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AfD-Chef will die deutsche Kultur retten, kennt aber kein einziges Gedicht

BERLIN. Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla hätte gerne, dass in den Schulen hierzulande mehr deutsches Kulturgut vermittelt wird – auf die Frage eines ZDF-Kinderreporters nach seinem deutschen Lieblingsgedicht musste er allerdings passen. Nicht die erste Peinlichkeit im Wahlkampf der Rechtspopulisten.

Selbsternannter Retter der abendländischen Kultur: AfD-Chef Tino Chrupalla. Foto: TC21 / Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0

Sichtlich verunsichert antwortete der 46-Jährige: «Mein Lieblingsgedicht, ist, ehm, da muss ich, da müsste ich jetzt erst mal überlegen, fällt mir jetzt gar keins ein.» Auf die Nachfrage von «logo!»-Reporter Alexander, ob der AfD-Politiker denn vielleicht einen Lieblingsdichter habe, antwortete Chrupalla «Heinrich Heine.»

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Auch die Spitzenkandidaten der anderen Parteien – von Armin Laschet (CDU) über Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne), Christian Lindner (FDP), Markus Söder (CSU) bis hin zu Janine Wissler (Linke) stellten sich kurz vor der Bundestagswahl am 26. September in drei- bis vierminütigen Interviews den Kinderreportern von «logo!». Und waren nicht immer sicher bei Fragen zur Jugendsprache. Nicht punkten konnte Chrupalla bei der Frage, was das Jugendwort «cringe» (fremdschämen) bedeute.

Im Netz gab es für seine Aussagen Spott und Häme. Ein Nutzer twitterte: «Es ist wie Sarah Palin nach ihrer Zeitungslektüre zu fragen. Oder Donald Trump nach seiner liebsten Bibelstelle.» Ein anderer schrieb: «Chrupalla kennt keine deutschen Gedichte aber mag Heine cringer gehts nicht.»

“Meldeportal? Nicht mit der AfD”

Auch AfD-Fraktionschefin Alice Weidel zeigte sich im Wahlkamp als nicht allzu stilsicher. Die Initiative des grünen Finanzministers von Baden-Württemberg, Danyal Bayaz, ein “Hinweisgeberportal” für anonyme Anzeigen von Steuerhinterziehung einzurichten, kommentierte sie mit den Worten: “Meldeportal? Nicht mit der AfD.” Und weiter: “Ein staatliches Angebot zur Denunziation, ob durch Nachbarn, Bekannte oder Freunde, darf es in einer Demokratie nicht geben.”

Meuthen: Habe die “Meldeportale” gegen parteikritische Lehrer immer schon für falsch gehalten

Dabei war es die AfD, die mit “Meldeportalen” schon vor zwei Jahren Schlagzeilen produzierte: In den meisten Bundesländern forderten die Landtagsfraktionen der Rechtspopulisten Eltern und Schüler auf, parteikritische Lehrer zu melden, auch anonym. Darauf in der Sendung “hart aber fair” angesprochen, reagierte der AfD-Co-Vorsitzende Jörg Meuthen – der sich zuvor über den grünen “Schnüffelstaat” mokiert hatte – kleinlaut: Er habe die “Meldeportale” der Parteifreunde immer schon für falsch gehalten. Zu hören war davon öffentlich allerdings nichts. News4teachers / mit Material der dpa

Ein Jahr AfD-„Meldeportale“ gegen parteikritische Lehrer: Angeblich sind Tausende von Beschwerden über Schulen eingegangen

 

 

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