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Städtetag nimmt Ansteckungen von Schülern in Kauf – er fordert: Trotz Infektionen soll Präsenzunterricht weiterlaufen

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Der Deutsche Städtetag hat zum Beginn des neuen Schuljahrs mehr Impfungen für ältere Schüler an Schulen gefordert. «Um den Unterricht in Präsenz abzusichern, appellieren wir an die Länder, mehr Impfungen in Schulen möglich zu machen», sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Er will damit offenbar Druck von den Kommunen nehmen, in den Gesundheitsschutz von Kindern investieren zu müssen. Dass die Schulträger ihrerseits gefordert sind, das Förderprogramm des Bundes für mobile Luftfilter zu nutzen, erwähnte der Städtetags-Vertreter nämlich nicht. Offenbar nehmen die Kommunen lieber Infektionen unter Schülern in Kauf. Dabei wäre Geld genug vorhanden.

Mobile Luftfilter holen Coronaviren aus der Atemluft und werden deshalb vom Bund für den Einsatz in Kitas und Schulen gefördert – der Städtetag setzt lieber auf (billigere) Impfungen von Schülern. Foto: Shutterstock

Obwohl für Schüler über zwölf Jahre der Impfstoff von Biontech zugelassen ist, mag die Ständige Impfkommission die flächendeckende Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht empfehlen. Den Deutschen Städtetag ficht das nicht an – er setzt kurz vor Beginn des neuen Schuljahres auf die größflächige Impfung von Schülern: «Das Impfangebot für die über Zwölfjährigen sollte ausgeweitet werden», meint Hauptgeschäftsführer Dedy. Dies könne ein Beitrag sein zum Schutz junger Menschen und für weniger Infektionen an Schulen.

«Das kann über mobile Impfteams in den Schulen laufen, wie in Schleswig-Holstein. Oder das kann über mehr Angebote für Jugendliche etwa in Fußballstadien oder Einkaufszentren laufen, wo sich viele von ihnen treffen», so Dedy. «Wir müssen mit den Impfungen zu den jungen Leuten gehen und nicht warten, bis sie ins Impfzentrum oder in die Arztpraxis kommen.» Allerdings bedürfte es dazu dann erst des Einverständnisses der Eltern.

«Die Länder müssen Klarheit schaffen, wie Unterrichtsausfall trotz neuer Corona-Infektionen vermieden werden kann»

Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein starten an diesem Montag mit dem neuen Schuljahr, Hamburg folgt am Donnerstag. Alle drei Länder beginnen mit Präsenzunterricht. Die bisherigen Impfangebote für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen würden für einen sicheren Schulbetrieb aber nicht reichen, sagt Dedy. «Wichtig ist eine Strategie, um Unterrichtsausfall auch für die große Gruppe der unter Zwölfjährigen zu vermeiden, für die es keinen Impfstoff gibt. Denn die Jüngeren brauchen ihren Schulalltag mindestens genauso stark wie die älteren Schülerinnen und Schüler. Wir kommen deshalb nicht darum herum, regelmäßige Tests an den Schulen beizubehalten. Vor allem aber müssen die Länder Klarheit schaffen, wie Unterrichtsausfall trotz neuer Corona-Infektionen vermieden werden kann.»

Es werde nach Schulbeginn mit Sicherheit zu neuen Infektionen kommen. «Das heißt in der Praxis: In PCR-Pooltests für eine ganze Klasse werden einzelne positive Ergebnisse dabei sein, ohne dass man sofort weiß, wer infiziert ist», sagte Dedy. «Das darf nicht dazu führen, dass gleich alle Schülerinnen und Schüler in Quarantäne geschickt werden. Der Unterricht muss dann weitergehen. Einen Tag später weiß man, wer infiziert ist und deshalb in Quarantäne muss. Aber eben nicht die ganze Klasse.»

Die Quarantäne-Regeln für Schulen dürften dafür nicht zu streng sein. Die Länder sollten sie bundesweit einheitlich fassen, damit für alle Schulen das Gleiche gelte. Wir müssen in Kauf nehmen, dass einzelne Kinder in der Schule infiziert sind, wir aber für kurze Zeit nicht wissen welche. «Sonst wird der regelmäßige Schulbetrieb durch Quarantäne von ganzen Klassen zu stark beeinträchtigt.»

„Mobile Geräte können in den Fällen helfen, die Luftqualität zu verbessern, in denen Räume schlecht zu belüften sind“

Einen flächendeckenden Einsatz von mobilen Luftfiltern in Schulen – für die die Kommunen zumindest teilweise die Kosten tragen müssten – hatte der Städtetag bereits vor zwei Wochen abgeleht. „Mobile Geräte können in den Fällen helfen, die Luftqualität zu verbessern, in denen Räume schlecht zu belüften sind“, sagte Dedys Stellvertreterin Verena Göppert gegenüber der „Rheinischen Post“.

Dass der Bund und auch einige Länder diese Geräte förderten, sei zu begrüßen. „Mobile Lüftungsgeräte sind jedoch kein taugliches Mittel, um damit alle Schulräume und Gebäude auszustatten“, sagte Göppert. Das Bundeskabinett hatte zuvor den Ländern und Kommunen für mobile Luftfilter 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, übernommen werden allerdings nur 50 Prozent der Kosten. „Die Bundesförderung für mobile Lüftungsgeräte ist sinnvoll, um in bestimmten Räumen die Luftqualität in Schulen zusätzlich zu verbessern“, so die Städtetags-Vertreterin.

Warum nur in bestimmten Räumen? Die allermeisten Schulräume ließen sich gut und ausreichend durchlüften, der Luftaustausch sei gewährleistet. „Und auch da, wo sie eingesetzt werden, müssen die Räume weiterhin regelmäßig möglichst gut gelüftet werden, damit Frischluft hineinkommt“, so Göppert – was keine überraschende Erkenntnis ist: Mobile Luftfilter verfügen über keinen Außenanschluss. Gelüftet werden muss allein schon wegen des steigenden CO2-Gehalt in der Atemluft. Allerdings nur in einer normalen Taktung: Im vergangenen Winter hatten Hundertausende von Kindern und

Damit Kinder, für die es noch kein Impfangebot gebe, in Schulen vor dem Virus geschützt würden, blieben Tests, Maskentragen, die Einhaltung der Hygieneregeln und Lüften das A und O, meint die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin. Dass diese Maßnahmen monatelange Schließungen der Schulen für den Präsenzbetrieb im vergangenen Schuljahr nicht verhindern konnten, erwähnte sie dabei nicht.

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Das Gesamtsteueraufkommen der Kommunen lag 2020 sogar fast sechs Milliarden Euro über dem Vorjahresniveau

Sie verschwieg auch, dass die Städte und Kreise in Deutschland 2020 zum sechsten Mal in Folge einen Überschuss bei ihren Finanzen verbucht haben – in der Corona-Pandemie bedingt durch ein historisches Hilfspaket von Bund und Ländern, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung unlängst ergab. Das Gesamtsteueraufkommen der Kommunen lag danach sogar fast sechs Milliarden Euro über dem Vorjahresniveau. Heißt: Das Geld, um Kitas und Schulen flächendeckend mit mobilen Luftfiltern auszustatten, wäre bei den Trägern vorhanden. Allein: Der Wille fehlt. News4teachers / mit Material der dpa

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