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Kultusminister beraten über Schulbetrieb – absehbar ist: Das Chaos geht weiter!

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BERLIN. In vielen Bundesländern gehen am Wochenende die Osterferien zu Ende. Der gerade erst wieder angelaufene Schulbetrieb gerät angesichts der dritten Corona-Welle nun einmal mehr extrem ins Wackeln. Klar ist schon jetzt: Das Chaos geht weiter. Die Länder planen unterschiedlich.

Die dritte Welle wird weiter nahezu ungebremst durch Kitas und Schulen laufen. Illustration: Shutterstock

Die Kultusminister der Länder beraten an diesem Donnerstag (16.00 Uhr) über das weitere Vorgehen an den Schulen. In neun der 16 Bundesländer gehen am Sonntag die Osterferien zu Ende. In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz ist bereits wieder Unterricht, in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland beginnt er an diesem Donnerstag. Hamburg hatte keine Osterferien, und in Hessen und Schleswig-Holstein dauern die Ferien noch bis Ende kommender Woche.

Das Gespräch der Kultusministerinnen und -minister diene auch der Vorbereitung des nächsten Corona-Krisengipfels der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag, hieß es vorab von der Kultusministerkonferenz.

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Überraschende Entscheidungen für ein einheitliches Vorgehen oder bundesweite Schulschließungen zeichnen sich aber nicht ab, denn viele Bundesländer haben für ihre Schulen längst Pläne gemacht. Lehrkräfte und Familien mussten rechtzeitig vor Ferienende informiert werden. Über Schulfragen entscheiden die Länder zudem grundsätzlich selbst.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) forderte, Schulen und Kindergärten so lange wie möglich offen zu halten, News4teachers berichtet aktuell ausführlich über die Hintergründe. Auch die Kultusminister der Länder hatten sich mit Verweis auf das Recht auf Bildung und notwendige soziale Kontakte von Kindern und Jugendlichen immer wieder gemeinsam dafür ausgesprochen, den Unterricht in den Schulen so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Künftig sollen auch die Inzidenzwerte nicht mehr als Grundlage für Entscheidungen dienen, jedenfalls nicht mehr als alleinige.

„Die ausgeweitete Testung von Kindern und Jugendlichen dient dem Ziel, den Schulbesuch für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sicherer zu machen und Infektionen zu identifizieren. Dadurch kann eine höhere Zahl von festgestellten Infektionen hervorgerufen werden und sich die Inzidenz in den Ländern erhöhen. Bei Entscheidungen über den Schulbetrieb ist daher perspektivisch zu prüfen, das Kriterium der Inzidenz um weitere Kriterien zu ergänzen“, so heißt es im jüngsten KMK-Beschluss vom 19. März. Welche weiteren Kriterien – Kaffeesatz vielleicht? Oder Umfragewerte der Parteien? Das bleibt ungesagt.

DER AKTUELLE STAND

Im Februar waren nach wochenlangen Schließungen zunächst die Grundschüler in Deutschland wieder in die Einrichtungen zurückgekehrt. Auch Abschlussklassen bekommen schon länger wieder Unterricht in der Schule. Die Jahrgänge dazwischen kamen im März Schritt für Schritt zurück – meist in geteilten Gruppen mit sogenanntem Wechselunterricht. Der Rückkehrprozess war aber vor Ostern noch nicht überall abgeschlossen. Einige Schüler waren seit Dezember nicht mehr in ihrer Schule. Dafür steigen die Inzidenzzahlen unter Kita-Kindern und den Schülerjahrgängen, die im Präsenzunterricht sind, nach Daten des Robert-Koch-Instituts drastisch an.

„Die COVID-19-Fallzahlen stiegen in den letzten Wochen in allen Altersgruppen wieder an, besonders stark jedoch bei Kindern und Jugendlichen, von denen auch zunehmend Übertragungen und Ausbruchsgeschehen ausgehen“, so heißt es im aktuellen Lagebericht vom Dienstag, 6. April.

WIE ES JETZT WEITERGEHT

Die Rückkehr kommt vor dem Hintergrund der Corona-Lage nun teilweise weiter ins Stocken. Brandenburg zum Beispiel schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst einmal wieder in den «Fernunterricht». In Baden-Württemberg müssen sogar die Grundschüler nach den Ferien zunächst wieder zu Hause bleiben. Anderswo geht es dagegen mit dem bisherigen Wechselbetrieb weiter, aber mit unterschiedlichen Regeln.

