STUTTGART. Das Kultusministerium Baden-Württemberg überlässt es einem Bericht zufolge den Schulen, ob sie Sonderzeichen wie das Sternchen für eine geschlechtersensible Schreibweise in Aufsätzen und Prüfungen zulassen. „Es ist gut, wenn Schülerinnen und Schüler in der Schule für geschlechtergerechte Sprache sensibilisiert werden, und das Thema Geschlechtergerechtigkeit ist ja auch im Bildungsplan verankert“, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) den „Stuttgarter Nachrichten“. „Und gut ist es auch, wenn Lehrkräfte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern eine Schreibweise bezüglich der Sonderformen beim Gendern vereinbaren.“
Schoppers Vorgängerin, die ehemalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), vertrat einen anderen Standpunkt (news4teachers berichtete): „Die Frage, ob ein Wort jetzt mit einem Sternchen oder einem Unterstrich geschrieben wird, bringt uns beim Thema Gleichstellung nicht weiter.“ Die gendergerechte Sprache allein, so Eisenmann, sei ein Placebo.
Generell gelte in Schulen bei der Vermittlung der deutschen Sprache das Amtliche Regelwerk für die deutsche Orthografie, heißt es unter Berufung auf das Ministerium in dem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“. Dessen Herausgeber, der Rat für deutsche Rechtschreibung, empfiehlt Genderzeichen wie den Stern oder Unterstrich bislang nicht.
VBE fordert einheitliche Regelung
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kritisiert, dass das Kultusministerium keine einheitliche Regelung vorgibt. „Das Ministerium erweist den Schulen damit einen Bärendienst“, klagt der VBE-Landesverbandsvorsitzende Gerhard Brand. „Dadurch, dass jetzt jede Schule selbst entscheiden soll, setzt man sie dem Druck der meinungsstarken Elternschaft aus. Wir erwarten eigentlich den Schutz der Lehrkräfte und Schulleitungen durch den Dienstherrn.“ Zudem bestehe die Gefahr, dass wenn Schulen unterschiedlich vorgingen, dies mittel- bis langfristig zu einer uneinheitlichen Schreibweise führe. Brand: „Wir fordern eine klare, einheitliche Regelung, orientiert am Duden und den Empfehlungen der Rechtschreibrats.“ News4teachers / mit Material der dpa
Aktualisiert am 26.07.2021 um 12.15 Uhr.
Experiment: Gendergerechte Sprache schadet dem Textverständnis nicht