Öffnung ab 15. März bedeutet laut Ministerium hingegen, dass voraussichtlich bis zum Schuljahresende Anfang Juli für alle Bildungsgänge und Jahrgangsstufen der Unterricht zumindest teilweise wieder in Präsenz laufen kann. Für die beiden Wochen bis zu den Osterferien – sie beginnen in NRW am 29. März – soll ein Mix aus Distanz- und Präsenzlernen erfolgen. In der Regel müssten also auch die Klassen oder Kurse der weiterführenden Schulen geteilt werden. Bei kleinen Lerngruppen könne die Schulleitung aber entscheiden, ob sie auf eine Teilung verzichtet, hieß es in einer Mail des Ministeriums an die Schulen.
Kein Schüler solle länger als eine Woche ohne Präsenzunterricht sein, betonte Gebauer in Düsseldorf. Für die Grundschüler und Förderschüler der Primarstufe, die bereits am 22. Februar als erste wieder in halber Klassenstärke und im Wechselmodus in die Schulen zurückgekehrt waren, solle es zunächst bei diesem Verfahren bleiben. Aus den Grundschulen sei positive Resonanz gekommen, das Modell funktioniere gut, berichtete die FDP-Politikerin.
Auch die Abschlussjahrgänge hatten am 22. Februar bereits zu den ersten Rückkehrern gehört. Die neue Regelung umfasst neben allen allgemeinbildenden Schulen auch die Berufskollegs. Nach wochenlangem coronabedingtem Distanzunterricht sprach das Ministerium von einem «wichtigen Signal auf dem Weg zu mehr schulischer Normalität». Die Ausweitung des Präsenzunterrichts sei «maßvoll, aber sehr wichtig».
Es sollen auch in der Sekundarstufe I grundsätzlich konstante Lerngruppen gebildet werden
Gebauer betonte, auch «das emotionale Ankommen» sei für die Kinder und Jugendlichen wichtig. Anfangs stehe «nicht die Leistungsüberprüfung im Vordergrund», sondern dass sich die Lehrkräfte «einen persönlichen Eindruck verschaffen, wie es den Schülerinnen und Schülern ergangen ist».
Angesichts des weiter bestehenden Infektionsgeschehens hält es das Ministerium unverändert für geboten, bei den weiteren Öffnungen des Schulbetriebs «behutsam und schrittweise» vorzugehen. Ein regulärer Ganztagsbetrieb finde bis zu den Osterferien nicht statt.
Es sollten auch in der Sekundarstufe I grundsätzlich konstante Lerngruppen gebildet werden, um so eine «Durchmischung» zu vermeiden. Mit Blick auf die Förderschulen hieß es, da dort die Lerngruppen häufig sehr klein seien, könnten Schulleitungen prüfen, ob ein Präsenzunterricht in voller Klassenstärke möglich sei.
NRW gehe den gleichen Weg wie alle anderen Bundesländer, die möglichst lange am Präsenzunterricht festgehalten hätten und nach langem Distanzlernen nun auf Wechselmodelle setzten. Präsenzunterricht sei die beste Form des Lernens und des Lehrens, unterstrich Gebauer.
Das meint auch die Landeselternschaft der Gymnasien – sie hält die Pläne des Schulministeriums allerdings für zu dürftig. „Es braucht ein Komplettpaket, aus regelmäßigem Präsenzunterricht, Hygienemaßnahmen, Luftfiltern und den angekündigten Tests, damit ein geregelter Schulbetrieb wieder möglich wird, spätestens nach den Osterferien“, mahnt Löchner. „Die Kinder müssen wieder einen strukturierten Tagesablauf und soziale Kontakte mit Gleichaltrigen erleben dürfen.“ Wie Tests in den Schulalltag ohne Unterrichtsverlust integriert und Lehrer zügig geimpft werden können, müsse nun schnell durchdacht und organisiert werden.
Gesundheitsminister befürchtet Verzögerungen beim Impfen von Lehrern – Gebauer weiß davon nichts
Zum Thema Corona-Tests ist Gebauer zufolge noch nichts Genaues entschieden, das werde in einer Sondersitzung des Kabinetts besprochen. Laut Bund-Länder-Beschluss sollen die Länder sicherstellen, dass Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. In NRW können sich bisher nur Lehrkräfte zweimal pro Woche kostenlos testen lassen. Mit Blick auf die Impfungen von Lehrern, die in NRW am kommenden Montag beginnen soll, sagte die Ministerin, sie habe keine Informationen, dass man diesen Termin verschieben müsse. Die Ständige Impfkommission hatte den bisher nur für 18- bis 64-Jährige empfohlenen Astrazeneca-Impfstoff nun auch für über 65-Jährige freigegeben. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte daraufhin, er befürchte dadurch Verzögerungen bei den Impfungen des Schulpersonals.
«Wer Schulen öffnen will, muss impfen und testen», mahnt die Lehrergewerkschaft GEW. News4teachers / mit Material der dpa