In Bayern schalten Schulen in der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Hamburg tut das erst, wenn der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200 liegt. Sachsen verabschiedet sich nach der Osterpause ganz von der Kopplung an den viel diskutierten Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig davon offen.

ZWEIMAL TESTEN – PFLICHT ODER NICHT

Millionen einfacher Schnelltests wurden in den vergangenen Wochen für die Schulen beschafft. Ein Mangel besteht, nach allem was zu hören ist, nicht mehr. Schüler und Lehrer sollen sich künftig möglichst zwei Mal pro Woche testen. Auch das setzen die Länder unterschiedlich um: Die meisten schreiben Tests zur Teilnahme am Präsenzunterricht jetzt vor. Andere, wie Hessen oder Rheinland-Pfalz setzen auf Freiwilligkeit. Die Tests gibt es je nach Bundesland entweder mit nach Hause, oder es wird gemeinsam in der Schule getestet.

Die Selbsttests sind zwar nicht so genau wie PCR-Tests, die Hoffnung ist aber, dass damit wenigstens ein Teil derjenigen entdeckt wird, die sich angesteckt haben. «Infektionsketten unterbrechen», heißt das Stichwort.

IMPFUNGEN FÜR LEHRER

Viele Grundschullehrer dürften inzwischen mindestens einmal geimpft sein, nachdem sie in der bundesweit festgelegten Impfreihenfolge nach vorn genommen wurden. Es gibt auch Bundesländer, die Lehrkräften höherer Klassenstufen schon eine Impfung anbieten. Bundesweit stehen sie in der Impfreihenfolge aber noch weiter hinten.

Solange nicht alle Lehrkräfte geimpft sind, darf Unterricht in der Schule ab einer Inzidenz von 50 nur im Wechselbetrieb stattfinden, forderte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, vor den Beratungen der Kultusminister. Ein inzidenzunabhängiges Offenhalten von Schulen, wie in Sachsen geplant, nannte er «unverantwortlich».

KEINE ABSAGE VON PRÜFUNGEN

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte gefordert, wegen der Pandemie die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen. Dazu soll es nach aktuellem Stand aber nicht kommen. Die Kultusminister werden das voraussichtlich noch einmal bekräftigen. Sie hatten schon im Januar vereinbart, dass Abschlussprüfungen an Schulen und Berufsschulen auch in diesem Corona-Schuljahr stattfinden sollen. Die Abschlüsse sollen zudem genauso viel wert sein, wie die anderer Jahre und von allen Bundesländern gegenseitig anerkannt werden. Verwiesen wird darauf, dass das auch im vergangenen Frühjahr trotz geschlossener Schulen geklappt habe.

Rheinland-Pfalz ist außerdem mit seinen Abi-Prüfungen schon durch. In den anderen Ländern laufen Vorbereitungen unter Berücksichtigung der besonderen Bedingungen. So wurden Prüfungstermine zum Teil nach hinten verlegt, um Zeit zu gewinnen. Auch Prüfungsvorgaben wurden angesichts der Lage gelockert, und es gibt mehr Zeit bei schriftlichen Prüfungen.

FORDERUNGEN NACH EINHEITLICHEM VORGEHEN

«Der Ball liegt jetzt bei den Kultusministern», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Sie können jetzt zeigen, ob sie es schaffen, mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie endlich bundeseinheitliche Vorgaben zum Thema Schule vorzulegen.» Nötig sei etwa eine einheitliche Linie beim Thema Schulöffnungen. «Es kann nicht angehen, dass jedes Bundesland macht, was es will – und einzelne sagen, sie öffnen unabhängig von den Inzidenzen», meinte er. «Die generelle Grenze muss sein: Oberhalb einer Inzidenz von 100 müssen die Schulen geschlossen werden.» Wenn allerdings zusätzlich zu flächendeckenden Corona-Tests die Impfkampagne unter Lehrern weit fortgeschritten sei, sollten Schulträger und Gesundheitsbehörden abwägen dürfen, ob auch bei höherer Inzidenz mehr möglich sei.

Auch der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, forderte: «Die Kultusministerinnen und Kultusminister müssen sich auf eine einheitliche, für alle verbindliche Linie beim Thema Schulöffnungen verständigen.» In Corona-Hotspots mit Inzidenzen von mehr als 100 müsse es verbindlich Distanzunterricht geben – mit Ausnahmen für Abiturjahrgänge und Abschlussklassen. News4teachers / mit Material der dpa

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