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Hat sich Corona an Schulen erledigt? Von wegen – Meldungen über Ausbrüche unter Schülern häufen sich

BERLIN. Die bundesweiten Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schüler sinken seit zwei Wochen wieder. Die Schutzmaßnahmen an Schulen werden von den Landesregierungen Stück für Stück abgebaut. War’s das mit Corona in den Bildungseinrichtungen? Berichte von Schulausbrüchen, die außer lokalen Medien kaum jemanden mehr zu interessieren scheinen, lassen ein anderes Bild erkennen. US-Studien zeigen unterdessen auf, wo besondere Risiken im Schulbetrieb lauern.

Aus den Augen, aus dem Sinn: Interessiert sich noch jemand für die Corona-Gefahr in Bildungseinrichtungen? Illustration: Shuttrstock

US-Wissenschaftler haben einen Ausbruch der Delta-Variante des Coronavirus in einer Grundschule rekonstruiert, wie n-tv berichtet. Die Lehrkraft hatte Symptome bei sich festgestellt, diese aber auf eine Allergie zurückgeführt und deshalb weiter unterrichtet. Ein Fehler: Zwei Tage später fiel ein Corona-Test positiv aus. Mittlerweile hatte sich bereits ein Dutzend Schüler der Klasse mit dem Virus angesteckt, acht Kinder erkrankten schwerer – offenbar auch dadurch begünstigt, dass die Lehrkraft entgegen der Schulregeln ohne Maske im Klassenraum laut vorgelesen hatte.

Deutlich wird durch die Untersuchung: Das Risiko für die Schüler, sich anzustecken, war umso größer, je näher sie dem Lehrer saßen. In den beiden vorderen von fünf Sitzreihen fiel bei acht von zehn Schülern der Corona-Test später positiv aus. Glimpflicher kamen die Schüler in den drei hinteren Reihen davon. Bei diesen lag die Ansteckungsrate bei lediglich 28 Prozent. Offenbar hatte der Luftfilter im Klassenraum dafür gesorgt, dass es bei direkten Ansteckungen blieb – und nicht alle Kinder über Corona-belastete Aerosole infiziert wurden.

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„Man muss irgendwie jetzt einen Schulbetrieb hinkriegen, der nicht zu einem exponentiellen Anstieg der Infektionstätigkeit führt”

In Deutschland gibt es keine Untersuchungen, die das Infektionsgeschehen an Schulen derart präzise beleuchten, veröffentlichte jedenfalls nicht (eine Hamburger Studie aus dem vergangenen Jahr verschwand in der Schublade von Bildungssenator Ties Rabe, SPD).

Dabei gäbe es durchaus Anlässe genug. Zwar ist das Infektionsgeschehen unter Schülerinnen und Schülern zuletzt laut Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts wieder gesunken, nachdem die Inzidenzwerte für Kinder und Jugendliche nach den Sommerferien insbesondere in Nordrhein-Westfalen auf Rekordhöhen geklettert waren. Genau das hatten Wissenschaftler wie der Chefvirologe der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten, vorhergesagt: „Ich glaube zum Beispiel, dass das, was man jetzt in Nordrhein-Westfalen sieht, eigentlich eher mitgebrachte Infektionen aus der Urlaubszeit sind. Viele von diesen Kindern werden nur noch Rest-RNA haben“, erklärte er Anfang September.

Aber: Die Gefahr sei keineswegs gebannt. Drosten: „Man muss in irgendeiner Art und Weise jetzt einen Schulbetrieb hinkriegen, der nicht dazu führt, dass es zu einem exponentiellen Anstieg der Infektionstätigkeit in dieser nicht geschützten Altersgruppe führt, und das ist natürlich eine Kombination von Maßnahmen, die man da erwägen muss und tatsächlich jetzt auch möglichst bald umsetzen muss.“

Das Virus ungebremst durch die Kitas und Schulen laufen zu lassen, sei keine seriöse Option. „Es ist ganz klar, das kann man nicht machen“, erklärte der Wissenschaftler. Vorsicht sei geboten. Die vorliegenden Daten lieferten keinen Beweis dafür, dass Kinder nicht in nennenswerter Zahl von schweren Erkrankungsverläufen wie inflammatorischen Syndromen betroffen sein könnten.

„Vor uns liegt ein Schuljahr in Präsenz. Präventive Schulschließungen wird es nicht mehr geben“

Dennoch haben die Landesregierungen seitdem die Schutzmaßnahmen deutlich gelockert – und nicht angezogen. So sollen die Gesundheitsämter bei Infektionsfällen an Schulen keine ganzen Klassen mehr in Quarantäne schicken. Die Maskenpflicht fällt immer öfter. Das erste Bundesland, Thüringen, verzichtet mittlerweile sogar darauf, Schüler in der Schule zu testen.

Dabei gibt es aktuell eine bemerkenswerte Häufung von Ausbrüchen an Schulen – über die von Behörden und überregionalen Medien kaum berichtet wird. Beispiele:

Dabei ist die Maskenpflicht im Unterricht offenbar eine recht wirksame Schutzmaßnahme. Das „Ärzte-Blatt“ berichtet von den übereinstimmenden Ergebnissen zweier US-Studien, dass es „in den USA nach dem Ende der Sommerferien an Schulen ohne Masken­pflicht deutlich häufiger zu Ausbrüchen von COVID-19 gekommen als an Schulen, die den Empfehlungen der Centers for Disease Control and Prevention folgen und alle Schüler und Lehrer verpflichten, in Innenräumen eine Maske zu tragen.“ Die Wissenschaftler schätzen das Infektionsrisiko ohne Maskenpflicht im Unterricht um den Faktor 3,5 höher ein als mit. News4teachers

Keine Schülertests mehr, keine Maskenpflicht: Erstes Bundesland lässt Corona frei durch Schulen laufen

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