BAMBERG. Ein internationales Forschungsteam hat Bildungswege in verschiedenen Ländern untersucht. In allen Ländern gebe es bereits früh Aufteilungen von Schülerinnen und Schülern, die sich deutlich auf den späteren beruflichen Erfolg auswirkten.
Durch die Wahl der weiterführenden Schule werden in Deutschland bereits frühzeitig Lebensverläufe vorherbestimmt. Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen finden sich im späteren Leben häufiger in Berufen mit niedrigerem Einkommen wieder als Schülerinnen und Schüler auf dem Gymnasium. Dass durch das deutsche Schulsystem solche sogenannten Pfadabhängigkeiten besonders früh angelegt werden, führt in der öffentlichen Debatte häufig zu heftigen Auseinandersetzungen. Als alternatives Vorbild werden dann oft Bildungssysteme angeführt, die längere Zeiten gemeinsamen Lernens in der Sekundarstufe vorsehen.
Ob sich unterschiedliche Bildungssysteme tatsächlich darin unterscheiden, inwieweit sie den späteren beruflichen Erfolg vorherbestimmen, hat nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Steffen Schindler untersucht. Die Wissenschaftler untersuchten dazu die Bildungssysteme aus sieben Ländern. Kernergebnis: „In allen Bildungssystemen findet eine Sortierung der Schülerinnen und Schüler statt, durch die der spätere Arbeitsmarkterfolg vorherbestimmt wird“, wie der Bamberger Soziologie zusammenfasst.
Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in allen Bildungssystemen
Soziologinnen und Soziologen aus Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Israel und Italien hatten für das Projekt ihre Bildungssysteme verglichen. Ihr Augenmerk richteten sie besonders auf die Sekundarstufe, die typischerweise Schülerinnen und Schüler zwischen 10 und 18 Jahren umfasst.
Je nach Land ist die Sekundarstufe unterschiedlich gestaltet. In Deutschland werden Schülerinnen und Schüler in der Regel bereits im Alter von 10 Jahren auf unterschiedliche Schulformen aufgeteilt. In anderen Ländern besuchen Heranwachsende bis zum Alter von 14 oder 16 Jahren eine Gesamtschule. Dennoch fanden sich auch in solchen Schulsystemen Aufteilungen der Schülerinnen und Schüler, die aber nicht immer offensichtlich seien. „Alle Forschungsteams haben in ihrem Land eine Form der Aufteilung von Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe festgestellt – unabhängig vom Bildungssystem“, so Steffen Schindler. Sichtbar werde diese Differenzierung etwa, wenn Kinder je nach Leistung in unterschiedliche Lerngruppen aufgeteilt würden. Insbesondere in England fand die Aufteilung noch unauffälliger statt, zum Beispiel durch die Wahl bestimmter Fächer oder die Teilnahme an bestimmten Prüfungen.
Akademische Bildung bringt in jedem Bildungssystem Vorteile
Die sieben Länderstudien stimmen in einer Erkenntnis überein: Akademische Bildungswege führten tendenziell zu günstigeren Ergebnissen auf dem Arbeitsmarkt als berufliche Bildungswege. „Und die Frage, ob jemand später ein Studium aufnimmt oder nicht, wird in fast allen Ländern sehr häufig bereits durch die Sortierung in der Sekundarstufe entschieden“, betont Schindler. Die Aufteilung der Schülerinnen und Schüler trage in allen Ländern zur Entstehung sozialer Ungleichheit bei. So sind beispielsweise Kinder aus benachteiligter sozialer Herkunft in allen untersuchten Ländern häufiger in den nicht-akademischen Bildungsgängen vorzufinden als Kinder aus privilegierter sozialer Herkunft. News4teachers
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