DÜSSELDORF. Die Entscheidung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), Kommunen mit hohen Inzidenzwerten zu Schulöffnungen zu zwingen, sorgt für Wirbel. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das Vorgehen für “völlig verantwortungslos” – und eine Elterninitiative stellt einen Musterbrief ins Netz, mit dem Schüler vom Präsenzunterricht abgemeldet werden sollen. Motto: „NRW-Eltern nehmen Corona-Notbremse selbst in die Hand“.
„Sehr geehrte Frau…,
hiermit teile ich Ihnen mit, dass unsere Kinder Q (5a), R(5b), S (7A), T (9A) und Z (EF) mindestens bis zu den Osterferien nicht am Präsenzunterricht teilnehmen werden. Ich bitte um Beibehaltung des seit Wochen erprobten und bewährten Distanzunterrichtes.“ So heißt es in einem Musterschreiben, das Eltern unter dem Motto „NRW-Eltern nehmen Corona-Notbremse selbst in die Hand“ veröffentlicht haben.
Düren ist meine Heimatstadt. Der Inzidenzwert liegt bei 240. Trotzdem erlaubt Landesregierung dem Kreis nicht, die Schule bis Ostern zu schliessen. Ohne jede Parteipolitik: das ist völlig verantwortungslos, riskiert Leben, und führt unsere Notbremse bei Inzidenz 100 ins Absurde https://t.co/nLTDHzx3pi
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) March 13, 2021
Der Anlass: Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer hat mehrere Kommunen, darunter den Kreis Düren, angewiesen, die weiterführenden Schulen trotz hoher Inzidenzwerte zu öffnen. Anträge auf ein Aussetzen der Schulöffnungen wurden abgewiesen. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schrieb auf Twitter: „Düren ist meine Heimatstadt. Der Inzidenzwert liegt bei 240. Trotzdem erlaubt Landesregierung dem Kreis nicht, die Schule bis Ostern zu schließen. Ohne jede Parteipolitik: Das ist völlig verantwortungslos, riskiert Leben, und führt unsere Notbremse bei Inzidenz 100 ins Absurde.“
Hintergrund: Auf dem jüngsten Bund-Länder-Gipfel hatten die Ministerpräsidenten verabredet, oberhalb eines Wertes von 100 Neuansteckungen binnen sieben Tagen auf 100.000 Einwohner keine Lockerungsschritte vorzunehmen.
“Eine Schulöffnung ist zu dieser Situation weder logisch noch geboten”
Die Entscheidung der Landesregierung, diesen Schwellenwert zu ignorieren, bringt auch die Eltern der Initiative „kölle4future“ auf die Palme. In ihrem Musterbrief, der als Entschuldigung für zu Hause bleibende Schüler dienen soll, heißt es weiter: „Lothar Wieler vom RKI empfiehlt eindrücklich, die dritte Welle so flach wie möglich zu halten. Eine Schulöffnung ist zu dieser Situation weder logisch noch geboten. Gerade Stadt und zunehmend auch Kreis Düren entwickeln sich zu einem Hotspot, insbesondere mit der B.1.1.7 Variante. Die einschlägigen Prognosemodelle, z. B. CoSIM der Universität des Saarlandes, sehen für NRW und speziell für den Kreis Düren derart schlecht aus, dass hier eindeutig Gefahr im Verzug gemäß Artikel 1629 BGB vorliegt. Daher mache ich hiermit meine elterliche Sorge nach Artikel 1626 BGB geltend.“
In einem Begleittext erklären die Initiatoren aber auch: „Die Situation ist kompliziert, wir können an dieser Stelle lediglich eine unvollständige Abwägungshilfe anbieten. Die Entscheidung, was zu tun ist muss in jeder Familie individuell vor Ort getroffen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen: die elterliche Pflicht für die Gesundheit ihrer Kinder zu sorgen schlägt voraussichtlich eine Anwesenheitspflicht in der Schule.“ News4teachers
Hier geht es zu dem Boykottaufruf der Elterninitiative „kölle4future“ – samt Musterentschuldigung.
