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Sorgen Schnelltests für Chaos an Schulen? Falscher Alarm legt Grundschule lahm

POTSDAM. Von einem „Ausnahmezustand“ an der Grundschule im brandenburgischen Erkner war in Medienberichten die Rede. Der Anlass: Dort waren am Freitag mehrere Lehrer positiv auf Corona getestet worden. Insgesamt sollen zwölf von 36 Lehrern positiv getestet worden sein, also ein Drittel des Kollegiums, so hieß es am Wochenende. Die Betroffenen wurden umgehend in Quarantäne geschickt. Heute allerdings kommt die Entwarnung: Alle PCR-Nachtests waren negativ – falscher Alarm. Droht so etwas jetzt öfter?

Häufen sich bald die Alarmmeldungen? Illustration: Shutterstock

Die Lehrer des Kollegiums hatten sich offenbar am Freitag Schnelltests unterworfen, die das Brandenburger Bildungsministerium bis April dem Personal an Schulen anbietet. „Dabei werden weiterhin grundsätzlich eine Antigen-Testung mittels sog. Schnelltests. Das hat den Vorteil, dass das Ergebnis unmittelbar vorliegt. Nur im Falle eines positiven Ergebnisses der Antigen-Testung wird zur weiteren Abklärung zusätzlich noch eine PCR-Testung durchgeführt (mit anschließender Laborauswertung).“

Schnelltests in Kitas und Schulen sind wichtig – aber: Ein “Freitesten” ist damit nicht möglich

Der Nachteil der Schnelltests ist allerdings, dass deren Ergebnisse nicht zuverlässig sind. Der Bioinformatiker Prof. Lars Kaderali verwies unlängst auf eine Studie, an der er selbst beteiligt gewesen sei. Danach würden nur etwa die Hälfte der Infizierten tatsächlich durch einen Schnelltest als infiziert erkannt. „Die Daten bedeuten, dass bei einem Schnelltest am Eingang eines Restaurants von zwei Infizierten nur einer richtig erkannt wird.“ Jeder gefundene Infizierte verringere zwar die Zahl der Folgeinfektionen, weshalb Schnelltest wichtig seien. „Aber ein ‚Freitesten‘ ist mit den Schnelltests eben nicht möglich.“

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Andersherum: Immer wieder werden auch – wie jetzt in Erkner – falsch positive Ergebnisse angezeigt, und das in durchaus nennenswerter Zahl. In Österreich müssen sich seit Anfang Februar die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte ein- bis zweimal pro Woche selbst testen. Nach 1,4 Millionen Tests pro Woche wurden dort bislang 1.500 Infektionen gefunden. In Niederösterreich waren dabei 80 Prozent der positiven Antigentests durch PCR-Tests bestätigt worden. Ein Fünftel aller vermeintlichen Corona-Befunde waren also falsch.

Das betrifft natürlich auch die Bildungseinrichtungen, an denen – so haben die Ministerpräsidenten auf dem jüngsten Bund-Länder-Gipfel beschlossen – flächendeckend bald Schnelltests zum Einsatz kommen sollen. Die Erwartungen daran sind hoch: „Die Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests in großen Mengen stellt einen weiteren Baustein dar, der es in den kommenden Monaten ermöglichen wird, das Pandemiegeschehen positiv zu beeinflussen. Schnell- und Selbsttests sind mit guter Genauigkeit in der Lage festzustellen, ob jemand aufgrund einer akuten COVID-19-Infektion aktuell ansteckend ist“, so heißt es in dem Beschluss. Sind sie das? Der aktuelle Fall in Erkner weckt Zweifel.

„Das Ablesen von Testergebnissen vor oder nach der angegebenen Zeit kann zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen führen“

Wie kann es zu einer solchen Häufung von falsch positiven Testergebnissen kommen? Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat laut „Pharmazeutischer Zeitung“ unlängst darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, die Test-Kits vorschriftsmäßig und nicht vor der Verwendung offen zu lagern. Eine nicht ordnungsgemäße Lagerung kann einen Test unbrauchbar machen. Zu beachten sei außerdem, das Testergebnis exakt in dem Zeitintervall abzulesen, wie dies in der Anleitung dargelegt ist. „Das Ablesen von Testergebnissen vor oder nach der angegebenen Zeit kann zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen führen.“

Und die wiederum zum Chaos im Schulbetrieb: In Erkner war heute an Unterricht nicht zu denken. News4teachers

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