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Kinder vor Infektionen schützen! RKI-Chef Wieler schlägt Alarm – Lehrerverbände erwarten erneute Schulschließungen

Lothar Wieler. Foto: Andrea Schnartendorff, RKI, Wikimedia Commons

BERLIN. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schlägt Alarm: „Wenn wir die aktuellen Impfquoten nicht drastisch steigern, dann kann die aktuelle vierte Welle im Herbst einen fulminanten Verlauf nehmen“, sagte Präsident Prof. Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Wieler: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Schon jetzt steige die Zahl der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssten – insbesondere auch bei jüngeren Menschen. Die allermeisten von ihnen seien ungeimpft. Lehrerverbände sehen schon wieder Schulschließungen heraufziehen.

Ein Corona-Impfstoff für Kinder soll laut Wieler im nächsten Jahr kommen. Bis dahin gelte: „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Kinder nicht infizieren“, erklärte der RKI-Präsident auf die Frage einer Journalistin. Deswegen sei es wichtig, dass alle ab 12 Jahren sich impfen lassen. Gleichzeitig sollten die Schutzmaßnahmen in den Kitas und Schulen aufrechterhalten werden. Kinder erkranken weniger schwer als Erwachsene, das hätten Daten bisher gezeigt. Doch es gebe auch Kinder, so Wieler, die schwer an Covid-19 erkranken und auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Vieles sei noch unklar. Umso wichtiger sei es, präventiv Kinder zu schützen.

„Kinder haben auf viele verzichten müssen in der Pandemie. Impfmuffel sollten sich das mal überlegen“, warf Jens Spahn ein. Und unterstrich: Impfen sei eine persönliche Entscheidung, doch eine Entscheidung, die viele andere betrifft.  Auf Intensivstationen werden laut Spahn und Wieler momentan vor allem nicht geimpfte Menschen wegen Covid-19 behandelt. «Es geht darum, dass das Gesundheitswesen nicht überlastet wird», sagte der Gesundheitsminister. Die Zahl der Ungeimpften sei noch zu groß. Auf diesem Stand könne nicht sichergestellt werden, dass es nicht wieder zu einer sehr starken Be- oder Überlastung komme.

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„Wer sich nicht impfen lässt, wird sich auf absehbare Zeit mit Sars-CoV-2 infizieren“

Laut Schätzungen des RKI seien durch Impfungen zwischen Januar und Juli etwa 77.000 Krankenhausaufenthalte und rund 20.000 Fälle auf Intensivstationen verhindert worden. Das sei ein „wirklich großartiger Erfolg der Impfung“, sagte Wieler. Schätzungsweise hätten Impfungen in dem Zeitraum über 700.000 Infektionsfälle vermieden. „Was uns wirklich allen klar sein muss: Wer sich nicht impfen lässt, wird sich auf absehbare Zeit mit Sars-CoV-2 infizieren“, warnte Wieler. Er betonte: „Alle, die sich impfen lassen können, sich aber noch nicht haben impfen lassen: Bitte lassen Sie sich impfen. Und das gilt für alle Menschen in unserem Land, die älter als zwölf Jahre sind.“

Lehrerverbände rechnen im Herbst mit erneuten Schulschließungen, weil die Corona-Schutzmaßnahmen aus ihrer Sicht nicht ausreichen. Es gebe viel zu wenige Luftfilter und kaum mobile Impf- und Testteams, kritisierten die Gewerkschaft GEW und der Verband der Berufsschullehrer am Mittwoch in Stuttgart. «Meine Befürchtung ist, dass wir im Herbst wieder über Fernunterricht reden werden», sagte die baden-württembergische GEW-Landeschefin Monika Stein. In welchem Ausmaß Schulen geschlossen werden müssten, hänge von der Entwicklung der Corona-Zahlen und der Impfbereitschaft ab. Die Verantwortung für mögliche Lockdowns liege bei Bund, Land und Kommunen, die nicht genügend in Schutzmaßnahmen investiert hätten. «Alle drei haben zu wenig dafür getan, Schulen so sicher wie möglich zu machen.»

«Der Präsenzunterricht ist meiner Meinung nach sehr gefährdet»

Auch der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbands in Baden-Württemberg, Thomas Speck, sagte: «Der Präsenzunterricht ist meiner Meinung nach sehr gefährdet.» In anderen Bundesländern, in denen die Schule schon länger wieder läuft, sehe man, dass die Zahl der Ansteckungen bei jungen Leute stark steige, weil viele nicht geimpft seien. Am Montag beginnt in Baden-Württemberg wieder die Schule. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) setzt – wie alle Kultusminister – auf Präsenzunterricht im gesamten Schuljahr 2021/2022. GEW-Landeschefin Stein forderte erneut, alle Klassenzimmer mit Luftreinigungsgeräten auszustatten. «Ein Lockdown würde sich dadurch vermeiden lassen.» Das Land und die Kommunen müssten hier viel schneller handeln. «Ich bin mehr als sauer an dieser Stelle.»

Bei der Impfkampagne sehen beide Verbände noch großen Nachholbedarf. So müssten auch Impfungen an Schulen für Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren angeboten werden. Die Idee: Mobile Impfteams und Impfaktionen an Schulen. Um die Impfquote zu erhöhen, seien zudem kreative Ideen gefragt – auch im baden-württembergischen Gesundheitsministerium von Manne Lucha (Grüne). «Wie wäre es zum Beispiel mit einem Lucha-Schüler*innen-Döner-Gutschein für jede geimpfte Person ab zwölf Jahren?», schlug Stein vor. Der Grüne könne aber auch Geld für «vegetarische Döner» lockermachen. Zudem müsse mehr informiert werden – auch über die sozialen Medien: «Die Impfempfehlung für über Zwölfjährige ist noch nicht an allen Schulen angekommen.» News4teachers / mit Material der dpa

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